Erstellt am: 7. 3. 2011 - 18:00 Uhr
It’s trrrrrrricky
2001 wurden Waltraud Grausgruber und Birgitt Wagner noch skeptisch gefragt, ob sich mit Trickfilm, gemacht von Frauen, überhaupt ein Festival füllen lässt. Mittlerweile kommen die beiden Kuratorinnen mit dem Sichten der Einreichungen fast nicht mehr nach. Denn mit dem Festival Tricky Women (10. bis 14. März) haben Animationsfilme von Frauen seit zehn Jahren einen fixen Platz in Wien.
Internationale Bekanntheit
Die Einreichungen für das Festival kommen mittlerweile aus der ganzen Welt, von Korea bis Kanada. Aber auch der österreichische Trickfilm liegt den Kuratorinnen von Tricky Women besonders am Herzen, und gerade da hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Produktivität vervielfacht: "Der Animationsfilm in Österreich ist sehr lebendig", sagt Brigitt Wagner "Da ist eine neue Generation nachgekommen." Manche Künstlerinnen hat das Festival regelrecht begleitet, für viele war Tricky Women der Anstoß, eine Arbeit, die schon lange in der Schublade liegt, fertig zu machen und einzureichen. "Viele Frauen erzählen uns, wir waren das erste Festival, bei dem sie eingereicht haben. Mittlerweile haben sie Preise in China oder sonstwo gewonnen und sind auch auf den ganzen wichtigen Plattformen vertreten."
Tricky women 2011
Auch das Festival selbst hat mittlerweile ein gutes Standing und ist international bekannt: Andere Filmfestivals fragen um Filmtipps an, Birgitt Wagner wurde in die Jury eines Filmfestivals in Südkorea eingeladen. Heuer gibt es auch eine Kooperation mit dem Frauenfilmfestival in Dortmund, einen gegenseitigen Programmaustausch. "Das ist etwas, was wir uns früher sehr gewünscht haben, was es auch immer wieder gab, was jetzt aber von alleine kommt und schon Teil des Festivals ist." sagt Waldtraud Grausgruber.
Gibt es so etwas wie Frauenfilme?
"Technisch ist zwischen den Filmen von Frauen und Männern überhaupt kein Unterschied", sagt Waltraud Grausgruber. "Aber natürlich machen Frauen Filme über Themen, die sie beschäftigen und betreffen, da unterscheiden sie sich vielleicht von den Männern."
Dass viele Frauen in der Trickfilmbranche zu finden sind, mag aber daran liegen, dass die Produktionskosten beim Trickfilm relativ niedrig sind: "Man braucht kein riesiges Produktionsteam, sondern eigentlich ein Computerprogramm und eine gute Idee." sagt Grausgruber "Im Endeffekt ist es möglich, einen Trickfilm ganz alleine zu machen. Mit geringen finanziellen Mitteln, was nicht heißt, mit wenig Einsatz!"
tricky women 2011
Tricky Women ist 2001 angetreten, um die vielen im Trickfilm aktiven Künstlerinnen sichtbar zu machen, denn auf den gemischten Festivals sind sie immer noch unterrepräsentiert. "Bei uns gibt es deswegen auch die Preise als eine Form der Anerkennung für die Arbeit der Frauen." sagt Birgitt Wagner. Insgesamt sechs Preise werden auf dem Festival vergeben. Der Prominenteste, der Tricky Women Preis der Stadt Wien, ist zum Beispiel mit 4.000 Euro dotiert.
Highlights heuer
Im heurigen Festivalprogramm ist die Wettbewerbsschiene, wo österreichische und internationale Produktionen zu sehen sind, mit fünf Programmen am prominentesten vertreten. Für das Jubiläum hat man sich noch ein paar Spezialprogramme einfallen lassen:
tricky women 2011
Zum Beispiel die Milestones, für die zehn Animationsfilmerinnen gebeten wurden, die drei für sie wichtigsten Filme zu nennen. Daraus wurden dann drei Programme zusammengestellt, die Animationshighlights von 1933 bis heute zeigen. Da tanzen in Lotte Reiningers Carmen-Parodie filigrane Scherenschnitt-Figuren durch die Stierkampfarena und eine filzstiftgezeichnete Maria Lassnig singt über das bisherige Leben und ihre Träume.
TRicky Women 2011
Und eine weitere echte Seltenheit gibt es da zu sehen: Die Pinnboard-Animation „Le Nez – Die Nase“ von Claire Parker: Bei dieser alten Animationstechnik werden aus einem Nagelbrett mit hunderttausenden winzigen Nägeln Licht-Schatten-Bilder hergestellt, was größtes Feingefühl erfordert.
Und weil zum Feiern auch Musik gehört, gibt es diesmal auch erstmals zwei Musikprogramme:
Nämlich „Music und Dance“, kuratiert von Trilby Schreiber von der School of Visual Arts in New York.
Tricky women 2011
Und „Colliding Worlds“ ein Zusammenstellung von ungewöhnlichen Musikvideos von den 1990ern bis heute. In der ist zum Beispiel das Video zu „Weil wir einverstanden sind“ von den Goldenen Zitronen von Deborah Schamoni zu sehen: in dem aberwitzigen Zeitungscollagenclip fahren Angela Merkel, Bill Clinton und Co zwischen BILD-Schlagzeilen Achterbahn.
Als Stargast ist dieses Jahr Caroline Leaf zu Gast, ihr ist die heurige Retrospektive gewidmet. "Sie reist ganz wenig und ungern, deswegen ist es besonders toll, dass sie gekommen ist." erklärt Waltraud Grausgruber. Caroline Leaf wird auch beim dem Festival angehängten internationalen Forum „Connecting Animations“ ein Masterclass geben, wo sie ihre einzigartige Sand-auf-Glas-Technik zeigen wird.
Die Vernetzung der Branche, wie eben bei Connecting Animations, ist ein zusätzliches Anliegen von Tricky Womene und darum wird es auch in Zukunft viel gehen: "Dieser Teil ist zu einem ganz wichtigen des Festivals geworden. Für die Branche da zu sein und mehr Weiterbildungsmöglichkeiten für TrickfilmerInnen anzubieten."