Erstellt am: 5. 4. 2011 - 16:59 Uhr
Destroyer live
Ein wankender Triumph
Der große Exzentriker Daniel Bejar aka Destroyer hat letzten Sonntag zu einer Lehrstunde in Sachen Defätismus geladen, und die kids of america sind ihm breitwillig in die Webster Hall ins East Village von Manhattan gefolgt. Man muss sich diesen Typen aus Vancouver als den Schrecken aller small town value-Mütter vorstellen. Bejar bedient das Bild eines ungewaschenen Bummelkünstlers: verfilzt verführerisch, arbeitsscheu und irgendwie nach Weinkorken riechend. Und er hat's nicht gerade mit dem American Dream und den daran gekoppelten Werten.
merge records
Auf seinem 9ten Album 'Kaputt‘, dieser großartigen Rückführung in die anderen achtziger Jahre, die des sozialen Niedergangs, der politischen und persönlichen Hinterhältigkeiten, stimmt er einen mild vorgetragenen, aber inhaltlich bitterbösen Abgesang auf Amerika an und hebelt so die aktuell weitverbreitete Verklärung dieser Dekade durch die jüngste Musikergeneration des Landes aus (read Chillwave et al.)
Der Titelsong offenbart seine wahren Absichten in Minute 3:55 dieses wohl besten Videos in a long time:
Die Bühne
wird an diesem Abend mit psychedelischen Farben wattiert. Bejar hängt „französisch“ an der Flasche. 3 Bier plus ein Becher Hochprozentiges werden pro Song mehrmals in der Bodengegend des Mikroständers gesucht und gefunden. Wie als Ritual in die Knie gehend beobachtet Mr. Destroyer das Schaffen seiner mehrköpfigen „Kaputt Band“. Jene steuert Pop-Jazz, weißen Funk und Bläsersätze bei. Launiger Weltschmerz weht mit viel Hall und Echo durch dunkle Hinterhöfe und verdichtet sich an anderer Stelle zu Lärmorgien im Sonic Youth'schen Sinn.
Unglaublich, wie es Destroyer auch live schafft, aus den cheesy Zutaten der Hall & Oats Schule bezwingende, keinesfalls ironische und so noch nicht gehörte Musik zu machen. Nur manchmal flackert ein wenig Zorn im Gesicht Bejars auf. Doch grundsächtlich gehört die Wut den anderen, schließlich kommt man aus Kanada und hat so seine Erfahrungen.
Dieses große Schauspiel erfolgte einen Tag nach Arcade Fires Gastauftritt bei der langen Nacht der LCD Soundsystem-Verabschiedung im Madison Square Garden. Dort bewiesen die LandsmännInnen Benjars wenigsten einmal Humor und stimmten als Chor der Gefangnen ein in den Song 'North American Scum', diese großartige MurphyHymne gegen den tumben und selbstgerechten Antiamerikanismus. Auch das ein Triumph.
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner
Christian Lehner