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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

13. 4. 2011 - 11:32

New Power Generation

Alternative Energien auf dem Prüfstand.

Von allen Gipfeln und aus allen Tälern hallt der Ruf nach alternativen Energiegewinnungs-Maßnahmen. Weg von fossilen Brennstoffen und Atomkraft. Aber was sind die Alternativen? Woraus können wir die Energie gewinnen, die wir benötigen?

Es gibt zahlreiche Methoden der alternativen Energiegewinnung, allerdings sind sie immer an bestimmte Umwelt-Voraussetzungen geknüpft und manchmal ökologisch auch nicht ganz unproblematisch. Hier ein paar Beispiele:

Windkraftwerke

Bei Windkraftwerken, auch „Windräder“ genannt, treibt der Wind große Rotorblätter an. Diese Rotationsenergie wird im Generator zu elektrischer Energie umgewandelt.

windrad

peter heilmann

Voraussetzungen:
Windkraftwerke sind gut geeignet für Gegenden mit möglichst konstantem Windaufkommen. In Österreich gibt es 625 solcher Kraftwerke. Besonders viele davon in Niederösterreich und im Burgenland.

Probleme:
Es kann überall mal zu Windflauten kommen. Deshalb ist die Windenergie schwer planbar. Kein Wind - kein Strom. Man ist also immer auf ergänzende Energiequellen angewiesen ist. Außerdem kommen durch Windkraftanlagen leider zahlreiche Fledermäuse zu Tode. Da ihr Echolot nach vorne gerichtet ist, und nicht nach oben oder unten, kollidieren sie mit dem Windrad oder sterben durch den Unterdruck der an den Rotorblättern entsteht. Ein weiteres Problem ist, dass Anwohner sich häufig gegen den Bau von Windkraftwerken in ihrer Umgebung wehren, da diese das Landschaftsbild prägen. Die Alpen beispielsweise wären für die Gewinnung von Windenergie gut geeignet, allerdings befürchtet man Einbußen im Tourismus, weshalb der Bau von Windkraftwerken verhindert wird.

Vorteile:
Für die Windkraftwerke spricht, dass sie kein CO2 ausstoßen und, dass Wind keine begrenzte Ressource ist. Solange die Erde sich ordnungsgemäß weiterdreht, bleibt die Luft in Bewegung.

Wasserkraftwerke

Bei Wasserkraftwerken werden Turbinen von fließendem Wasser angetrieben und erzeugen so Strom. Der Wasserfluss kann auf verschiedene Arten erzeugt werden, zum Beispiel durch Wasser-Gefälle (also das Umsetzen von potenzieller in kinetische Energie), durch Aufstauen oder man nutzt natürliche Strömungen (z.B. im Falle von Gezeitenkraftwerken).

Voraussetzungen:
Am besten geeignet für Wasserkraftwerke sind Länder mit viel Fließgewässer bzw. natürlichem Wasservorkommen. Österreich setzt stark auf Wasserkraft. Die größten Wasserkraftwerke weltweit befinden sich in China und Brasilien.

wasserkraftwerk

luk3x

Probleme:
Um einen Stausee anzulegen, müssen in manchen Fällen Bewohner umgesiedelt werden (vgl. der Drei-Schluchten-Damm in China, wo zahlreiche Menschen zwangsumgesiedelt wurden). Außerdem stellt dieser Eingriff ins Fließgewässer ein Problem für Fluss-Fische dar. Stauseen stellen einen großen Eingriff in das natürliche Ökosystem dar. Um Wasser in Stauseen zu pumpen, verwendet man überdies oft Kohlekraft oder Atomstrom, was der umweltfreundlichkeit wieder entgegenwirkt.

Vorteile:
Indem man Wasser zur Energiegewinnung nutzt, wird es weder verbraucht noch verschmutzt. Außerdem können Speicherkraftwerke bis zu einem gewissen Grad vor Hochwasser schützen (solange der Niederschlag nicht zu viel wird und der Staudamm rechtzeitig Wasser ablässt).

Aufwindkraftwerke

Aufwindkraftwerke kann man sich vorstellen wie riesig hohe Kamine. Am Boden wird in Kollektoren (so ähnlich wie Glashäusern) Luft von der Sonne erhitzt, steigt dann im Kamin auf und erzeugt damit einen Aufwind mit hoher Geschwindigkeit. Dieser Wind treibt Turbinen im Kamin an, die elektrischen Strom erzeugen.

Voraussetzungen:
Aufwindkraftwerke brauchen Platz und Sonne. Am besten geeignet dafür sind Wüstengebiete. Unter dem Projektnamen "Desertec" ist geplant, viele solcher Aufwindkraftwerke in Nordafrika und im Nahen Osten zu errichten.

Probleme:
Allerdings beinhaltet dieses Vorhaben, dass der Strom von dort tausende Kilometer weit, nach Europa transportiert wird. Dadurch wird das Projekt zur teuersten Investition der Weltwirtschaftsgeschichte. Durch diese Zentralisierung liegt die Verfügungsgewalt dann außerdem wieder bei einigen Wenigen. Um den Strom nach Europa zu bringen, bräuchte es 3000-5000km lange Stromtrassen. Widerstand bei den Anwohnern und Grundstückbesitzern ist da vorprogrammiert, dadurch ist der Plan, Desertec bis 2050 zu verwirklichen, unrealistisch. Das einzig Sinnvolle wäre, durch die Aufwindkraftwerke die Regionen vor Ort mit Energie zu versorgen.

aufwind kraftwerk

widakora

Vorteile:
Im Gegensatzu zu beispielsweise Windkraftwerken, können Aufwindkraftwerke dafür durchgängig Strom erzeugen, weil die Wärme des Tages im Boden und in Flüssigsalezen gespeichtert wird und somit auch nachts Aufwind erzeugt. Außerdem emittieren die Kraftwerke kein CO2 und es kann Wüstenfläche genutzt werden, die ansonsten weder zur Landwirtschaft noch als Wohnfläche genutzt wird.

Photovoltaik

Photovoltaik-Anlagen wandeln Sonnenlicht in elektrische Energie um. Dabei nutzen sie den Effekt, dass manche Materialien Photonen aufnehmen und dafür Elektronen abgeben. Entdeckt hat das Albert Einstein.
Anfänglich wurden Photovoltaikanlagen hauptsächlich für Raumfahrt-Technologie genutzt. Mittlerweile ist diese Technik im Alltagsgebrauch weit verbreitet, zum Beispiel bei Taschenrechnern.

Voraussetzungen:
Photovoltaik-Anlagen brauchen Sonne und viel Fläche.
Ein Photovoltaik-Kraftwerk wurde letztes Jahr in Eberstallzell in Oberösterreich in Betrieb genommen.Das größte und leistungsstärkste Photovoltaic-Kraftwerk befindet sich in Kanada.

Probleme:
Problematisch sind dabei die Solarzellen. Diese enthalten entweder Cadmium, das hochgiftig und krebserregend ist, oder Silizium, das in seiner Herstellung sehr energie- und kostenaufwendig ist. Bei falscher Entsorgung können die Solarzellen somit ein Problem für die Umwelt darstellen. Außerdem ist die Energiegewinnung zeitlich begrenzt, weil nachts die Sonne bekanntermaßen nicht scheint.

Vorteile:
Die Energiegewinnung durch Photovoltaik-Anlagen läuft dafür emissionsfrei und geräuschlos ab. Und die Sonne scheint gratis.

solarzellen

pink dispatcher

Biomasse Heizkraftwerke

Biomasse Heizkraftwerke erzeugen Strom durch die Verbrennung von fester Biomasse. Diese Biomasse kann bestehen aus: Holz, Getreide, Kuhdung, Altpapier oder anderen organischen Stoffen.

Voraussetzungen:
Häufig werden Biomasse Kraftwerke an Holz- oder Papierfabriken gebaut. Damit kann man den Abfall direkt verwerten.

biomasseheizkraftwerk mödling

ulrichulrich

Probleme:
Bei der Verbrennung von Biomasse wird CO2 freigesetzt, im gegensatz zu Wind- oder Sonnenenergie. Ist die Biomasse zudem verunreinigt – zum Beispiel Lack-Rückstände auf Altholz – so entstehen bei der Verbrennung auch noch umweltschädliche Abgase, die erst gereinigt werden müssen. Um die Biomasse zu gewinnen wird außerdem viel Wald abgeholzt. Obendrein es kommt zu einer Konkurrenz zwischen der Flächennutzung für Nahrungsmittelanbau und Biomasseanbau.

Vorteile:
Bei der Verbrennung von pflanzlicher Biomasse wird zwar CO2 freigesetzt, aber nur soviel, wie die Pflanze zu Lebzeiten aus der Luft gebunden hat. Damit gilt die CO2-Bilanz als neutral. Außerdem wächst Biomasse, im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen, schneller wieder nach.

Osmosekraftwerke

Osmosekraftwerke nutzen den Effekt, dass zwei Flüssigkeiten mit unterschiedlicher Salzkonzentration versuchen, diesen Unterschied auszugleichen. Man trennt Salzwasser und Süßwasser duch eine halbdurchlässige Membran, das Süßwasser fließt zum Salzwasser, dadurch steigt das Volumen bzw. der Wasserpegel auf der Salzwasser-Seite und erzeugt Druck. Dieser Druck wird dann genutzt, um Turbinen anzutreiben.

Voraussetzungen:
Osmosekraftwerke kann man überall dort hinstellen, wo Süßwasser und Salzwasser aufeinandertreffen, also beispielsweise an Flussmündungen oder wo salzhaltige Industrieabwässer in Flüsse münden. Der erste Prototyp eines Osmosekraftwerks steht in Norwegen.

Probleme:
Die Membran kann verstopfen und verschleißen. Deswegen brauchen Osmosekraftwerke häufige Wartung.

Vorteile:
Osmosekraftwerke können konstant Energie erzeugen, geben dabei kein CO2 ab und verbrauchen keine Ressourcen.

Es gibt wohl nicht DIE Anwort auf die Frage nach alternativen Energiequellen, aber es gibt zahlreiche Alternativen, die in Kombination und intelligent eingesetzt unseren Energiebedarf versorgen können, ohne Atommüll zu produzieren oder fossile Rohstoffe zu verbrennen.