Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Something For The Weekend"

Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

24. 3. 2011 - 18:18

Something For The Weekend

Ausgehempfehlungen. Nothing Matters When We're Dancing.

Nun gut, eigentlich könnte man das Wochenende, wie schon erwähnt, einzig mit der Beschäftigung mit dem exquisiten sound:frame-Programm ganz ordentlich und mit Stil durchbringen. Es geschehen aber auch andere Dinge auf den Dancefloors und den Brettern dieser prall pulsierenden Metropole Wien.

Horse Meat Disco

Horse Meat Disco

Zum Beispiel ist der Donnerstag nach wie vor der neue Donnerstag. Aufgrund persönlicher Freundschaft und Verklüngelung des Autors seien die zweiteiligen Feierlichkeiten zum 5. Geburtstag des Magazins TBA nur am Rande - aber immerhin doch, zwecks Vollständigkeit und weil sehr gutes Programm - erwähnt. Quasi als Warm-Up zum Geburtstag wird sich am Donnerstag, den 24.3., als Gesandtschaft der nichts weniger als herrlichen Horse Meat Disco der in London ansässige Exil-Italiener Severino zum Plattendrehen im Club Market am Naschmarkt einfinden. Die Horse Meat Disco ist eine sonntäglich in der englischen Hauptstadt stattfindende Partyreihe, die sich ganz jener Musikrichtung verschrieben hat, ohne die in den letzten 3, 4 Jahren kaum eine Text über Tanzmusik ausgekommen ist. Dabei glaubt die Horse Meat Disco weniger an mittlerweile schon überinflationär rausgeschossene Neo-Disco-Produktionen, sondern viel mehr an verloren geglaubte Schätze aus der Flohmarktkiste. 4. Platte von ganz hinten, links.

Zwei feine CDs haben die Macher der Horse Meat Disco schon zusammenkompiliert, Zusammenstellungen von Tracks, die mitunter nah dran an der Cheesyness kratzen - mit John Travolta oder irgendeiner "ironischen" Kult-Veranstaltung hat das alles aber gar nichts zu tun. Hier wird mit Geschmack gewerkt.

Kalabrese

Kalabrese

Kalabrese

Am Freitag erscheint im Rahmen von Stadtpark Musik ein sehr guter Mann in der Pratersauna: Der aus Zürich stammende Produzent Sacha Winkler, bekannt unter dem Namen Kalabrese. Merkwürdig lange schon hat man nichts mehr gehört von dem Schweizer, sein 2007 erschienenes Album "Rumpelzirkus", das ganz genauso klingt wie es heißt, ist auch heute noch ein immer wieder gern aus dem Regal gezogener Quell der Freude. Eine schön stolpernde Verquickung von House mit Folk-Elementen und klappernder Schlagzeugarbeit. An diesem Abend gibts Herrn Kalabrese zwar nur an den Musikabspielgeräten zu erleben, nicht live, an dieser Position ist er aber ebenso bestens aufgehoben. Mit dabei in der Pratersauna, anderer Floor, live und auch nicht schlecht: Der Engländer Mark-Henning, der eher deepere Töne pflegt.

Sunburned hand of the man

sunburned hand of the man

Sunburned Hand Of The Man

Der Samstag bringt das nun komplett richtige TBA=5 Geburtstagsfest in der Arena. Joe Goddard von den allseits beliebten elektronischen Pop-Allroundern Hot Chip kommt als DJ, der kann das richtig gut, das Young Rebel Set, die neuen heißen Eisen mit Gitarre aus dem UK, ist ebenso am Start wie Marilies Jagsch oder die aktuell in etwa drittbeste Band Österreichs, Francis International Airport. Und noch einíges mehr, Horse Meat Disco beispielsweise.

Konzerte an Samstagabenden sind tendenziell nicht so der Standard. Die Fluc-Wanne aber erfreut diese Wochenende mit einer frühen Live-Darbietung einer ziemlich wunderbaren Band, naja, vielmehr einem Gefüge, einem Konzept. Die Tanzschuhe kann man dann auch noch später anziehen. Als das englische Musikmagazin WIRE 2003 (puh!) mit einer Titelgeschichte das New Weird America ausrief, waren sie auf dem Cover-Foto zu sehen: Sunburned Hand Of The Man. Musik, in der Jazz, Folk und Kraut, freifließende Improvisation aber auch songförmige Lagerfeuerromantik, Grillengezirpe und hanebüchenes Herumgespinne gut zusammenkommen. Die Grenzen zwischen grellem Erweckungserlebnis und langem Atem können hier fließende sein.

Der Dienstag ist zwar streng genommen kein Wochenende, aber Techno. Mit Marcel Dettmann erreicht am 29.3. einer der ganz großen Stars des jüngeren Berlin-und-Minimalismuswahnsinns das Crazy im Wiener Flex. Ein sehr gutes Album hat Dettmann letztes Jahr bei Ostgut Ton veröffentlicht - und als DJ ist er bekanntlich auch nicht der schlechteste. Ein "Event", möglicherweise, Dettman hat uns die ganz große Bassdrum aus dem Berghain mitgebracht. Was meint Rainald Goetz in seinem Buch "Rave": Und der große Bumbum sagte: eins eins eins - und eins und eins und - eins eins eins - und - geil geil geil geil ..."