Erstellt am: 23. 2. 2011 - 12:11 Uhr
Oni Ayhun
Es ist eine gute Zeit für Albträume. An wen auch immer ich in letzter Zeit gerate, die Nacht endet und der Morgen beginnt mit diesem Thema. Egal ob Schlaf oder nicht. Wir werden von Händen aus der Finsternis in Löcher auf der Straße gezogen werden, wir ertrinken in Röhren, wir versuchen zu telefonieren und unsere Hände rutschen an der Wählscheibe und in der Version 4.0 am iPhone-Display ab, die Kniescheiben werden uns herausgeschnitten und immer wieder nähern sich Gestalten, die wir ganz genau kennen aber nicht als irgendwen erkennen. Gestern habe ich herausgefunden, dass sich nur das als wirklicher Albtraum qualifiziert, was sich immer wiederholt. Warum erzähle ich euch das?
Weil der Mann, um dessen Musik es hier geht eine Figur ist, die man glaubt aufgrund seines Werkes sehr gut zu kennen. Er verweigert uns aber jegliche Information über seine identitätschtechnische Verwurzelung in der realen Welt. Oni Ayhun, ein alter Freund aus unseren Albträumen. Am Samstag spielt er in der Pratersauna Wien bei ELECTRO-NIX, und einzig dieser folgende Text darf über die Person kommuniziert werden:
"In Oni Ayhuns Musik geht es um Drama. Oni Ayhun kombiniert auf seinen Alben verwirrte, an Wahnsinn grenzende Tanzmusik mit freien verträumten Geschichten, plätschernd und ohne Beat. Gleich einem surrealistischen Musical mit einer Handlung, die auf Assoziation, Abstraktion und Konfusion beruht, ist die Musik hier eine Reise durch zahlreiche Umgebungen und Szenen."
Goodyn Green
Ich mag es sehr, wenn Musiker sich nicht nur um Musiken sondern um Weltenentwürfe, Traum und Albtraumassoziationsketten kümmern und konsequenterweise keine Interviews und keine Fotos zulassen. Aber wir kennen doch das Spiel und die Klangästhetik, und die Selbstbeschreibung erinnert sehr an ein ebenfalls aus der Twightlighzone stammendes Geschwisterpaar, das niemals ohne Masken oder Stimmverzerrer anzutreffen ist: The Knife, das Geschwisterpaar Olof und Karin Dreijer
the knife
Viele Dinge, die für The Knife gelten, treffen auch auf Oni Ayhun zu. Vor ein paar Jahren, da gaben sie noch häufiger Interviews: Zwei Gestalten mit den gleichen schwarzen Langhaarperücken und schwarzen mittelalterlichen Pestmasken saßen dann in überdimensionierten schwarzen Zwangsjacken herum und erklärten: "I think for us it is very important to take away the focus off the person behind the music. I think the music should stand for itself without connecting to lifestyle or fashion. We act in a pop area of music culture so I think it is important for me to question that area because 99% of that area is shit."
Abstraktion und Konfusion statt eines Spiels mit Identitäten das Schockmomente ausnützt. In dieser Hinsicht sind The Knife erstaunlich Anti Pop. Fever Rays Latex Fleischfetzengesicht ist etwas ganz anderes als Lady Gagas Steakkleidchen ein paar Jahre später. Das eine ein schlechter Scherz, das andere eine surreale Provokation des Formats. Und deshalb stehen The Knife auch Tür und Tor zu meinen Albträumen und den Opernbühnen dieser Welt offen. Ich habe in letzter Zeit wenig gesehen, das Auftritte wie diesen von Fever Ray, Oni Ayhuns Schwester und Partnerin bei The Knife, übertrafen:
Oni Ayhun spielt nicht mehr in der von Identitäten besessenen Popwelt, deshalb gibt es bei seinen Auftritten kein Olof Dreijer und The Knife in Klammer. Man soll selber hören, spüren und fürchten. Bis jetzt sind vier Releases auf seinem eigenen Label erschienen, zu jedem ein detaillierter Text, der allein schon einen surrealistischen Ideensturm im Kopf auslösen kann. So wie diese Geschichte zu Oni Ayhuns zweitem Release: Es geht um die mystische Stadt Tar, die einzige die noch stehen wird wenn die Welt in Trümmern liegt.
"Once upon a time long long time ago there was a mystical city called Tar... And at that time all the cities were intact and flourishing, there were no ruins, because the final war had not yet begun. When the great catastrophe occurred, all the cities crumbled.. except Tar.. Tar still exists. If you know where to look for it you will find it. And when you get there you will be presented with wine and water and you could play with a gramophone. When you get there, you will help harvest grapes and you will pick up scorpions hidden under white rocks. When you get there, you will know eternity."
Ich weiß nicht, wie die Livemanifestationen von Oni Ayhun angelegt sind. Keine Kunde darüber ist bisher bis zu mir vorgedrungen, aber ich trau mich zu wetten, es wird eine sehr lange Reise in eine hoffentlich sehr finstere Nacht.
Oni Ayhun Live
Sa, 26.02. ONI AYHUN live electro-nix
ONI AYHUN live+ MFO (Berlin, sound:frame)
marfloW (Permanent Vacation; Wien)
Felix da Houserat (e-nix, Wien)
Pratersauna, Wien
Tickets gewinnen!
2x2 Tickets für den Abend in der Pratersaune verlosen wir unter allen, die uns zwei Artists nennen können, die einen Remix für The Knife gemacht haben. Einsendungen bis Freitag, 25. Februar, 12 Uhr an game.fm4@orf.at. Namen für die Gästeliste nicht vergessen!
Die GewinnerInnen wurden bereits via E-Mail verständigt!