Erstellt am: 28. 2. 2011 - 04:12 Uhr
Tanz, Baby!
I deserve to be this good, don´t you bring me down.
("Reaching Forward", Those Dancing Days 2011)
Those Dancing Days live
- am 4. März im Flex, Wien.
Und demnächst auch als
Überraschungskonzert, vielleicht irgendwo in deiner Nähe!
Das schwedische Quintett Those Dancing Days - Cissi Efraimsson, Mimmi Evrell, Rebecka Rolfart, Lisa Pyk Wirström und Linnea Jönsson - hat sich nach einem Song von Led Zeppelin benannt. Das ist schon mal gut. "Dancing Days" findet sich auf dem 1973 erschienen Led-Zep-Album "Houses Of The Holy". Die beste Rockband aller Zeiten, angeführt vom sehr virilen Frontmann Robert Plant und dem geheimnisvollen, aber nicht weniger männlichen Gitarrenmeister Jimmy Page, als Namensgeber für fünf junge Schwedinnen, die noch zur Schule gehen und mit ihrer Sorte Indie-Rock schnell im Twee-Pop-Genre landen. Twee: kindlich-hübsch, süß, lieb.
Those Dancing Days
Nun ja, twee ist am neuen Album von Those Dancing Days, dem Nachfolger zum Debüt "In Our Space Hero Suits", nicht mehr wirklich viel, und die sprichwörtlichen 5-Minutes-of-Fame, die so manche(r) der Band erst nur zugestanden hatte, sind längst überschritten. Die romantischen Space-Hero-Suits müssen dem Spannungsfeld aus Daydreams und Nightmares weichen, wobei der Tagtraum schon mal von einem Alb besucht werden kann. Der elfenartige Geist setzt sich auf die Brust des Schlafenden und bringt keine guten Gedanken. Gut so. Denn das macht das neue Abum von Those Dancing Days ernsthafter als es der Vorgänger war.
Those Dancing Days sind am 4. März 2011 live zu Gast in FM4 Connected (15-19h)
Sagen wir es ruhig, Those Dancing Days sind erwachsen geworden. Die fünf Frauen sind zwar noch immer erst zwischen 20 und 22 Jahre alt, die Schule ist aber nun endgültig abgeschlossen und man/frau hat die Welt gesehen. Raus aus Skandiland, hinein in den Rest von Europa, weiter ins Mutterland der europäischen Pop- und Rock-Musik - nach Großbritannien, wo beim Wichita-Plattenlabel in London auch das neue Album erscheint. Weiters spielten Those Dancing Days in den letzten zwei Jahren etwa in Russland, Brasilien, Japan, China, und in Nordamerika sowieso.
ThoseDAncingDays
Blondie, Abba, The Go-Go´s, The Pipettes...
Als Led Zeppelin in den späten 60er und frühen 70er Jahren den Sunset Strip von Los Angeles ihre Spielwiese nannten, als die große Zeit der Rockband-Groupies war, samt Pamela DesBarres und ihrer späteren Betrachtung davon, "I´m with the Band", waren Those Dancing Days noch nicht geboren. Und als Joan Jett, Cherie Curry und die Runaways dann Mitte der 70er den Sunset Strip betraten - als Musikerinnen anstatt als Groupies - auch noch nicht. Trotzdem haben die ehemaligen Shout-Out-Louds-Fans Linnea, Lisa, Rebecka, Mimmi und Cissi wahrscheinlich letztlich mehr gemein mit den Runaways als mit, sagen wir mal, Isobel Campell, als sie noch bei Belle & Sebastian war. Aus dieser Richtung wehte ja der Twee-Pop-Wind auch ein wenig her. Belle & Sebastian sind das auch längst nimmer, und sie mochten diesen Begriff auch nie so recht. Letztes Jahr wurden Those Dancing Days von Belle & Sebastian eingeladen zum All Tomorrow's Parties Festival im britischen Minehead, und da gab es live dann zusammen mit den fünf Musikerinnen den Belle-Song "Lazy Line Painter Jane". Linnea Jönsson sang den Part von Isobel Campbell.
Those DAncing DAys
Süß, hübsch und lieb, also twee, war die Stimme von Sängerin Linnea aber genaugenommen ohnehin nie, nicht auf "Hitten", auch nicht auf "Those Dancing Days", nicht auf "Home Sweet Home" und nicht auf "Run Run". Letzteres Stück hatte die Textzeile "Kill flowers in someone's garden, but I don't care". Das ist mehr Emily-the-Strange-Riot-Grrl-Pop. Und die Orgel war sowieso immer mehr Northern Soul als Twee-Pop. Abtanzen im Casino zu Wigan, nahe Manchester, Ende der Sixties, zu raren Soulplatten, die einem größeren Publikum kaum bekannten waren.
Ok, das DIY-Element bei Those Dancing Days war auch dem Twee-Pop zugehörig. Aber Schluss jetzt mit Abhandlungen über dieses Subgenre, das letztlich aber auch in den Punkrock greift und mit den Worten "süß" und "hübsch" ja auch bewusst spielt. Apropos Punk: "Fuckarias", der sechste Song am neuen Album hat etwas Punkiges, Sleater-Kinney-haftes. Ja, es ist der Punkrocker am Longplayer, aber selbst er hat diesen großen Poprefrain, der "Daydreams And Nightmares" eigentlich von A bis Z innewohnt.
Bis zum sechsten Lied am Album muss man aber eigentlich gar nicht warten, mit "Reaching Forward" geben Those Dancing Days das Tempo vor. Gleich dieser erste Song steht dafür, wie sehr sich die Band weiterentwickelt hat. Der nächste Song, "I´ll Be Yours", erinnert erst an die Dancing Days wie wir sie bisher kannten, bevor das Stück zum perfekten Pophit wird, den die Band so noch nicht geschrieben hatte. Das dürfte die Handschrift von Patrik Berger sein, jenem schwedischen Producer, der "Daydreams And Nightmares" produziert hat und eben auch am Sprung zu größeren Producer-Ehren ist. Patrik Berger ist Schwede mit Studio in Stockholm. Er hat etwa schon die schwedische Musikerin Robyn remixt, mit ihr Tracks geschrieben und sie zuletzt auch produziert. Aber auch die Musik vom US-Pop-Mädchen Hilary Duff ("Little Voice") wurde einmal von Patrik Berger produziert.
Thosedancingdays
Those Dancing Days
"Daydreams And Nightmares" von Those Dancing Days ist eben bei Wichita/ Coop/Universal erschienen.
Never Miss A Beat
Weiter geht es mit "Dream About Me", und da ist wieder dieser glorreiche Pop-Chorus. Den nächsten Song, "Can´t Find Entrance", schrieben Those Dancing Days zusammen mit dem Schweden Max Martin, der, ähm, schon mit den Rednex und Ace Of Base arbeitete, und dann mit den Backstreet Boys und Britney Spears. So what.
Dann geht es weiter in den "Forest Of Love". Da ist sie wieder, die Orgel von Lisa Pyk Wirström, und Linnea Jönsson singt "If I lived in a tree in the forest of love, could I stay put or would I fall?" Toller Song mit unvermeidlichen Elfen-Assoziationen.
Moderner Pop dann auf den nächsten beiden Songs: "When We Fade Away" und "Keep Me In Your Pocket". Dieser Killer-Refrain dann wieder bei "I Know Where You Live pt2". Am ersten Album der Band gab es ja "I Know Where You Live pt.1".
Auf dem letzten Song am Album singt ein gewisser Orlando Weeks mit. Er ist der Sänger der britischen Band The Maccabees: "We'll be together, one day forever" heißt es in "One Day Forever", einem wunderhübschen, tiefgehenden, sehr erwachsenen Duett zwischen Linnea und Orlando.
Die Tanzschuhe können durchaus auch mal in der Ecke bleiben.