Erstellt am: 12. 3. 2011 - 02:05 Uhr
All that talent
"All it takes these days is a few damn clicks" John Wayne('s World)
Ich zögere jedes Jahr. Viele Entdeckungen des letzten South By Southwest in Austin sind bereits vergessen und meine Homebase in NYC ist ohnehin ein Nadelöhr des anhaltenden Herdendurchtriebs. Trotzdem. Man erzählt sich Wundersames über die Tage und Nächte der mittlerweile wichtigsten Popmesse der Welt. Vor allem, weil die lineare Abfolge von Hell und Dunkel außer Kraft gesetzt wird. Denn, „CMJ is work, SXSW is party“, wie die Königin der gerissenen Gitarrensaiten, Marnie Stern, dereinst erklärte. SXSW ist die Kurzform der 1987 erstmals gehosteten Rock 'n Pop Großveranstaltung.
Christian Lehner
Zillionen Bands und Zilliarden Fanjournalistenbookerlabelblogger fallen alljährlich in die Hauptstadt von Texas ein. Industrie-Lassos werden geschwungen, Indie-Rodeo-Helden gekürt und Marketingartikel zu coolen Bedröhnungsinstanzen erhoben. Rauch'n'Rausch für Rock'n'Roll.
Dass selbst ein Talentefestival wie das SXSW längst keine Talente mehr macht, sondern nur mehr nachvollzieht, ausstellt und anbringt, gerät in dieser weltgrößten Indie-Country Fair zur Nebensache. Anbahnen und netzwerken ist mittlerweile ohnehin wichtiger.
SXSW
Auch dieses Jahr bin ich „grounded“ in Brooklyn. Stinknormale, aber hoch interessante Fortbildung lautet die 2011er Ausfallshaftung. Immerhin konnte ich knapp vor dem großen Hallelujah noch zwei Acts zu druck- und sendereifen Aussagen über ihr Schaffen nötigen, Talente, von denen man sich saftige Steaks in Texas erwartet.
Der Hipster Rapper
Theophilus London wird mit seinen Freunden von TV On The Radio auftreten und seine Killermischung This Charming Mixtape (ja, Costello, ja, The Smiths, ja, Houston (Whitney), ja Gratis-Download) live performen und wohl auch ein oder zwei Tunes seiner neuen EP "Lover Holiday" vorstellen. TV On The Radio haben ja bekannterweise ihre „längere Kreativpause“ extrem verkürzt und mittlerweile schon den zweiten Song ihres Mitte April erscheinenden, neuen Albums „Nine Types Of Light“ an Fans verschenkt.
Weiter zu hormoneller Aufbereitungsmusik aus Chicago. Die alles andere als katholische Jungschar, die unter dem Namen Smith Westerns firmiert, hat mir während einer Visite in Washington, DC sehr knappe Auskunft über die rasante Bühnenreife ihres Acts gegeben und selbige dann im Rock’n Roll Hotel demonstriet. Vor allem die Vorband mit dem depperten Namen Unknown Mortal Orchestra (aus Portland, woher sonst?) hat mit einem krautigen und von Soul initiierten Rock bleibende Eindrücke hinterlassen.
Streams 'n Feeds and Bellyaches
Jetzt aber zurück nach Texas. Das Festival hat am Freitag mit der Industrie-Messe und dem angeschlossenen Filmfestival begonnen. Die Musiksause beginnt offiziell am Mittwoch und dauert bis einschließlich Sonntag.
Hier einige Links zu Live-Streams und Festivalblogs.
Besonders umfangreich und Highlights-sicher: NPR. Das jüngst in US-Budgetdebatten und interne Skandale geratene Radionetz „National Public Radio“ bietet quasi Direktzugang zum Festival und streamt Konzerte u.a. von Yuck, James Blake, Kurt Vile, Man Man, Smith Westerns, Bright Eyes, Antlers und den live unglaublich guten tUnE-yArDs sowie Carrie Brownsteins (Sleater-Kinney, Portlandia) All Star-Kapelle Wild Flag.
Christian Lehner
Dann sei noch der Stream von IFC.com empfohlen. Auch am Webportal des TV Senders „Independent Film Channel“ strömt und stromt es Gigs, Reportagen und viele - nicht immer informative, dafür kaum lustige - Interviews.
Die New Yorker DIY und Indie-Plattform Brooklyn Vegan wird (Foto)bloggend ebenso dabei sein, wie der Indie-Bully Pitchfork Media und der bereits besiegte Konkurrent Spin.com. Letzterer lockt mit einer Gratis-MP3-Compilation ausgewählter SXSW Acts. Und natürlich lässt sich auch die Mutter-Site nicht lumpen.
Also wischt euch den Staub von den Stiefeln und ergänzt die sofa surfing Liste mit eigenen Tipps und Links. Die Musik spielt’s ab kommenden Mittwoch und sie spielt via tansatlantischer Leitungen auch in Austria im Geiste von Danny DeVito, der heute auf IFC.com meinte: „the internet should be on the internet and the internet should be live“.