Erstellt am: 15. 3. 2011 - 06:00 Uhr
Kleine Gitarrenkunde
Element of Crime spielt am Donnerstag im Wiener Burgtheater. Da werden die Leute wenigstens endlich wieder mal für das applaudieren, was auf der Bühne passiert. Da wir uns bereits mit Gewalt und Liebessongs mit tödlichem Ausgang beschäftigt haben, widmen wir uns diesmal den wichtigsten Elementen des Verbrechens, nämlich den Verbrechern selbst.
Weil es aber im Pop-Business so viele davon gibt, mussten wir das Thema einschränken. Deshalb behandelt die aktuelle Gitarrenkunde nur jene Verbrecher, die auch rechtskräftig verurteilt wurden.
Radio FM4/ Johanna Jaufer
Wir beginnen mit Produzenten-Legende und Super-Bösewicht Phil Spector. Er hat nicht nur Platten von den Ramones und Ehepaar Turner produziert, sondern auch die aus Serien wie Knight Rider oder A-Team bekannte B-Movie-Schauspielerin Lana Clarkson ermordet. Seit 2009 sitzt er dafür im selben Gefängnis wie Charles Manson und hat sich anscheinend auch dessen bösen Blick abgeschaut.
1970 war er maßgeblich am letzten Beatles-Album "Let it Be" beteiligt. Aus diesem haben wir nicht einen der bekannten, sondern einen der guten Songs ausgesucht: "Dig a Pony".
Hier lernen wir auch einen neuen Akkord: Asus4. Der ist eigentlich ganz gleich wie A-Dur, hat aber einen kleinen Unterschied. Der Ringfinger rutscht auf der vorletzten Saite vom zweiten auf den dritten Bund:
Sus kommt übrigens vom englischen "suspended" und bedeutet, dass die Terz einfach aus dem Akkord suspendiert und im Fall von sus4 mit einer Quart ersetzt wird. So wie in diesen Polizeiserien muss die beliebte Harmonie also quasi Waffe und Dienstmarke abgeben. Phil Spector haben sie trotzdem erwischt.
Radio FM4/ Johanna Jaufer
Radio FM4/ Johanna Jaufer
Hübsch ist vor allem die Kombination A-Asus4-A. Man kennt das aus diversen The Who Songs und / oder CSI-Intros. Die restlichen Akkorde von "Dig a Pony" sind alt bekannt: A-Dur, Fis-Moll, H-Moll, G-Dur, E-Dur und D-Dur.
Der zweite Verbrecher mit rechtskräftiger Verurteilung ist weit weniger bösartig, aber sichtlich von schlechten Eltern. Er war zwei Mal beim Song Contest und anschließend in Tohuwabohu. Sein ins popkulturelle Gedächtnis eingegangene Verbrechen ist der große Wiener Handtaschenraub von 1997. Blöd halt, wenn man so bekannt ist.
Wir sprechen natürlich von niemand geringerem als Tony Wegas. Seine Song Contest Nummer "Maria Magdalena" stammt übrigens von Christian Kolonovits (Musik) und EAV-Bariton Thomas Spitzer (Text). Ihre diesbezügliche Schandtat ist mittlerweile verjährt.
Radio FM4/ Johanna Jaufer
- Alle Folgen unter fm4.orf.at/gitarrenkunde
Der Song hat mehr Akkorde, als man meinen mag: E-Moll, A-Dur, D-Dur, H-Moll, Fis-Dur, G-Dur und E-Dur. Er eignet sich also perfekt zum Üben von allem, was wir hier an dieser Stelle schon gelernt haben. Allerdings ist der A-capella-Beginn (ganz klassisch Songcontest halt) grundsätzlich zum Scheitern verurteilt. Auf geht's.