Erstellt am: 21. 3. 2011 - 14:50 Uhr
F.I.R.E.I.N.C.A.I.R.O.
Vom Überleben in der Metropole
Als Vorbereitung zum Release von DMD KIU LIDT
I. Das Flanieren als Lebens-, Denk- und Liebesform
II. Das Gemeinsame und die Gemeinschaft. Möglichkeiten und Gefahren.
III. Verzweifeln, Liegenbleiben, Flennen. Manchmal: Resignieren.
IV. Das Mantra der Vernünftigen: Sinnlos, Sinnlos, Sinnlos.
V. Die Wahrheiten am Nachbartisch
VI. Der Tratsch und das Gelächter
VII. Verlass die Stadt.
VIII.Liebe und Anarchie
IX. Sich Erinnern.
X. Fenster einschlagen. oder F.I.R.E.I.N.C.A.I.R.O.
XI. Versuch über die Party.
XIII. Dinge zu Ende bringen. Alles offen lassen.
XIV. Die Manifestation des Kapitalismus in unseren Leben ist die Traurigkeit
Then the heat disappears and the mirage fades away.
Robert Smith
Wie weit muss man eigentlich wegfahren, um Dinge hinter sich zu lassen? Und: ist es so, dass sie mit einer bestimmten Entfernung plötzlich wieder vor einem liegen? Ist die Lösung also eine mathematische? Und ganz abgesehen davon: was bringt es die Kilometer wie verrückt in sich hinein zu fressen, panisch auf der Flucht zu sein, wenn das Problem seine Heimat in einem selbst gefunden hat? Richtig, nicht viel. Und trotzdem probiert es unser Filou immer wieder aus. Metropolen-Jumping ist das Gebot.
Schon wieder: Kairo.
Die Menschen laufen stolzer durch die Straßen als noch einige Monate zuvor. Das Eintauchen in die Stadt mag ihm dieses Mal aber nicht so recht gelingen, alles läuft wie ein Film vor ihm ab. Er bleibt oft stehen, um sich umzusehen und etwas zu finden, das ihn ganz von selbst anziehen, ihn aus sich selbst rausziehen könnte, aber es passiert nichts. Er wagt sich sogar bis zu den äußersten Rändern unserer Geschichte vor, dort, wo man die Welt noch als Wunder begreifen kann, aber er muss bemerken, dass auch hier nur zwei Dinge gelten: Geld und die Diktatur des Bildes, die dem „selber ansehen“ die Aura nimmt und es zwangsläufig zur Enttäuschung werden lässt.
Aus purer Angst zu vergessen, versucht er die Flucht nach vorne anzutreten. Als Eremit im eigenen Körper kann man bei ihm eigentlich gar nicht von vergessen sprechen, denn dafür müsste er erstmal was erleben, doch außerhalb seiner absoluten Innerlichkeit gibt es für ihn nichts zu holen. Eine vage Ahnung davon habend, beginnt er also manisch die Welt um ihn herum zu dokumentieren und abzubilden. Als bräuchte er ein Alibi, einen Beweis noch auf dieser Erde und jetzt hier zu sein. Vielleicht ist es auch so, dass er sich sein Verhältnis zu seiner Umgebung nur noch als ein bildhaftes, ein gefiltertes sozusagen, vorstellen kann? Ist das die einzige Möglichkeit der Kontaktaufnahme für ihn geworden? Ein kurzer Blick aus den Fenstern, die wir noch Augen nennen, sagt uns: Der absoluten Innerlichkeit adäquate Beziehung, oder besser Nicht-Beziehung, zur Welt ist das Bild und noch viel mehr die Abbildung. Wogegen, wir haben schon an anderer Stelle eine Lanze für sie gebrochen, die Befindlichkeit uns in jedem Moment mit unserer Umgebung in ein Verhältnis setzt und uns etwas erleben lässt. Die Befindlichkeit streicht weder uns aus der Welt (Abstumpfung), noch die Welt aus uns (Innerlichkeit), sie drückt vielmehr unsere Beziehung zur Welt aus. Man sieht sofort: Es handelt sich um etwas Unabbildbares.
Wir wollen also seine desperaten Aufzeichnungen hier festhalten:
Andreas Spechtl
Andreas Spechtl
Andreas Spechtl
Andreas Spechtl
Andreas Spechtl
Ist diese Welt nicht auch nur eine Abbildung davon, wie wir mit unseren Troubles umgehen, wie wir ihren Ursprung, aber auch ihre Lösung denken? Die Vereinzelung braucht Bilder, um die Leidenschaften in Zaum zu halten, das ist vielleicht der Punkt. Einen Stein in die Hand nehmen und das Fenster einschlagen, kann es so einfach sein?
Candy, i draw you one last picture: noch 24 Tage bis DMD KIU LIDT.