Erstellt am: 12. 3. 2011 - 16:32 Uhr
Der Mann im Haus
Bereits während der Schwangerschaft stand für Marc und Maiwenn fest, dass sie sich die Karenz aufteilen würden.
Laut Umfrage würden 2/3 aller Väter in Österreich gerne die Vaterkarenz in Anspruch nehmen. Tatsächlich gehen aber nur ca. 5% aller Väter diesen Weg.
conny lee
Eines der größten Hindernisse waren die großen Einkommens-Einbußen. Familien, wo der Vater der Alleinverdiener war, konnten es sich schlichtweg nicht leisten, für über einen Monat auf das väterliche Einkommen zu verzichten. Denn die Mindestzeit, die ein Elternteil in Karenz gehen "muss", sind 3 Monate.
Um diese finanzielle Barriere aus dem Weg zu räumen und mehr Männer zur Väterkarenz zu bewegen, hat Frauenministerin Heinisch-Hosek letztes Jahr das "einkommensabhängige Kindergeld" eingeführt. 80% des Netto-Einkommens sollen gewährleisten, dass die Entscheidung nicht mehr vom Geld alleine abhängig gemacht wird. Marc und Maiwenn mussten auch genau kalkulieren, da aber beide ein Einkommen haben, war alles ein bisschen einfacher.
Abgesehen vom finanziellen Problem haben viele Männer auch Bedenken bezüglich ihres Arbeitsgebers und ihrer Karrieren. Nicht in jedem Betrieb werden Väter in ihrem Wunsch, beim Kind zu bleiben, unterstützt. Marc hatte da Glück. Sein Arbeitgeber war positiv gestimmt und ermöglichte ihm vier Monate daheim ohne beruflicher Gewitterwolken.
conny lee
Abgesehen von den rein formellen und bürokratischen Hürden bringt die Väterkarenz noch eine andere Schwierigkeit mit sich - das Vatersein. Marc selbst gesteht, dass er vor Beginn der Karenz unterschätzt hat, wie sehr sein Kind den gesamten Tagesablauf bestimmt. Und wie viele Frauen nebenher noch die Hausarbeit regeln, davor zieht er seinen Hut. Der Haushalt habe während seiner Zeit in Karenz ein wenig gelitten, gesteht er. Maiwenn kichert beipflichtend.
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Aber auch sie hat durch Marcs Vaterkarenz eine neue Seite kennengelernt. Arbeiten zu gehen und den ganzen Tag von ihrem Kind getrennt zu sein, sei am Anfang nicht einfach für sie gewesen. Sie habe erkannt, was für ein Privileg es ist, dass Mütter die Zeit nach der Geburt mit ihrem Kind verbringen dürfen. Von Männern wird mit Selbstverständlichkeit verlangt, dass sie schon kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Aber Maiwenn hat auch erfahren, wie es ist, wenn man nach einem Arbeitstag heim kommt, und ohne zu verschnaufen 100%ig für die Familie da sein muss. Und dass es gar nicht so einfach ist, den Partner seine eigenen Wege bei der Erziehung finden und gehen zu lassen.
Trotzdem empfinden Marc und Maiwenn die geteilte Karenz als sehr gelungen. Marc konnte intensiv Zeit mit seinem Sohn verbringen und eine engere Bindung zu ihm herstellen. Sie hätten alle gemeinsam mehr Zeit als Familie gehabt. Jetzt ist gerade das zweite Kind unterwegs. Marc und Maiwenn können sich gut vorstellen, die Karenz wieder untereinander aufzuteilen. Ein Modell geht ihnen bei den Karenzmodellen allerdings ab, nämlich die Möglichkeit, dass nach der Geburt beide Eltern gemeinsam daheim bleiben. Das geht nämlich leider nicht. Nur beim ersten Karenzwechsel dürfen die Eltern einen Monat lang gleichzeitig in Karenz gehen. Dabei wäre gerade in den ersten Wochen der Mutter am meisten geholfen, wenn der Mann bei ihr und dem Kind bleiben könnte.
conny lee