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Roland Gratzer

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7. 4. 2011 - 18:23

Die Randgebiete der bemannten Raumfahrt

Alles, was sie schon immer über Menschen und Schimmel im All wissen wollten. Urin und Weltraumrecht inklusive.

Die ganze Woche über beschäftigen wir uns auf FM4 mit Geschichte und Zukunft der bemannten Raumfahrt. Obwohl es außer China kein Land mehr gibt, das seine All-Tätigkeiten nicht an die große Glocke hängt, bleiben manche Fragen noch immer unbeantwortet. Hier und jetzt wollen wir das für einige davon endlich abschließen:

Wem gehört eigentlich der Mond?

12 Menschen waren bisher am Mond, gehören tut er aber trotzdem keinem davon. Der Weltraumvertrag von 1967 verbietet nämlich allen Staaten, sich irgendwas im Weltraum anzueignen. Laut einem weiteren UNO-Vertrag von 1979 müssen alle möglichen Rohstoffe auf dem Mond der gesamten Menschheit zur Verfügung gestellt werden, was auch immer das heißt. Wirklich bindend ist dieser Vertrag aber nicht, weil er nur von 13 Staaten ratifiziert wurde, darunter auch Österreich. Alle Nationen, die bisher im All waren, pfeifen darauf.

Wie teuer ist Mondgestein?

Insgesamt gibt es auf der Erde rund 740 Kilogramm Mondgestein, die entweder von den US-amerikanischen Astronauten oder den sowjetischen Mondsonden aufgesammelt worden oder als Meteorit bei uns eingeschlagen sind. Ein Gramm kostet zwischen 3500 und 1,6 Millionen Euro, je nach Anbieter. Bei privaten Verkäufern ist äußerste Vorsicht geboten.

Wie könnte eine Rakete noch angetrieben werden?

Große Innovationen stehen nicht bevor. In dunklen Wissenschaftskreisen geistert aber wieder eine Idee aus den 50er Jahren herum. Einige US-amerikanische Forscher entwickelten damals das Projekt Orion. Die Idee war simpel: Warum Treibstoff, wenn wir auch Atombomben nehmen können? Die Rakete sollte dann auf den Schockwellen der Bomben durchs Weltall cruisen. Weil aber weder NASA noch Air Force wirklich glücklich damit waren, liegt Projekt Orion auf Eis. Stanley Kubrick wollte sein Raumschiff in 2001: Odysee im Weltraum übrigens auch mit einem Orion-Antrieb ausstatten. Nach Dr. Strangelove hatte er aber von Atombomben irgendwie die Nase voll.

Gibt es blinde Passagiere auf der ISS?

Nur Raumfahrerinnen und Raumfahrer sowie reiche Weltraumtouristen haben bisher auf der Internationalen Raumstation gelebt. Ein ungebetener Gast hat sich trotzdem eingeschlichen. Dort, wo die Weltraumleute immer ihre Wäsche zum Trocknen hinhängen, hat sich ein hartnäckiger Schimmel gebildet, der schwer wegzukriegen ist. Auf einer möglichen Marsmission könnte so ein Problem zu einer ziemlichen Katastrophe führen. Aber es zeigt sich wieder mal: Wo auch immer der Mensch hingeht, diesen Schimmel werden wir einfach nicht los.

schimmel auf der ISS

NASA

Das ist kein Proberaum, sondern eine internationale Raumstation.

Welche Firma hat die US-Flagge am Mond hergestellt?

Obwohl das Space Race zwischen den USA und der Sowjetunion auch ein Rennen zwischen Kapitalismus und Kommunismus war, war Branding damals noch nicht ganz so wichtig. 1969 steckte Neil Armstrong eine US-amerikanische Flagge in den Mond. Welche Firma diese Flagge produziert hat, weiß aber niemand. Die acht größten Flaggenhersteller des Landes haben damals eine an die NASA geschickt. Eine Sekretärin hat dann die anonyme Auswahl getroffen.

Sind alle Nazi-Raketeningenieure in die USA gegangen?

Nein, aber die meisten. Das hat die Sowjets ziemlich geärgert. Deshalb haben sie jene Forscher, die noch in Deutschland waren, zu einer riesigen Party eingeladen. Der Wodka floss in Strömen und statt Mangelkost gab es ausreichend Fleisch. Ein paar Stunden später klopften sowjetische Soldaten an die Türen der Ingenieure und brachte sie samt Kind und Kegel in die Sowjetunion. Sie waren zu betrunken, um irgendwas dagegen zu tun.

Spielt Religion eine wichtige Rolle in der Raumfahrt?

Am 24. Dezember 1968 haben die Astronauten der Apollo 8 Mission zum ersten Mal den Mond umrundet. Und weil gerade Weihnachten war, las der Pilot Jim Lovell aus der Bibel vor. Das hat die damals berühmte Atheistin Madalyn Murray O’Hair so geärgert, dass sie Klage beim Obersten Gerichtshof eingereicht hat. Schließlich seien Astronauten Angestellte der Regierung und laut O’Hara sollte ihnen Beten im Weltraum untersagt sein. Die Klage ist zwar abgewiesen worden, bei der NASA sind Glaubensbekundungen seitdem aber nicht erwünscht. Buzz Aldrin hat erst Jahre nach seinem Mondspaziergang zugegeben, dass er dort eine private Kommunion gefeiert hat.

Jim Lovell

NASA

Jim Lovell sieht aus wie Kevin Costner, wurde in Apollo 13 aber trotzdem von Tom Hanks gespielt. Aus der Bibel darf er seit Apollo 8 nicht mehr vorlesen.

Wie wäscht man sich im Weltall?

Wasser ist in der Schwerelosigkeit ein ziemlich unberechenbarer Zeitgenosse. Deshalb wird es so wenig wie möglich eingesetzt. Das wichtigste Hygiene-Verb im All ist demnach das "Abwischen". Selbst beim Haare waschen reicht es, das spezielle Shampoo auf den Kopf zu schmieren und danach mit einem Handtuch trocken zu reiben. Stinken tut es auf so einer Raumstation aber trotzdem.

Welches Recht gilt bei einem Verbrechen auf der ISS?

Die Internationale Raumstation besteht aus verschiedenen Modulen, die von verschiedenen Ländern betrieben werden. Das hat auch Auswirkungen auf die Rechtslage. Pro Modul gilt das Recht des jeweiligen Landes. Wenn also ein Ami einem Russen im russischen Modul eine runterhaut, muss er nach russischem Recht belangt werden. Außer, er flieht rechtzeitig in den amerikanischen Sektor. Bei Erfindungen verhält es sich ähnlich. Wenn ein Ami etwas im russischen Modul erfindet, gehört die Erfindung den Russen. Bis jetzt kommen die Damen und Herren da oben aber gut miteinander aus.

kosmonauten

Raumfahrtmuseum.at

Was passiert mit dem Urin im Weltall?

Auf einer Raumstation ist Urin nicht nur eso-medizinisch ein ganz besonderer Saft. Auf den Toiletten gibt es zwei seperate Ausgänge. Der Urin wird gesammelt und als normales Wasser aufbereitet. Während oder kurz vor dem Raketenstart ist auf die Toilette gehen allerdings schwierig. Vielleicht kommt daher die sowjetische Tradition, auf dem Weg zur Rakete noch schnell am Bus die Blase zu entleeren. Bei den US-Amerikanern gibt es so etwas nicht. Als Alan Shepard kurz davor war, der erste Amerikaner im All zu werden, musste er ganz dringend. Dafür war aber keine Zeit mehr, deshalb war der erste Amerikaner im All ziemlich angepisst.

Was haben die sowjetischen Mondsonden gemacht?

In erster Linie das, was alle Sonden machen, nämlich wissenschaftliche Daten sammeln. Eine Sonde hatte allerdings eine besondere Aufgabe. Luna 10 war der erste Satelit im Mondorbit. Neben den bereits erwähnten wissenschaftlichen Aufgaben ist dieser kleine Mondtrabant aber vor allem für eine musikalische Grußbotschaft bekannt. Am 3. April 1966 sendete Luna 10 die "Internationale" live zum 23. Kongress der KPdSU. Die Aufnahme war übrigens nicht wirklich live, sondern die Aufzeichnung der Generalprobe. Aber das musste ja niemand wissen.

Wieviele Zehennägel hatte Viehböck beim Flug ins All?

Eigentlich gar keine, oder zumindest nur ein paar verkümmerte. Die sowjetischen Ärzte haben nämlich vermutet, dass sich ein Fußpilz unter einem Zehennagel des Austronauten bildet. Deshalb haben sie ihm gleich alle Nägel ausgerissen. Präventive Medizin in Reinkultur.

Aber die Amerikaner waren doch gar nicht am Mond, oder? Weil ich hab da mal so eine Doku gesehen, und da haben sie gesagt, dass der Kubrick das alles gedreht hat und so. Und wegen der Fahne auch. Weil da geht ja gar kein Wind. Also das ist doch eine Verschwörung. So wie 911. Oder?

Pfff...