Erstellt am: 28. 3. 2011 - 17:03 Uhr
Comics mit Lesebändchen
Comics und Zeitungen gehören zusammen wie Songs und Alben. Bereits 2005 hat die Frankfurter Allgemeine die zwanzig besten Comicserien als "Klassiker der Comic-Literatur" herausgebracht, jetzt lässt die Süddeutsche Zeitung in der SZ Bibliothek Graphic Novels hochleben und hat ihnen als Zeichen der Ehrerbietung ein Lesebändchen eingeklebt.
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Gut 21 cm roter Buchrücken müsste man im Buchregal berechnen - ein verkleinertes A4-Format mit rotem Cover, eine schwarz-weiße Zeichnung aus dem jeweiligen Comic und der Titel in cremefarbener Schrift - so erscheinen die vorerst zehn Bände in einheitlicher Form. Alle übrigens zeitgleich - würde man nur zwei oder drei Bücher in den Handel geben, würden die Bücher möglicherweise untergehen, meint Sabine Sternagel von der SZ.
Ausgewählt hat die Feuilletonredaktion der SZ und ja, sie hat gut gewählt und zeigt mit dieser Auswahl gekonnt die Bandbreite an Graphic Novels. Von Biographien zu Historischem, von politischen Themen zu Krimis. Klassiker neben Geheimtipps und neuen Titeln.
Der erste Band liegt auf der Hand: Will Eisner "Ein Vertrag mit Gott" ("A Contract With God"). 1978 hat der Zeichner Will Eisner mit dieser Geschichte, die in der Bronx der 1930er Jahre spielt, den Begriff der "Graphic Novel" erfunden. Auch der zweite Band "Persepolis" von Marjane Satrapi - beide Bände "Eine Kindheit im Iran" und "Jugendjahre" - darf in keiner Graphic Novel-Auswahl fehlen. Zu den Top Drei würde eigentlich "Maus" von Art Spiegelman gehören. Der Titel ist aber kurzfristig rausgefallen, heißt es da von Seiten der SZ. Stattdessen wurde "Gift" von Peer Meter & Barbara Yelin übernommen.
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Außerdem mit dabei: Guy Delisle: "Shenzhen" (Reprodukt), Joe Sacco: "Palästina" (Edition Moderne); Alison Bechdel: "Fun Home" (KiWi), Jiro Taniguchi: "Vertraute Fremde" (Carlsen), Leo Malet & Jacques Tardi: "Blei in den Knochen" (Edition Moderne), Reinhard Kleist: "Cash - I see a darkness" (Carlsen) und Ari Folman & David Polonsky: "Waltz with Bashir" (Atrium).
Manche Titel haben zusätzliche Artikel bzw. Erklärungen, etwa "Vertraute Fremde", bei anderen fehlt eben das, etwa bei "Palästina". Teilweise sind die Zeichnungen der SZ-Edition um einiges kleiner als die Originalausgaben der Verlage. Allerdings liegen die Bände der SZ-Edition teilweise deutlich unter den herkömmlichen Verlagspreisen.
Trotzdem sehen reine Comicverlage diese Reihe durchaus positiv: "Graphic Novels werden dadurch in Buchhandlungen präsentiert, die vorher Comics gegenüber vielleicht noch skeptisch waren. So eine Aktion kann also ein Türöffner sein", meint Christian Maiwald von Reprodukt und hofft, dass SZ-LeserInnen auch auf die restlichen Verlagsprogramme aufmerksam werden.
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Insofern wird sich zeigen, wer letztlich von einer derartigen Serie mehr profitiert. Als Einstiegsdroge sicher eine gute Serie. Auch, um fehlende Titel zu ergänzen und wer erstmal in Graphic Novels reingekippt ist, wird ganz sicher bald mehr als diese zehn Bücher brauchen.