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15. 4. 2011 - 18:02

Gütesiegel Praktikum

Hilfe bei der Auswahl des Pflichtpraktikums: Die ÖH und ein Team von Wissenschaftern stellen ihr "Gütesiegel" vor.

ÖH-Gütesiegel Praktikum

ÖH

Das Pflicht-Praktikum im Studium ist ein eher junges Phänomen in der EU. Die Eltern von heute Studierenden haben Pflicht-Praktika noch nicht gekannt, in den achtziger Jahren gab es sie an ein paar Fachhochschulen, in den neunziger Jahren ist ihre Zahl an FHs und Universitäten explodiert. Heute hat die Österreichische Hochschülerschaft zusammen mit der Plattform Generation Praktikum das sogenannte Gütesiegel Praktikum vorgestellt.

Die ÖH hat Kriterien für Pflichtpraktika erstellt. Wenn Unternehmen diese Kriterien erfüllen, sagt ÖH-Sozialreferent Christian Rechberger, dann erhalten sie das Gütesiegel Praktikum: "Wir bezwecken damit, den Studierenden eine Entscheidungshilfe zu bieten, wenn sie auf der Suche nach Praktikaplätzen sind. Um ganz salopp gesagt zu vermitteln: Leute, schaut's her, dort ist das Praktikum qualitätsvoll, dort hat es Hand und Fuß."

Studierende selbst werden nach den Praktika die Unternehmen beurteilen. Die Kriterien hat die ÖH zusammen mit Experten von der Arbeiterkammer und mit Sozialwissenschaftern erarbeitet. Paul Ringler von der Plattform Generation Praktikum erforscht das "Phänomen" Praktikum und seine Folgen seit 2006. Eines der wichtigsten Ergebnisse Ringlers: Es wird immer wieder mehr als nur ein Praktikum absolviert. "Zum Teil sind uns auch fast schon Praktikakarrieren von sechs, sieben, acht Praktika hintereinander untergekommen. Deswegen sagen wir: Das Praktikum sollte eher als Ausbildungsverhältnis gesehen werden und anerkannt sein. Es sollte nach dem Abschluss eines Studiums nicht mehr notwendig sein."

PraktikantInnen sind meist hochqualifiziert und – auch das ein Ergebnis von Ringlers Forschung – hoch motiviert. Trotzdem sie sind rechtlich und finanziell wesentlich schlechter gestellt als Angestellte im Unternehmen. "Sie machen sehr oft die gleiche Arbeit wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die angestellt sind. Es ist wichtig, dass es im Rahmen des Praktikums nicht zur Ausbeutung und zur Selbstausbeutung kommt. Dafür ist wichtig, dass zum einen den Unternehmen bewusst ist, dass ein Praktikant nicht einfach nur ein Mensch ist, der ein paar Monate da ist und hackelt. Zum anderen muss auch den PraktikantInnen bewusst sein, dass sie da einen Wert ins Unternehmen einbringen."

Bei großen Unternehmen in Österreich arbeiten ständig Hunderte Studierende. Zum Beispiel bei Siemens, einer jener Firmen, die heuer zum ersten Mal das Gütesiegel Praktikum erhalten. Bei Siemens Österreich arbeiten 900 PraktikantInnen pro Jahr. Brigitte Mlinek von der Personalabteilung des Konzerns findet die Kriterien für das Gütesiegel mit Vorbehalt gut: "Wenn auch das eine oder andere Kriterium in der praktischen Umsetzung nicht immer ganz so leicht zu treffen ist. Etwa dort, wo es sozusagen um Anleitung und Betreuung geht, ist es in so einem Riesenkonzern nicht immer leicht zu managen."

Ideal wäre, dass die Arbeit beim Praktikum als vollwertige Arbeit anerkannt wird – hinsichtlich der Bezahlung, der Rechte und der Versicherung der PraktikantInnen. Vielleicht ist das Gütesiegel Praktikum ein kleiner Schritt dorthin.