Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Fußball-Journal '11-20."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

17. 3. 2011 - 19:25

Fußball-Journal '11-20.

Die jungen Legionäre tragen die ÖFB-Nachwuchsteams - auch wenn ein unsauberes Mantra der Fußball-Granden dagegen angreint.

Bundesliga, Meisterschaft und der Cup, der ÖFB und das Nationalteam, das europäische Geschäft, der Nachwuchs und die vielen Irrsinnigkeiten im Umfeld: Das Fußball-Journal '11 begleitet nach dem Jahr 2010 auch das neue Jahr wieder ungeschönt und ohne Rücksichtnahme auf Skandalisierungen und die Stillhalte-Abkommen, die den heimischen Fußball-Journalismus so mutlos daherkommen lassen.

Heute mit einem anayltischen Blick auf die aktuellen Aufgaben der Junioren-Nationalteams (WM-Vorbereitung der U20, EM-Quali der U17 etc...) unter besonderer Berücksichtigung der zuletzt stärker werdenden "Besorgnis" zu viele Talente würde "zu früh" ins Ausland gehen.

Das U21-Nationalteam hat zwei Testspiele: in Sopron (24.3.) gegen Ungarn und in Parndorf (29.3.) gegen Norwegen.

Tor: Heinz Lindner (Austria), Pirmin Strasser (Almeria/SPA),
Samuel Radlinger* (St. Florian/).

Abwehr: Christopher Dibon, Richard Windbichler (Admira), Emir Dilaver (Austria), Florian Hart (LASK), Martin Hinteregger (Salzburg), Maximilian Karner (Grödig). Auf Abruf: Marcel Holzmann (Lustenau), Michael Popp (St. Pölten), Michael Schimpelsberger* (Rapid), Patrick Farkas* (Mattersburg).

Mittelfeld: Christopher Drazan (Rapid), Stefan Hierländer, Georg Teigl (Salzburg), Thomas Hopfer (Hartberg), Christian Klem (Sturm), Daniel Royer (Ried), Daniel Schütz (Altach), Stefan Schwab (Admira), Raphael Holzhauser* (Stuttgart/DEU).

Angriff: Deni Alar, Dieter Elsneg (Kapfenberg), Dario Tadic (Austria), Andreas Weimann (Watford/ENG). Auf Abruf: Lukas Kragl (LASK)

Die gesternderlten sind für die U20 spielberechtigte WM-Kandidaten.

Vom 20. - 25. März findet ein Trainingslager der U20 statt. Am 25. 3, wird gegen Grödig getestet.

Tor: Günther Arnberger (Austria), Christoph Riegler (St. Pölten) und Samuel Radlinger (St. Florian), der am 24. zum U21-Team stösst. Auf Abruf: Christian Petrovcic (Leoben).

Abwehr: Patrick Farkas (Mattersburg), Mahmud Imamoglu (Vienna), Bernhard Janeczek (Mönchengladbach/DEU), Lukas Rath (Mattersburg), Michael Schimpelsberger (Rapid). Auf Abruf: Lukas Rotpuller (Austria).

Mittelfeld: Robert Gucher (Kapfenberg), Tobias Kainz (Heerenveen/NED), Christoph Knasmüllner (Inter/ITA), Daniel Offenbacher, Marco Meilinger (Salzburg), Marcel Ritzmaier* (PSV/NED), Kevin Stöger* (Stuttgart/DEU), Gernot Trauner (LASK). Auf Abruf: David Jelenko (Altach), Philipp Huspek, Marcel Ziegl (Ried), Florian Kainz (Sturm), David Oberortner (Austria).

Angriff: Marco Djuricin (Hertha/DEU), Alexander Aschauer (Stuttgart/DEU), Christian Pauli (Osnabrück/DEU), Radovan Mitrovic (Emmen/NED). Auf Abruf: Robert Zulj (Ried), Andreas Tiffner (Austria), Max Sax (Admira), Manuel Sutter (St. Gallen/SUI).

Die gesterndelten sind, ebenso wie der U21-berufene Raphael Holzhauser 93er-Jahrgänge und noch U19spielberechtigt.

Vom 24. - 29. März spielt das U17-Nationalteam in der EM-Qualifikation drei Partien in Barendrecht (Niederlande): am 24. März gegen den Gastgeber, am 26. März gegen Portugal und am 29. März gegen Kroatien.

Tor: Maximilian Penz (Hoffenheim/DEU), Andreas Leitner (Admira). Auf Abruf: Florian Prögelhof (Austria).

Verteidigung: Lukas Jäger (AKA Vorarlberg), Philipp Mwene (Stuttgart/DEU), Philipp Posch (Admira), Christian Schoissengeyer, Dominik Wydra (Rapid), Sebastian Wimmer (FAL Linz). Auf Abruf: Martin Kreuzriegler (FAL Linz).

Mittelfeld: Christian Derflinger (Bayern/DEU), Daniel Geissler (Heerenveen/NED), Christian Gartner (Mattersburg), Nikola Dovedan, Sandro Djuric, Stefan Savic, Christoph Martschinko (Salzburg). Auf Abruf: Alessandro Schöpf (Bayern/DEU), Roman Kerschbaum (St. Pölten).

Angriff: Marcel Sabitzer (Admira), Michael Gregoritsch (Kapfenberg), Thomas Murg (GAK/0/0). Auf Abruf: Mehmet Bulut (Salzburg), David Klug (FAL Linz), Louis Schaub (Rapid), Marc Schmerböck (Sturm).

Würde man den öffentlich gern um Wortspenden gebeten Vertretern der österreichischen Fußball-Nomenklatura so etwas wie eine virale Kampagne zutrauen, dann wäre die aktuell durch allzu dickes Auftragen in einer schwierigen Phase. Denn der Spruch ist überall derselbe, egal ob anläßlich des Bundesligastarts, angesichts der Saisoneröffnung der 1.Liga, egal ob bei Interviews von Vereins-Coaches oder Ceterum Censeo-Einwürfen von ÖFB-Vertretern: die Jungen gehen zu früh ins Ausland dröhnt es in einem mittlerweile schon bierzeltmäßig unsauber daherkommenden Choral.

Wer auch immer dieses Mantra in die sonst nicht mit sonderlich vielen wohlfeil formulierten Sprechblasen versehenen Sprachzentren der diversen Köpfe gepflanzt hat - der Zweck dieser Sprüche ist klar: Österreichs Nachwuchs- und Ausbildungs-System reinwaschen und gut dastehen lassen.
Ein verständliches Anliegen, wo doch das gesamte österreichische Bildungswesen aktuell einen denkbar schlechten Ruf hat. Und auch teilweise berechtigt - denn an vielerlei Orten wird tatsächlich gute Arbeit geleistet.

Das Blut und Boden-Mantra der Eingesessenen

Und deswegen ist das undurchdachte "Bleib an der Scholle kleben, wackrer Landmann!"-Gejammer ziemlich kontraproduktiv. Wo andere Fußball-Nationen auf Exportstatistiken, vor allem jene, die mit den Ländern der großen Ligen eine positive Bilanz aufweisen, stolz sind, wird hierzulande eine Sport-Politik der Marke Westenthaler gemacht: nur kan ausländischen Einfluss ned zualossn.

Zu früh würde es Burschen der Jahrgänge 92 und jünger rausziehen, sagt das kollektive Mantra. Wofür zu früh - das weiß dann keiner der Wortführer so recht, oder bestenfalls etwas in der Art von "Wenn die sich nicht durchsetzen, dann kommen sie zurück und haben ein Jahr verloren oder so."

Wie kann man bei einer Ausbildung in Deutschland, Italien, England, Holland und der Schweiz (und genau dort sind die jungen Österreicher hingegangen) verlieren? Haben Schimpelsberger oder Elsneg oder Gucher, die in Italien oder Holland innerhalb kurzer Zeit taktisch und strategisch so gut ausgebildet wurden, dass sie problemlos drei Positionen spielen können ohne abzufallen, irgendetwas verloren? Außer unwilligen als Jugendtrainer Zeit ansitzenden Ex-Teamspieler, die auf fette Kumpaneijobs warten und auf die Jugend einen lassen? Oder Alaba, Knasmüllner, Büchel oder Djuricin, die in den A-Teams von Weltstadt-Vereinen vor vollen Häusern auslaufen? Selbst als jüngst Aleks Dragovic (für meinen Geschmack eh schon mindestens ein halbes Jahr zu spät) zum FC Basel wechselte setzte wieder das Geraunze ein.

An den Beispielen Dragovic, Leitgeb, Junuzovic...

Dragovic, eben 20 geworden, spielt sich beim Schweizer Spitzenklub gerade ins Rampenlicht; gerade zeitgerecht. Soll er noch drei Jahre warten und im Langsam-Tempo-Fußballland Österreich (den Unterschied hat selbst Manfred Zsak erkannt, das heißt schon was!) versauern, wie Christoph Leitgeb.

Der hat auf die "Ned-geh-weg!"-Suderanten gehört. Als er 23 war und für österreichische Verhältnisse so richtig gut spielte, versuchte sein Management dann ihn international anzubringen. Arsene Wenger schaute vorbei und meinte dass leitgeb ein guter Spieler wäre, den er bei Arsenal schion entwickeln könnte. Wenn er noch 20 wäre. Mit 23 ist es aber zu spät. Leitgeb spielt weiter in der heimischen Liga, die klebt ihm wie Uhu am Schuh.

Sladi Junuzovic, aktuell auffälligster Offensiv-Akteur der Liga, ist auch 23. Und trotzdem versuchen ihn die Träger der "Dahoam isses am Schiansten!"-Kampagne seinen bevorstehenden Wechsel (Slokmka hofiert ihn gerade) rauszuzögern.

Wenn man sich den aktuellen Teamkader ansieht, dann sind 14 der 23 Berufenen Legionäre; und davon hat sich eine Mehrheit im jugendlichen Alter abgesetzt. Diejenigen, die sich als Handelsbilanz-Objekt einer gute Spieler entwickelnden Liga präsentiert haben, sind klar in der Minderzahl.

Trauben-Fuchs Herzog

Wenn man sich den gestern nominierten Kader für zwei anstehende U21-Testspiele ansieht, dann könnte man meinen, die nörgelige Version unseres Leitmotiv, die Andreas Herzog aktuell singt, wäre wahr. Nur 3 der 22 Nominierten spielen im Ausland, drei weitere sind Ehemalige.
Bloß: hier ist es wie mit dem Fuchs und den Trauben. Der nicht ganz so starke 90er-Jahrgang, der aktuell die U21 stellt, hätte gar nicht viel mehr zu bieten (der Tiroler Cottbuser Obernosterer wäre noch im Angebot...) - und auf die 91/92er hat Herzog eingeschränktes Zugriffsrecht; die müssen sich für die U20 und deren sommerlichen WM-Auftritt in Kolumbien bereitmachen.

Und trotzdem straft auch Herzog mit seinen Taten seine Worte Lügen. Er holt sogar einen 93er-Jahrgang hoch; vogelwilderweise einen derer, die er dauernd anklagt, einen "zu früh ins Ausland" gegangenen, Raphael Holzhauser, der schon am A-Team des VfB Stuttgart schnuppern darf.

Am ebenso gestern bekanntgegebenen Kader der U20 sieht man dann endgültig wie viel praktischen Wert das von ÖFB und Liga unisono angestimmte Gejaule von den viel zu früh in ein womögliche arge Dinge mit einem anstellendes Ausland gegangen werden (diese fremdelnde Blut/Boden-Haltung errinnert in ihrem Stallgeruch nicht zu unrecht an die Phrasen der Rechtspopulisten) wirklich hat.
Gar keinen.

Der mit jungen Legionären vollbepackte U20-WM-Zug

Von den zwanzig U20-Berufenen sind neun dort tätig, zwei waren es bis vor kurzem. Und auch der für die WM erstellte Großkader (39 Burschen, die medizinisch und per Trainingsplan speziell unterstützt/betreut werden) hat einen Legionärsanteil von einem Drittel (ohne Ehemalige).
Gleich alle vier ins Trainingslager geholte Stürmer spielen in Deutschland und Holland. So wie der neu entdeckte Beute-Deutsche Christian Pauli aus Osnabrück, wo er bislang in der U19 spielte. Und, endlich, nachdem er seit Jahren Flaggensignale sendet, auch Austroserbe Radovan Mitrovic, den Heerenveen in Emmen in der 2. Liga geparkt hat. Mitrovic ist quasi der 40. Mann auf der provisorischen WM-Liste. Die WM im Juli/August wirds übrigens am 27. April ausgelost.

Das alles obwohl einige fehlen: Kevin Krisch (Werder) und Marcel Büchel (Juve) sind auf einer Blacklist, Christian Bubalovic (der bei Cottbus II regelmäßig spielt) und Facebook-Stürmer Rafinha, der sich in Südamerika auskennen würde, sind nicht im Großkader zu finden

Die U20 ist eigentlich den Jahrgängen 91 und 92 vorbehalten, es könnten auch Alaba und Dragovic mitspielen, der ÖFB hofft auf das Okay der Vereine - aber auch hier sind einige 93er-Jahrgänge dabei: drei. Natürlich allesamt Legionäre. Und auch bei den 92ern steht es 9 zu 7.

Alles deutliche Belege dafür, dass die im Ausland aus- und fortgebildeten Jungen zumeist ein Jahr vorne sind und entsprechend mehr können, technisch, taktisch, was Erfahrung und Weltläufigkeit betrifft.

Die "zu früh ins Ausland Gegangenen" als Leadertypen

Im Kader der erst im Mai wieder aktiven U19 finden sich neben den drei erwähnten 93ern noch weitere sieben Legionäre, Anzahl steigend.

Und selbst in der Jahrsgangs-Elf von 1994, der eigentlichen U18, die seltsamerweise als U17 firmiert, sind die Stützen, die zentralen Player (vier an der Zahl) bei Bayern, Stuttgart, Hoffenheim und Heerenveen tätig.

Diese U17 hat einen Höllen-Job vor sich: sie muss in die letzte Quali-Runde für die ihre EM in Serbien (Anfang Mai) nach Holland und dort gegen die Gastgeber, Portugal und Kroatien bestehen.

Das sollen neben den Legionären auch drei 16/17jährige mithelfen, die bereits Liga-Meisterschaft spielen: Christian Gartner vom SVM, Marcel Sabitzer von der Admira, und (mit den meisten Einsätzen) Michael Gregoritsch aus Kapfenberg.

Drei junge Ausnahmespieler, die wohl ihren Weg ins Ausland finden werden, sofern die großen Klubs so schlau sind zuzuschlagen. Wenn die muffigen Altinternationalen dann wieder ein Schnoferl ziehen und von undankbaren Bengeln sprechen werden, die doch gefälligst bis Mitte 20 warten und in der heimischen Liga verleitgeben sollen - dann denkt an mein kleines Beleg-Beispiel hier und widersprecht.