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Chris Riebenbauer Graz

Protestkultur, Musik, Mode - punk routine in blog form.

15. 3. 2011 - 16:01

Rise Against. Endgame.

Warum Rise Against aus Chicago trotz ihres immensen Erfolges an Bodenständigkeit gewonnen haben, erfahrt ihr Mitwoch ab 22 Uhr in der FM4 Basement Show.

Rise Against aus Chicago gehören zu jenen Bands, die jahrelang von den heimischen Medien ignoriert, aber trotzdem immer erfolgreicher wurden. Den Grund dafür manifestieren sie abermals mit ihrem gestern erschienenen Album "Endgame". Sie sind nebenbei auch die einzige Band der Major Label "Punkrock Shopping- Tour" anno 2004, die nachhaltigen kommerziellen Erfolg einfahren konnte. Hochkarätige Kollegen wie Anti Flag, Against Me oder auch The Bronx konnten durch ihr Major Label Signing nie ganz den Mainstream erreichen. Es sei an dieser Stelle dahingestellt, ob dies vorrangiges Ziel dieser Bands gewesen ist. Jeder, der sich aber in den Strukturen der professionellen Musikerzunft auskennt, weiß nur zu gut, wie wichtig Zahlen und Fakten diesbezüglich sind. Vor allem in einer Zeit, wo kaum jemand bereit ist, für Musik auch Geld auszugeben.

House of Pain verpasst? Die Sendung - ua mit einem Interview mit The Sorrow - ist für sieben Tage verfügbar: FM4 on Demand

Und nach einem nicht erfolgreichen Major Release und der 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit des "Fallengelassen werdens" seitens der Industrie vom "Great Rock 'n' Roll Swindle" zu sprechen, entspricht meiner Meinung nach nur in den seltesten Fällen der "geplanten" Wahrheit und ist oftmals schlicht und einfach ein Zeichen des Nichteingestehens des eigenen Scheiterns.
In dieser Liga geht es ums Geld verdienen und das wissen alle Beteiligte. Und daran ist im Grunde nichts auszusetzen. Ich vergönne es jedem Musiker, seinen Traum leben zu können, und zwar abseits von jahrelanger Couch-Schlaferei und Hungerlohn-Jobs.

Punk Band Rise Against

Universal Music

Aber nun zurück zu Rise Against. Ich habe die sympathische Band 2004 kennengelernt. Das war irgendwo an der amerikanischen Ostküste im Rahmen des Punk Rock Zirkus Warped Tour. Die damals auf Fat Wreck Chords beheimatete Band spielte jeden Tag auf einer kleinen Bühne für etwa hundert Personen. Ich mochte sie schon wegen ihres rohen Sounds auf "The Unraveling" (2001) und der melodischen Hymnenhaftigkeit ihrer Songs auf "Revolutions per Minute" (2003). Für mich war die Band aber vor allem wegen des überdurchschnittlichen Songwritings und der Stimme von Sänger Tim McIlrath etwas Besonderes. Außerdem war Joe Principe von den damals heißgeliebten "88 Fingers Louie" am Bass zu Gange, was für viele ältere Punk Rocker der erste Zugang zu Rise Against war. Und genau diese Band hat mir irgendwo während der Tour ihr damals neues Album "Siren Song of the Counter Culture" (2004) in die Hand gedrückt. Ich bedankte mich, drehte das Album um und las am rechten unteren Rand des Silberlings "Geffen Records".

Die Erfolgsjahre

Keiner innerhalb der Szene traute Rise Against eigentlich den kommerziellen Durchbruch zu. Eigentlich wurden andere Bands als die legitimen "Nachfolger" von Punk-Größen wie Green Day oder Bad Religion gehandelt. Und außerdem wurde damals gerade der Screamo und Emo-Core richtig groß. Und die eher schüchterne Bühnenpräsenz der Band aus Chicago passte irgendwie nicht ins Schema der "Rockstars to Come". Zu stark waren aber Songs wie "Give it all" oder das akustische "Swing life away" auf "Siren Song of the Counter Culture". Rise Against schafften damit den szenebefreienden Schlag und setzten sich stilmäßig so richtig zwischen die Stühle, was ihnen Fans aus den verschiedensten musikalischen Subkulturen einbrachte. Richtig bewusst wurde mir der anbahnende Durchbruch auf ihrer Europa Tour 2005, der ich selbst beiwohnte. Die Clubs waren allesamt schon im Vorfeld ausverkauft und die Euphorie der Fans schon fast überschwänglich. Auf der 2006 folgenden Generation Lost-DVD Dokumentation, wurde mir dann eigentlich so richtig bewusst, warum Rise Against ihren Weg derart erfolgreich gehen. Die Band arbeitet jenseits jeglicher Rockstar Anbiederung und gab im Rahmen der Dokumentation Fans die Möglichkeit, ihren Zugang zu Rise Against öffentlich darzulegen. Und diese Fans waren von ihrer soziodemographischen Herkunft her gesehen unterschiedlicher, als man es auf der DVD einer Punk Band erwartet hätte. Wieder ein Indiz der genreumfassenden Streuung von Rise Against.

Mit den darauffolgenden Alben "The Sufferer & The Witness" (2006) und "Appeal to Reason" (2008) katapultierten sich Rise Against vor allem in Amerika in die Mainstream Rock Liga und wanderten von den Clubs in Stadien. Gold-Auszeichnungen und ausverkaufte Tourneen folgten. Detail am Rande: Niemals arbeiteten sie mit den großen Produzenten der amerikanischen Rock Szene zusammen, sondern vertrauten die Producer-Tätigkeit ihrem langjährigen Mentor Bill Stevenson (Black Flag, Desendents, All) und seinem Kollegen Jason Livermore an.

Never change a winning team

Auch auf ihrem erst gestern erschienen neuen Album "Endgame" haben sich die Jungs aus Chicago wieder für Bill und Jason entschieden. Und das eingespielte Gespann hat abermals ordentlich gearbeitet. Endgame wird den bereits bestehenden Erfolg manifestieren und Rise Against für die junge Generation von Rock-Fans abermals zur Band der Stunde machen. Das liegt zum einen an den hymnenhaften Songs und zum anderen auch an Tims Stimme, die Thursday Sänger Geoff Rickly vor Jahren als punkige Version von Bruce Springsteens Organ bezeichnet hat.

Die aktuelle Single "Help is on the way" beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Naturkatastrophen, den damit verbundenen menschlichen Tragödien und den wirtschaftlichen Interessen und Risiken, die über Menschenleben gestellt werden.

Rise Against haben eigentlich immer ihnen wichtige Themen mit besonderem Fingerspitzengefühl transportiert. Nie waren sie dabei populistisch oder der Anbiederung nahe. Sei es für ihr Engagement in Sachen Tierschutz (Peta, SEA SHEPARD) oder etwa der Anti-Kriegs-Thematik. Rise Against sind die "politisch motivierte" Band für all die jungen Rocker da draußen und deswegen umso wichtiger in der aktuellen Musiklandschaft.

Ein ausführliches Interview mit Tim McIlrath über das brandneue Album "Endgame" gibt es mittwochs ab 22 Uhr im House of Pain, wenn es wieder heißt: Die Basement Show liefert euch die Highlights aus der wunderschönen rauen Welt des Hardcore und Punk.