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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

8. 3. 2011 - 18:10

Juke & Footwork

Manchmal schwappen Kulturen mit ziemlicher Verzögerung über das große Wasser zu uns. So ist es auch mit dem seit über 15 Jahren in den Projects von Chicago gedeihenden Pflänzchen Juke.

Samstag, 9. Juni 2012
Sexy Deutsch mit: DJ RASHAD & DJ SPINN
Lit city trax & Ghettoteknitianz / CHICAGO IL.
Im COMO (Währinger Straße 6-8, 1090 Wien)

Dieser Text erschien am 8. März 2011, aber weil wir uns so freuen, dass DJ Spinn und DJ Rashad am Samstag in Wien spielen, weisen wir nochmals auf diesen Text hin. Und die Party natürlich.

Juke ist ein Nachkomme von House, vom abgemagerten, zotigen Chicago House, um genau zu sein. Ein Derivat, versetzt mit mächtigen Bässen, Schnipseln von Hip Hop Lyrics und einer Affinität zu Detroit Booty Bass. Eine Generation von Producern bastelt in Kellerstudios Hits, die jetzt schön langsam von internationalen Labels wie Planet MU in Kompilations verpackt in unseren Plattenläden landen.

Den Fotos nach zu urteilen ist DJ Nate ungefähr 12, seinem Output nach muss er aber schon mindestens 15 sein, da er bereits Tonnen von Footwork-Tracks im Keller des Hauses seiner Mutter gebastelt hat.

Mitte 2010 ist "Hatas our Motivation" erschienen, eine erste Postkarte aus der Westside von Chicago, die auf Vinyl gepresst ins Haus geflattert ist. Mit Chicago Ghetto House, dem abgemagerten rohen Derivat, sind Producer wie DJ Spinn, DJ Rashad aufgewachsen, und ihrem rohen Experimentiergeist und einer digitalen Revolution haben wir Juke zu verdanken. Juke ist ein rohes, futuristisches Monster, Sprachfetzen fliegen einen um die Ohren, Samples werden zerstückelt und das Tempo wird raufgedreht. Computer Funk, rau und roh, eine Ghetto Soul Musik im Booty Gewand.

Wenn DJ Spinn von Labels wie Dance Mania spricht, dann leuchten die Äuglein. "Juke gibt es schon seit vielen, vielen Jahren, Ghetto House mit einigen Updates", so DJ Spinn, der 2002 mit DJ Rashad das Juke Trax Label gegründet hat. Juke (der Musikstil) ist unauslöschlich mit Footwork (dem Tanz) verbunden. Und es ist sogar so, erzählt er weiter, dass er und die meisten anderen Producer in Dance Crews begonnen haben an Tracks zu basteln, um endlich Musik zu haben, zu der sie im richtigen BPM-Bereich tanzen konnten.

Footwork unterscheidet sich grundlegend vom B-Boying. Der Oberkörper bleibt statisch und (der Name sagt es schon) das, was vom Hintern abwärts geschieht, ist wichtig. Journalisten sehen auch gerne Traditionslinien zu afroamerikanischen Tanzkulturen bis in die 1920er Jahre und Verbindungen nach Afrika. Für DJ Spinn geht es in den 90er Jahren auf den Rollschuhbahnen von Chicago los. Die Parties sind Tanz-Battles, meint er, ein Kreis und in der Mitte wird getanzt.
Alles wird privat organisiert. Underground, keine Sponsoren, keine großen Clubs, eine Ghetto-Kultur. Und in solchen Fällen ist das Verhältnis zu den Autoritäten oft ein etwas schwieriges, erzählt Spinn. Die alte Geschichte: "They act as if this music makes you wanna shoot people".