Erstellt am: 16. 3. 2011 - 15:27 Uhr
Small Screen Stories: Narrativ
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Seit König Kanyes ausgedehntem Ausflug ins Arthouse weht ein frischer Wind im Land der Rap-Videos, könnte man meinen. Statt cars, chains, ass & titties besinnt man sich plötzlich auf cineastische Qualitäten - oder so ähnlich. Kürzlich flatterte via Elektropost zum Beispiel der Trailer zu einem Film der Bay Area Rapper Foreign Legion durch mein Wahrnehmungsfeld. Weil das jetzt der neue Standard ist, haben sie zum kommenden Album einfach noch eine Agentenfilmhommage gedreht. Dass diese mehr als nur ein bisschen an das "Sabotage" Video der Beastie Boys erinnert, wollen wir mal beiseite lassen...
Pharoahe Monch demnächst live: Am 10.4.2011 im WUK in Wien!
Pharoahe Monch jedenfalls braucht keinen Einfluss von außen, um seine mitreißenden Texte auch ebenso zu visualisieren. Nachdem schon sein aus der Pistolenkugelperspektive gerapptes "Gun Draws" vor vier Jahren zu einem Kurzdrama verwandelt wurde, hat der New Yorker Rapper für die erste Single seines kommenden Albums einen 10-minütigen Musikkurzfilm anfertigen lassen, der den Vergleich mit einem Subplot in der ersten "The Wire" Staffel nicht scheuen müsste. So mitreißend ist der Plot, dass die Musik da fast eine untergeordnete Rolle spielt.
Tatsächlich ist das Erzählen von (Gangster-)Geschichten in Videos keine neue Erfindung. Schon Anfang der 90er Jahre wurde da eifrig im kriminellen Referenzpool gefischt, wie dieses Kool G Rap & DJ Polo Beispiel mit klassischem Mafiafilm-Shootout-Ende zeigt...
Auch an der Westküste legte man (womöglich wegen der Nähe zu Hollywood?) schon früh Wert auf erzählerische Elemente in den Videos - man beachte zum Beispiel dieses Intro oder dieses Outro.
Das nun folgende Video bezieht seine narrativen Elemente aus Teilen des Films "Juice", eine übliche Taktik bei Soundtrack-Beiträgen, und wäre deshalb hier eigentlich nicht sonderlich erwähnenswert. Der traurige Anlass: Nate Dogg, die Refrainstimme vieler Hits von Dr. Dre, Snoop und anderen ist am Dienstag, 15. März 2011 im Alter von nur 41 Jahren gestorben... Rest in peace!
- Ein grandioser Nate Dogg Mix
- Eine Übersicht sehenswerter Videos
- Eine literarische Nacherzählung
Dass sich auch ein dokumentarischer oder essayistischer Filmansatz im Musikvideo sehr gut machen kann, beweist schließlich dieses aktuelle Beispiel von Gil Scott-Heron & Jamie XX: Die Kamera begleitet eine junge Boxerin und Mutter in New York durch ihren Alltag zwischen Hausarbeit und Kinderbetreuung auf der einen Seite und Sparring und Kämpfen auf der anderen. Die sehr stimmigen Bilder ergänzen dem Song nicht nur, sie erweitern ihn vielmehr um eine neue Ebene.