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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

19. 3. 2011 - 19:00

FM4 Charts vom 19. März

"Exportweltmeister": Dein Defizit ist mein Überschuss – oder: deutsche Qualität, da weiß man, was man hat.

Im Rahmen meiner Geschichte zum Buch Das Ende des Geldes spielte am Rande auch das Thema Griechenland eine Rolle. Bis heute wird ja gerne behauptet, dass die unverhältnismäßige Lebensweise der GriechInnen zum Bankrott des griechischen Staates führte. Im Buch erfährt man hingegen, dass die Milliarden-Rettung Griechenlands vor allem auch eine Rettung der großen deutschen Banken, allen voran der Deutschen Bank, war. Jahrelang wurde Griechenland mit deutschen Exporten überschwemmt, finanziert haben die deutschen Institute mit ihrem aus Luft geschöpftem Geld – die Zinseszinsen dafür zahlt bis zum St. Nimmerleinstag die griechische Bevölkerung, indem sie die "Gürtel immer enger schnallt". Die teils blutigen Straßenschlachten sind eine direkte Folge – versagt haben in der Causa neben dem Geldschöpfungssystem der Banken vor allem auch sämtliche Aufsichts- und Rating-Organe wie Moody's und Konsorten. Doch der Exportweltmeister der Herzen kann spätestens seit Schwarz-Gelb auch noch ganz anders:

Im Sommer 2010 genehmigte die Bundestagsmehrheit von CDU/CSU und FDP staatliche Kreditgarantien für den Export von Atomkrafttechnik. Die Vorgängerregierungen unter Rot-Grün und später auch unter Schwarz-Rot waren strikt gegen diese Lockerung. Doch zu verlockend scheint das Geschäft. Deutsche Atomkraft-Konzerne wie Areva/Siemens bauen in Entwicklungsländern, wie in diesem Fall in Brasilien, AKWs und lassen sich diese Vorhaben von deutschen Banken per "fiat money" finanzieren – die Garantie dafür gibt's vom deutschen Steuerzahler, die Boni und Dividenden stecken sich Manager und Eigentümer ein, die Bilanzen unterstützen sie dabei. Knappe 2,5 Milliarden Euro Exportkreditgarantie gab es für den Bau des brasilianischen Kraftwerks ANGRA3, laut deutscher Opposition ein veralteter Typ und mitten in einem Erdbebengebiet.

Doch mit dem Hinweis auf Japan und wie sicher die dortigen AKWs mitten im Erdbebengebiet seien wurden Bedenken vom Tisch gewischt; Norbert Barthle (CDU) vom Haushaltsausschuss meinte außerdem: "Wir regieren nicht in Brasilien, es steht uns nicht an interne nationale Belange anderer Staaten zu beurteilen." Wer sieht, wie vernetzt die größten AKW-Konzerne wie EON, RWE, Vattenfall oder eben auch Areva/Siemens mit den Finanzinstituten von Deutsche Bank, Commerzbank, Dresdner Bank und Co sind, wundert sich darüber auch nicht mal. Es lebe die freie, wertneutrale Marktwirtschaft samt ihrer Nischen, die auch immer ein paar lukrative Platzerl für den einen oder anderen Ex-Kanzler über haben, den Gazprom nicht haben will.

Zur Portfolio-Analyse der heutigen Charts:

  • Platz 3 geht an Wolfram und Hercules & Love Affair mit der Nummer "Fireworks".
  • Auf der 2 diesmal Radiohead mit "Lotus Flower".
  • Und die neue Nummer 1 von FM4 kommt von den Kills und heißt "Satellite".


Mögen alle Wesen wohlauf sein!