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Pia Reiser

Filmflimmern

23. 3. 2011 - 15:48

Adieu, Elizabeth Taylor

Die Schauspielerin ist am 23. März 2011 im Alter von 79 Jahren gestorben.

Man kann Liz Taylor in ihren Filmen beim Aufwachsen zusehen: Sie war ein Kinderstar in "Held auf vier Pfoten" und "Kleines Mädchen, großes Herz", sie wurde erwachsen und verließ das Elternhaus in "Father of the Bride", gründete eine Familie - "Ein Geschenk des Himmels", um schließlich mit 19 Jahren in dem unversöhnlichen "Ein Platz an der Sonne" an der Seite Motgomery Clifts im Erwachsenenfach anzukommen. Spätestens dann war auch Schluss mit den harmlosen Rollen vom lieben Mädchen.

Liz Taylor

public domain

Der ORF zeigt in memoriam Liz Taylor „Plötzlich im letzten Sommer“ (23. 3. um 0 Uhr, ORF2), "Das Land des Regenbaums" (26.3, 09:05, ORF2) und "Der Widerspenstigen Zähmung" (30.3., 0 Uhr ORF2)

Liz Taylor spielte oft widerspenstige, sture Frauen - nicht nur in "The Taming of the Shrew". Mit großen Gesten und großer Dramatik spielte sie Charaktere, die mit voller Wucht und wider besseren Wissens gegen Wände, Widerstände und Konventionen rennen. Das Bild der kurzhaarigen Maggie, die sich an den Stangen des Bettes festhält und einen mit Verzweiflung getränkten Blick in Richtung ihres Ehemannes wirft, geht in die Ikonografie Hollywoods ein. In der Verfilmung des Tennessee Williams Stücks "Cat on a hot tin roof" ist sie die titelgebende Katze inmitten einer Familie, die gern alles unter den Teppich kehrt. Schwelende Südstaatenhizte, Krankheit, Selbstmord, Alkoholimus, unterdrückte Sexualität, all das bricht auf am Geburtstag von Big Daddy. Mittendrin Maggie, durstend nach Liebe und kämpfend, in dieser Familie nicht zu ersticken.

Sex und veilchenblaue Augen

Liz Taylor brachte Sex und Leidenschaft auf die Leinwand der biederen Jahrzehnte Hollywoods, sie war eine ideale Verkörperung der Williams'schen Heldinnen. Mit Schneewittchen-Teint, den veilchenblauen Augen und schwarzen Haaren wird sie zum unnahbaren Star, an der schließlich auch Andy Warhol nicht vorbei kann.1964 verewigt er sie auf Leinwand. Dabei hatte sie das doch schon längst selbst erledigt. Sie war zwar weniger eine gute Schauspielerin als eine erstklassige Ikone, eine Erscheinung, sie spielte sich mit ihren Rollen ins kollektive Gedächtnis. Um ihrer Erscheinung gerecht zu werden, holt man holt zu Superlativen wie Hollywood goddess aus, sie wird zu Lebzeiten zur Legende.

MGM

"Cat on a hot tin roof" (1958): Paul Newman und Liz Taylor

Liz und Richard

An der Seite von James Dean und Rock Hudson kämpft sie in George Stevens Familiensaga "Giant" ebenfalls gegen familiäre Strukturen; der letzte Film von James Dean wird zum mythenumwobenen Klassiker um ewige amerikanische Themenkomplexe. Dann kam der Film, der vieles ändern wird: "Cleopatra" wird zum teuren Desaster, ein letzter Versuch des bröckelnden Studiosystems, noch mal mit Realitätsflucht, Pomp, Glanz und Gloria ins Kino zu locken. Der Film führt 20th Century Fox beinahe in den Ruin. Und Elizabeth Taylor in ihre fünfte Ehe. I really don't remember much about Cleopatra. There were a lot of other things going on., so Taylor. Am Set lernt sie Richard Burton kennen, eine Affäre, die das Studio geheimhalten will folgt. Paparazzi-Fotos, die das Gegenteil beweisen, gehen um die Welt.

Richard Burton und Liz Taylor

LIFE MAGAZINE

Ein fantastisches LIFE-Cover zeigt Richard Burton in Mark Anton-Montur mit Zigarette. Da hatten sich zwei gefunden. Taylor und Burton werden zum Vorzeige-Glamour-Paar, von Exzess zu Exzess tanzend, Partytigerin und Salonlöwe, eine Ehe geprägt von Alkohol- und Tablettenabhängigkeit und großem medialen Interesse. Die Verfilmung von Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" zieht seinen Reiz nicht nur, aber auch der Tatsache, dass man hier einem Paar, von dessen Auseinandersetzungen und Alkoholproblemen man weiß, beim Streiten und Trinken zusieht.

Für die Darstellung der Gloria Wandrous in "Butterfield 8" bekommt sie einen Oscar, eine weitere sexuell aufgeladene Figur, gezähmt nur durch Hollywoods strenge Eigenkontrolle, was diese Themen betraf und natürlich wurde sexuelle Freizügigkeit in diesen Filmen mit schweren Schicksalsschlägen bzw dem Tod bestraft.

MGM

Cleopatra

Taylor scheute nie die großen Posen, ihre Filme funktionieren durch große Dramatik, Tränen, Wutausbrüche, geschleuderte Teller. Mit Burton teilt sie eine Energie, die unerklärlich und magisch bleibt. So cheesy können die Filme mit den beiden gar nicht sein, dass man nicht fasziniert hängenbleibt. Die großen Posen und Gesten bleiben nicht nur auf der Leinwand, Burton schenkt Taylor einen Krupp-Diamant im Wert von 2 Millionen Euro. It's It's so large! How very vulgar! Would you mind if I tried it on?", soll Prinzessin Margret bei dessen Anblick gesagt haben. Dabei wusste man doch Big girls need big diamonds war Taylors Motto.

Liz Taylor und Richard Burton

MGM

Am kleinen Bildschirm

Die Ehe zerbricht 1974, nichtsdestotrotz heiraten die beiden 1975 wieder und bleiben ein Paar bis 1976. Als fallen stars bezeichnet Burton sich und Taylor Anfang der 70er Jahre. Hollywood hat sich verändert, das Studiosystem ist kollabiert und mit New Hollywood eine neue Art von Filmen entstanden. Filme, in denen für larger than life Schauspielerinnen, für Diven wie Elizabeth Taylor kein Platz war. Es folgen harmlose Ensemblefilme wie "Hotel International" und "Die Stunde der Komödianten" und spätestens mit Beginn der 80er Jahre beginnt Liz Taylors Streifzug durch die US Serienlandschadt von "General Hospital" über "Fackeln im Sturm" bis zu "Hotel". Ihr Körper, der in so zahlreichen FIlmen Objekt der Begierde war, muss einiges aushalten. In den Medien taucht die von Herz- und Gewichtsproblemen, Suchtmittel-Missbrauch, Osteoporose und Skoliose schwer gezeichnete Taylor vor allem auf, wenn es um Aufklärung in Sachen HIV und Aids geht - oder um im Prozess wegen Kindesmissbrauchs als Fürsprecherin für ihren guten Freund Michael Jackson zu agieren. Es ist fast schmerzlich, ihr beim Altern zuzusehen, die Haare in groteske Höhen toupiert, das Make-Up eine Sehnsucht nach ihrer Jugend und besseren Tagen.

Liz Taylor

warner

Den Wahnsinn im Nacken: Wer hat Angst vor Virginia Woolf (1966)

In die Geschichte der neueren Popkulturgeschichtsschreibung geht sie ein, als sie 1992 in einer Simpsons-Episode Maggie Simpson ihre Stimme leiht. Für mich wird sie immer die andere Maggie sein, die kämpfende Katze am heißen Blechdach inmitten einer zerbrechenden Familie.
Liz Taylor ist am 23. März 2011 in Los Angeles im Alter von 79 Jahren an Herzversagen gestorben.