Erstellt am: 5. 4. 2011 - 17:55 Uhr
Let's get offended, Yeah!
Don't Say We Didn't Warn You!

Does It Offend You Yeah
Der Titel der neuen Platte von den englischen Elektro-Trash-Clash-Freaks Does It Offend You, Yeah! sagt eigentlich schon alles. Diese Band aus Reading/Berkshire liebt es anzuecken, zu verstören, und auch wenn sich das wahnwitzige Quintett vorab schon einmal "entschuldigt", wird gleich zu Beginn nach einschmeichelndem Indie-Singer-Songwriter-ähnlichem Intro mächtig auf den Putz gehaut. Denn wenn bei anderen Bands der Bär steppt, dann tanzen bei "Does It Offend You, Yeah?" die Werwölfe Pogo. Außerdem lassen die fünf EngländerInnen als Einstieg in ihr zweites Werk gleich mal die Toten auferstehen, um damit nach längerer Musikbusiness-Schlacht ein Lebenszeichen zu setzten und ihre Fans wissen zu lassen: "Wir sind noch da und wir machen noch immer nur das, was wir wollen!"
Does It Offend You, Yeah! spielen am Mittwoch 06. April im Wiener Fluc.
Ohne (musikalischem) Maulkorb
Nur der Müll und Dreck schwimmt oben. Das meint (in abgeschwächter Form übersetzt) James Rushent, Leadsänger, Gitarrist, Bassist und Gründer von "Does It Offend You, Yeah?" wenn es um das Thema "erfolgreiche Bands" und "Majorlabels" geht. Durch das Bestreben ihre Unabhängigkeit zu wahren, ihre künstlerische Freiheit zu sichern, und sich selbst treu zu bleiben, gelten die fünf Musiker als "extrem schwierig" handzuhaben. Mit anderen Worten, diese verrückten Elektro-Rocker sind nicht leicht zu biegen und zu vermarkten.

Does It Offend You Yeah?
Aber genau das macht die Wut, den Zorn, die Energie sowie den ironische Touch der skurrilen Stilmixtur aus. Denn auf "Don't Say We Didn't Warn You" schert sich niemand um Genregrenzen, um den Rahmen des feinen, guten Geschmacks, um adäquate Lautstärkenanpassung und mixtechnische Ausgewogenheit. Hier krachen die Drums metallisch und spitz, dort zischeln Synthie-Melodien und wabbern Keyboardflächen wirr umher, während James Rushent zwischen wütendem Geschrei und sanften Poplinien in bester Dr. Jekyll und Mr. Hyde Manier hin und her wechselt. Gleich der zweite Track "John Hurt" verlangt dem unbedarften Hörer viel ab. Nicht nur das aus heiterem Himmel auftauchende Allerwelts-Funk-Sample Woo! Yeah! irritiert und belustigt, auch die am Trommelfell zerrende Brachialität überrascht und braucht ein paar Durchgänge, um den grandiosen melodischen Charakter nachvollziehen zu können.

Does It Offend You Yeah
Mit "Pull Out My Insides" schafft das Quintett aus Reading die erste Verschnaufpause, in der zarte Gitarrenakkorde mit glitzerndem Sound über einen schnarrenden Bass zerlegt werden und Gesangstechnisch tief in die Ohrwurmkiste gegriffen wird. Doch die Verstörung folgt gleich darauf mit "Yeah", einem instrumentalen Magenstrudel der klingt, als hätten Paft Punk und die Klaxons sich narrische Schwammerln eingeworfen und vorgenommen, die Munsters-Serie aus den 1960ern neu zu vertonen. Aber "DIOYY?2 können auch ganz anders. "Wrong Time Wrong Planet" ist ein sanft groovende Dancefloor-Perle, die Soulwax nicht besser machen könnten. Damit noch nicht genug, wird bei "Wondering" ein Massive Attack Sample in den trashigen Beat verwurstet, während der englische Rapper Trip dem Song einen cleveren Hip Hop Spin verleiht.
Wrestler and Monkeys
Wer jetzt noch immer nicht davon überzeugt ist, dass es sich lohnt, diese Band live auf der Bühne zu sehen, sollte sich die Nummer "Wrestler" anhören. Darin spielt "DIOYY?" mit der Ansprache des Wrestler-Managers und Promoters Paul Heyman, die er 1997 bei den Extreme Championships in der Kabine auf die Athleten runterprasseln ließ. Oder den harmonischen Höhepunkt "Broken Arms", einer Indie-Ballade, die zu einer krachigen Rockhymne wird und trotzdem an den üblen Genreklischees vorbeizusteuern vermag.
Und wenn das alles nichts hilft, dann einfach das Video zu "The Monkeys Are Coming" anschauen und schon eröffnet sich die schräge und trashige Welt von "Does It Offend You, Yeah?" ganz von selbst. Denn neben all den Extremen, die das englische Quintett in ihrer Musik auslotet, bewiesen sie zum Glück, dass sie auch über sich selbst witzeln können.