Erstellt am: 8. 3. 2011 - 12:43 Uhr
Die Frauen und die Quotenforderung
In den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Österreich sind nur neun Prozent Frauen vertreten. Noch schlechter sieht es in den Vorständen aus: Dort liegt die Frauenquote deutlich unter fünf Prozent. Bei diesen Zahlen hat sich in den vergangenen Jahren so gut wie nichts geändert und das, obwohl mehr Frauen denn je erwerbstätig sind und mittlerweile 56 Prozent der UniversitätsabsolventInnen stellen und somit besser ausgebildet sind. Eigentlich hätte somit die Anzahl der Frauen in Führungspositionen mit ansteigen sollen. Ist sie aber nicht. Ob die gläserne Decke daran schuld ist oder andere Mechanismen: Derzeit werden Maßnahmen diskutiert, die Gleichstellung in der Arbeitswelt zu erhöhen. Eine zentrale Forderung von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist dabei die Frauenquote.
Quoten in Österreich
Für den Frauentag ist es sich nicht mehr ausgegangen, aber trotzdem soll eine Frauenquote für Aufsichtsräte zumindest in den staatsnahen Unternehmen in den nächsten Tagen beschlossen werden. "Ich und der Wirtschaftsminister sind in den Endverhandlungen", erklärt Frauenmininsterin Gabriele Heinisch-Hosek. "In den nächsten Tagen soll es nicht zu einer gesetzlichen Regelung, sondern zu einer Selbstverpflichtung der Bundesregierung kommen, für staatsnahe Unternehmen. Wir sprechen hier von einem Stufenplan: 25 Prozent Frauen bis 2013 und 30 oder 40 Prozent - das ist Gegestand der Verhandlungen - bis 2018"
APA (Herbert Neubauer)
Der Corporate Governance Kodex ist ein Regelwerk für die verantwortungsvolle Führung und Leitung von Unternehmen
Diese Quote würde also Betriebe betreffen, die zu mehr als 50 Prozent im Eigentum des Bundes sind, wie etwa Verbund, ÖBB oder Austrocontrol. Auch für die Privtawirtschaft wünscht sich die Frauenministerin eine Quote, aber hier setzt man vorläufig auf eine Selbstverpflichtung, das könnte zum Beispiel im Corporate Governance Kodex festgeschrieben werden.
Wie wirklungsvoll diese Selbstverpflichtung ist, sei dahingestellt. Möglichkeiten zur Sanktionierung, wenn die Quote nicht erfüllt wird, sind keine vorgesehen. Die Fauenministerin strebt nach wie vor eine gesetzliche Änderung an: "Sollten wir bis 2013 dieses Viertel (von Frauen in Aufsichtsräten ANM.) nicht erreicht haben, denke ich nach wie vor, dass wie eine Änderung im Aktien- und GmbH-Gesetz andenken sollten."
Die Frauenministerin besitzt aber kein Druckmittel, um eine solche gesetzliche Änderung durchzusetzen. Sie kann nur versuchen, das Thema möglichst breit zu diskutieren und so gesellschaftspolitischen Druck auszuüben. Wirtschaft und Wirtschaftsminister wehren sich derzeit massiv gegen die gesetzliche Quote.
Hilfe könnte von der EU kommen, hatte doch Vizekommisarin Viviane Reding Anfang März angekündigt, sie wolle den Unternehmen in der EU noch zwölf Monate Zeit geben, den Anteil der Frauen in den Führungsriegen mittels freiwilliger Selbstverpflichtung zu erhöhen - ansonsten will sie zu weiteren Mitteln, wie etwa einer EU-Richtlinie, greifen.
Diskussion heute in Connected
Die Frauenquote ist nicht nur in Regierung und Wirtschaft ein heiß diskutiertes Thema mit vielen Standpunkten: Die einen glauben, ohne gesetzliche Verpflichtungen werden die Männer nie die Chefsessel räumen und Frauen in höhere Positionen in der Wirtschaft vorlassen. Die anderen wollen keine Quotenfrauen sein oder haben. Bei uns im Studio diskutieren daüber heute Alice Kundtner, Bereichsleiterin Soziales bei der Arbeiterkammer und Elisabeth Zehetner, Bundesgeschäftsführerin Junge Wirtschaft bei der Wirtschaftskammer.
Alice Kundtners Einstellung zur Frauenquote: "Die AK hat im Februar 2011 etwa 200 Top-Unternehmen angeschaut: Nur 4,4 Prozent Frauen in den Vorständen, weniger noch als im Vorjahr. Wir haben jahrelang gemahnt und diskutiert und vergebens auf freiwillige Verpflichtungen gewartet. Jetzt ist es höchste Zeit zu handeln: Wir brauchen eine gesetzliche Frauenquote, wenn wir bis 2015 wenigstens 30 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten von Europas börsennotierten Unternehmen haben wollen."
Mag. Elisabeth Zehetner ist da anderer Meinung: "Auch eine Quote ist eine Diskriminierung: nicht die besten Köpfe kommen zum Zug sondern eine bestimmte Personengruppe, die durch die Quote gefördert werden sollen."
Was denkst du über Frauenquoten? Diskutier mit, am Dienstag ab 15 Uhr in FM4 Connected! Die Nummer ins Studio: 0800 226 996!