Erstellt am: 2. 4. 2011 - 19:00 Uhr
FM4 Charts vom 2. April 2011
- FM4 Charts, im Radio ab 19 Uhr
- Brand New: Die Neuvorstellungen der Woche
Na Grüß Gott, Herr und Frau Kompott, die Woche war wieder von einiger Gutheit. Nachdem das Jahr 2011 im ersten Quartal eher mit weltpolitischen Umwälzungen, Naturkatastrophen und Krieg aufwarten konnte, gab es nun, in der letzten Märzwoche, eher absurd-komische Anekdoten aus der Welt der Mächtigen.
So reichte etwa der deutsche Energie Konzern RWE, während Fukushima weiterhin - trotz „Meisterleistung der Ingenieurskunst“- Cäsium spuckt, Klage gegen das Atom-Moratorium der deutschen Bundesregierung ein. So ein vollabgeschriebenes Atomkraftwerk ist nämlich rein buchhalterisch eine richtige Gelddruckmaschine, und während sich Allgemeinheit und Staat mit so faden Dingen wie Entsorgung und Katastrophenfinanzierung herumplagen dürfen, freuen sich die betroffenen CFOs und CEOs über eine prächtige Eigenkapitalrendite.
Ein wenig brisant ist vielleicht der Umstand, dass ausgerechnet der außenpolitische Sprecher der kleineren Regierungspartei, also jemand der von Amts wegen die österreichische Anti-AKW-Linie mittragen müsste, im Aufsichtsrat dieses Konzern sitzt - aber erstens hat die ÖVP derzeit noch größere Unvereinbarkeitsprobleme und zweitens darf sich eine Gesellschaftsarchitektur, die Egoismus und materiellen Eigennutz als Leistungstreiber und Korrektiv postuliert, nicht wundern, wenn ihre Politiker nach den gleichen Schnittmustern gestrickt sind.
Die Gesellschaft des Habens hat jede Ethik aus dem mechanistischen Weltbild des Gewinn maximierenden Homo Oeconomicus ausgelagert und die Konkurrenz zum Motor eines Wachstums zum Selbstzweck bestimmt, auch wenn die moderne Wissenschaft diese Prämisse längst in den Grundfesten zertrümmert hat.
In dieser Logik handeln Schüssel, Strasser, Grasser und Paul Bulcke, der Nestlé Chef, genauso wie jeder der sich von seiner Geldanlage 10-20 % Rendite erwartet.
Und so lange es geht, werden Spielverderber, die diese als Naturwissenschaft getarnten Spielregeln dieser Veranstaltung namens Weltwirtschaft in Frage stellen, auf lautlos geschalten.
Insofern ist es auch kein Wunder wenn ein Jean Ziegler, immerhin jemand der sich laut sagen traut, dass verhungernde Menschen keine Wirtschaftsflüchtlinge sein können, nun doch von der Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele ausgeladen wurde.
Offiziell, um ihn vor seiner „konstruierbaren Nähe zu Al-Gaddafi“ zu schützen (wiewohl Ziegler in Gaddafi ebenfalls einen psychopathischen Diktator sieht), inoffiziell aber wohl eher um die Geldgeber von Nestlé, Credit Suisse und andere nicht zu vergraulen.
Denn Herr Bulcke hört nicht so gerne, dass die Zahlen seines Konzerns, etwa für das Trinkwassergeschäft, gegengleich das Leid von Menschen darstellen – und so Festspiele sollen ja ein erfreuliches Eliten-Stelldichein im gediegenen Ambiente sein.
Diese Vermutung wird von der Festspielleitung sowie von der Salzburger Landeshauptfrau übrigens heftig dementiert.
Zu den Charts:
In einer Sendung, die heute mit vier österreichischen Neuvorstellungen glänzt, schaffen es Peter Bjorn & John auf Platz 3 mit „Second Chance“.
The Joy Formidable landen mit „Austere“ auf Rang 2.
Und die neue Nummer 1 von FM4 kommt diese Woche von den Foo Fighters, rund um den 42jährigen Dave Grohl, und heißt „Rope“.
Anton Corbijn
Peace and goodwill to all sentient beings!