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Andreas Spechtl

Ist Sänger der Band "Ja, Panik" und lebt in Berlin.

8. 4. 2011 - 15:15

Vom Überleben in der Metropole

XIII. Dinge zu Ende bringen. Alles offen lassen.

My shoes took me down a crooked path,
away from all welcome mats, my worried shoes.
I looked all around and saw the sun shining down,
took off my worried shoes, my worried shoes.

Daniel Johnston

Er weiß: Soweit ist alles gesagt, es gibt dem nichts mehr hinzuzufügen, die Sache ist beendet. Vor dem Fenster hat sich das Jahr endgültig für den Frühling entschieden, ein dunkler Winter ist vorbei, es war der längste seines jungen Lebens.

Menschen im Park

Andreas Spechtl

Wenn das Menschsein die Leute schon nicht zusammen bringt, dann doch zumindest die Sonne, denkt er, während er durch überfüllte Parkanlagen streift und nicht weiß ob er sich dazusetzen oder einfach nur weit weglaufen soll, zurück in die Katakomben seines kleinen Zimmers. Er entscheidet sich für den schnellen Durchgang. Wie so oft. Manchmal bleibt er kurz stehen, nur um sich zu vergewissern, dass es ihn drängt weiter zu gehen. Die Welt ist eine reichlich ausstaffierte Passage, wir müssen sie durchqueren, aber nur die wenigsten haben die Mittel sich darin irgendetwas zu kaufen. Kein leeres Versprechen, aber ein verlogenes. Eine Liebeserklärung im Drogenrausch. Die wenigen Auserwählten haben die Mittel, aber es fehlt ihnen die Lust. Gelangweilte Beobachter, die Elite jeder alten Welt. Setzt hier die Traurigkeit an? Hier muss sie ansetzen.

On a day much like today, she came around, while i was sleeping in a room with my soul left out.

Er öffnet die Augen und sieht sich um, wiedermal ist er hier im Jagen 135 gelandet. Es ist schon spät, sie schläft bereits. Er öffnet eine Flasche Wein, trinkt sie bis zur Hälfte und lässt den Rest dann stehen. Wen es hier anschwemmt, der braucht keinen Namen mehr, aber er braucht hin und wieder einen Schluck. Da ist er sich sicher. Und während er noch eine letzte Zigarette raucht, meint er, von weit her eine dunkle, tiefe Stimme zu hören. ... so blond ihr Haar, ihr Mund so rot wie Wein. Und wer von diesem Wein trank, konnt' nie mehr glücklich sein ...

Die letzte S-Bahn bringt ihn wieder in die Stadt, die zu dieser Jahreszeit noch frecher als sonst so tut, als ginge es nicht jede Sekunde ums Überleben. Aber darum geht es zum Teufel nochmal, ums nackte Überleben. Nur der Schlaf weiß davon nichts, der Schlaf der ihn, kaum zuhause angekommen, mit zärtlicher Überlegenheit in den Arm nimmt. Ja, es war ein langer und tiefer Winter. Adieu.

Time is on our side: noch 7 Tage bis DMD KIU LIDT