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Burstup

Physische Welt, virtuelle Realität. Politik und Kultur.

22. 4. 2011 - 18:12

uDraw Game Tablet

Mit dem uDraw Game Tablet betrat Spielehersteller THQ Neuland. Die Softwareauswahl für das Gerät hält sich in Grenzen.

Nintendo ist es in den letzten drei Jahrzehnten schon mehrmals gelungen, für Innovationsschübe in der Videospielkultur zu sorgen: Die moderne Handheldkonsole geht auf GameBoy und Game&Watch zurück. Der Analogstick, heute Standard-Spielsteuerung von Konsolen, wurde erstmals auf der Nintendo 64 eingesetzt. Die Fernbedienungs-Steuerung der Wii hat - mit drei Jahren Verzögerung - Inspiration bei Sony (Playstation Move) und Microsoft (Xbox Kinect) bewirkt. Und mit dem brillenlosen 3D-Bildschirm des 3DS hat Nintendo auch 2011 Neues gewagt.

Die Experimentierfreudigkeit Nintendos motiviert auch andere Hersteller, neues auszuprobieren. Der kalifornische Games-Entwickler THQ versucht sich seit kurzem mit dem uDraw Game Tablet. Dabei handelt es sich um einen Hybrid aus Grafiktablet und Spielcontroller. Mitgeliefert wird das Grafikprogramm "uDraw Studio". Dass ein Künstler damit professionelle Grafiken erstellen kann, die den Ergebnissen mit einem Profi-Grafiktablett in nichts nachstehen, beweist der New Yorker Maler David Kassan (auch bekannt durch sein iPad-Fingerpainting) in diesem Video:

Während "uDraw Studio" also funktioniert und das Tablet für 70 Euro durchaus als preiswertes und interessantes Zusatzinterface gelten kann, ist die Zahl an weiteren Softwareprodukten recht bescheiden. Bisher sind für das (in den USA schon zu Weihnachten veröffentlichte) uDraw Game Tablet nur drei Spiele erschienen: "Pictionary", die Umsetzung des gleichnamigen Gesellschaftsspiels, "Doods Großes Abenteuer", ein Jump'n'Run-Game, in dem durch Zeichenbewegungen Landschaft und Spielfigur manipuliert werden können und ein "Spongebob"-Game. Ein viertes Spiel, "Kung Fu Panda", ist angekündigt.

Am vielversprechendsten wäre aber ohnehin die Entstehung einer Hacker-Community rund um das uDraw Game Tablet. Wie lebhaft und kreativ eine solche Szene sein kann, beweisen hunderte Homebrew-Anwendungen für Microsofts Kinect-Kamera, die seit Monaten im Netz verfügbar sind. Eine meiner Lieblings-Hacks: Therenect, das virtuelle Theremin des österreichischen Interface-Forschers Martin Kaltenbrunner.

Was mit dem uDraw Game-Tablet auf Wii oder PC möglich wäre - vor allem in Kombination mit Fernbedienung und Nunchuk-Controller - male ich mir seit einigen Wochen beim Spielen aus: Die Bedienungselemente des Raumschiff-Cockpits einer Space-Sim könnten genauso gut davon profitieren, wie die Level-Baukästen von Spielen wie "Create" oder "Trackmania". Dem Grafikprogramm "Studio" könnte man auch 3D-Software oder Videoschnitt-Tools an die Seite stellen. Man könnte das Game Tablet als Interface für Musikkomposition und Sound-Design benützen. Und es könnte eine direktere Benutzeroberfläche für komplexe Rollenspiele und Strategiespiele darstellen. Ob THQ für den notwendigen Schub an Software sorgen wird, oder sich Hacker des Gerätes erbarmen, bleibt abzuwarten.