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13. 3. 2011 - 10:54

Atomkatastrophe in Japan verschärft sich

Der japanische Premierminister spricht von der "schwersten Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs"

Wir berichten laufend über die Entwicklungen in Japan, bringen Reportagen und holen Experten ins Studio. Laufend Neuigkeiten gibt's auf news.ORF.at.

In Japan herrscht nicht nur in Fukushima 1 nuklearer Notstand. Die Behörden haben auch im unweit entfernten Kernkraftwerk Onagawa die niedrigste Notstandstufe ausgerufen, nachdem überhöhte Strahlenwerte gemessen wurden. Das teilte Sonntag Nachmittag die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien mit. Außerdem ist in einem dritten Kraftwerk, dem seit 1978 in Betrieb befindlichen Reaktor Tokai 2, die Kühlung ausgefallen.

Im Kernkraftwerk Fukushima 1 verschärft sich unterdessen die Lage. Die Regierung befürchtet mittlerweile eine Kernschmelze im Block 3 und Block 1 des AKW. Meerwasser und Borsäure werden in die beschädigten Reaktoren geleitet, um die Brennstäbe zu kühlen, immer wieder muss radioaktiver Dampf abgelassen werden. Spiegel Online berichtet währenddessen, dass im Reaktor 3 seit Herbst vergangenen Jahres nicht nur Uran, sondern auch Plutonium in Form von Mischoxid-Brennelementen zum Einsatz gekommen ist. Für den menschlichen Organismus ist Plutonium wesentlich gefährlicher Uran. Bereits wenige Mikrogramm reichen, um Krebs auszulösen.

Vom Erdbeben zur atomaren Bedrohung

Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und der darauf folgende Tsunami haben womöglich mehr als 10 000 Menschen das Leben gekostet. Die Flutwelle riss Häuser mit sich und löste zahlreiche Brände aus. Außerdem hat das Beben eine Atomanlage beschädigt: "Wir glauben, dass es eine Möglichkeit für eine Kernschmelze gibt", räumte Regierungssprecher Yukio Edano zunächst ein. Er meinte Reaktor 1 im Atomkraftwerk Fukushima, dessen oberer Teil gestern explodiert war.

AKW Fukushima

TEPCO

Reaktor 1 nach der Explosion

Der direkt an der Küste gelegene Reaktor 1 wurde zunächst mit Meerwasser gekühlt. Durch Salzwasserzufuhr seien die Brennstoffstäbe inzwischen wieder im Wasser, meldete Regierungssprecher Yukio Edano zuletzt. Wie es um den anderen betroffenen Reaktor bestellt ist, ist derzeit unklar. Auch hier sei laut Edano "die Kühlfunktion ausgefallen" und dadurch das Kühlwasser zurückgegangen - erst hieß es, dass im Reaktor 3 außerdem die Kernschmelze eingesetzt habe, diese Aussage wurde später revidiert.

Tausende Menschen wurden aus dem Umland der Atomanlage evakuiert. Weltweit rätseln Experten, wie gefährlich die Lage tatsächlich ist - fraglich ist, ob die Außenhaut der Reaktoren einer Kernschmelze tatsächlich standhalten kann. Derzeit weht der Wind günstig, falls sich jedoch eine radioaktive Wolke bilden sollte, wäre auch die Millionenmetropole Tokio in wenigen Tagen von schädlicher Strahlung bedroht.

Seit Freitag gab es mehr als 175 Nachbeben, weitere Erschütterungen werden befürchtet.

erdbeben in japan

epa

Feuerwehrmänner bergen Verletzte

Hilfsmaßnahmen laufen an

Millionen Japaner sind in Folge des Erdbebens ohne Strom und Wasser. Hunderttausend Soldaten sind im Einsatz, um Überlebende aus den Trümmern des Erdbebens zu bergen. Die Zahl der Opfer steigt stetig, Zehntausende werden immer noch vermisst.

Durch das Erdbeben wurde die japanische Hauptinsel um 2,40 Meter verrückt, so Kenneth Hudnut von der US-Geologiebehörde. Außerdem wurde die Achse der Erdrotation um zehn Zentimeter verschoben - die größte Verschiebung durch ein Erdbeben seit mehr als fünfzig Jahren.

Sonntag, 18 Uhr

Mathias Zsutty hat mit Reinhard Uhrig, Atomexperte der Umweltorganisation Global 2000, über die Entwicklungen des Tages gesprochen und ihn gefragt, was es mit dem zweiten offensichtlich beschädigten Atomkraftwerk Onagawa auf sich hat.

Reinhard Uhrig
Evakuierung

epa

Evakuierung im Dorf Otama in der Nähe des Atomkraftwerks Fukushima

Halten die Stahlhüllen der Atomreaktoren in Fukushima, das nur 250km von Tokio entfernt ist? Wieviel radioaktives Material ist schon ausgetreten? Kritiker werfen der japanischen Regierung schwaches Krisenmanagement und mangelnde Informationspolitik vor. Es fehlen Details, was tatsächlich in Fukushima passiert. Mathias Zsutty hat Martin Fritz gefragt, ob sich die sich die Menschen in Japan ausreichend informiert fühlen.

Martin Fritz Teil 2 (atomare Bedrohung)

Partielle Reisewarnung für den Nordosten Japans

Das österreichische Außenministerium hat eine partielle Reisewarnung für Japan ausgesprochen.

Brennende Raffinerie im nördlichen Japan

KIMIMASA MAYAMA

Brennende Raffinerie im nördlichen Japan

Von allen nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Japan wird dringend abgeraten. Den Anweisungen der lokalen Behören sollte unbedingt Folge geleistet werden. Österreichern, die sich im Nordosten des Landes aufhalten, wird vom Außenministerium empfohlen, die Region zu verlassen. Die Kontakttelefonnummer im Außenministerium zu Japan ist 0501150 4411.

Auch heute Montag berichten wir wieder über die Entwicklungen in Japan, bringen Reportagen und holen Experten ins Studio. Laufend Neuigkeiten gibt's auf news.ORF.at. Auf FM4 gibt es zusätzliche deutschsprachige Nachrichten um 10.30 und 11.30, sowie ab 14.30 durchgehend bis 18.30.