Erstellt am: 24. 2. 2011 - 10:24 Uhr
"Soul und Style"
Wer wie Stephan Kondert, der Frontman von SK Invitational, nicht am Berg, sondern im Flachland aufgewachsen ist, kann sich seinen Snowboard-Homespot aussuchen. Stephan hat Zauchensee gewählt, einen Ort im Salzburger Land mit etwa 40 einheimischen GanzjahresbewohnerInnen und 1.500 Gästebetten. Nicht die autobahnbreiten Pisten, wegen denen die TouristInnen kommen, haben es Stephan in Zauchensee angetan, sondern die "Treeruns" im freien Schigebiet. In seiner Jugend war er fast jedes Wochenende hier, um freeriden zu gehen und im Tiefschnee Kicker reinzustellen.
Stephan war damals so gut auf dem Brett, dass er Sponsoren hatte. Zu dieser Zeit liefen Snowboarden und Musik machen noch parallel. Dass er später das Snowboarden einschränkte, lag nicht an den Tiefschnee-Schanzen, sondern an vereisten Straight-Jumps am Hintertuxer Gletscher. "Ich bin zu weit gesprungen und hab mich ausgeknocked, mir alle Rippen gebrochen, mir die Fersen gesplittert und die Zähne waren alle halbwegs eben. Ich bin im Krankenhaus gelegen neben jemandem, der vom Traktor überfahren und einem anderen Tiroler Hardcoreunfall. Die haben aus dem Bauch rausgekackt und dabei habe ich mir gedacht, ich lieg schon in einem stressigen Zimmer."

Simon Welebil
Stephan hat sich für die Musikerkarriere entschieden. Das Adrenalin, das er benötigt, holt er sich jetzt von seinen Gigs. Nette Kicker würde er zwar immer noch springen, mehr als stylische Dreier oder Switch-180s seien aber nicht mehr drinnen. Alten Pferden müsse man Ruhe gönnen.
Große Kicker finden wir an dem Tag ohnehin nicht, dafür noch ein wenig Pulver. Zehn Zentimeter hat es über Nacht geschneit und die fühlen sich fein an über einer dicken Harschschicht. Es geht besser, als wir uns erwartet haben, zumindest oben, weiter unten müssen wir dann zwischen Latschen und niederen Bäumen durch. "Entschuldigung Mother Nature, wir müssen dich jetzt leicht touchen", entschuldigt sich Stephan dafür.
Wieder in der Gondel erzählt mir Stephan, dass er früher alle Snowboardkataloge und Videos auswendig kannte und sich stylemäßig immer noch an Gigi Rüf und den Ästhetikern Steve Gruber und Wolle Nyvelt orientiert. Aktuell hinke er trotz Youtube-Videos ein bisschen hinterher, aber die 1440 Double Corks der jungen Finnen und "Oberparkkids" hätten ihm ein bisschen zu wenig Style. Ähnlich sei das übrigens beim Musikmachen, wo technisch fitte MusikerInnen die härtesten Lines spielen würden aber keinen Soul hätten. "Soul und Style sind irgendwie das Gleiche."

Simon Welebil
Fitness ist eine Sache, die Stephan bei SnowboarderInnen schätzt. Speziell bei Konzerten in Innsbruck, wo fast ausschließlich BoarderInnen kommen würden, merke man ihre Ausdauer. "Grundsätzlich spielen wir keine Gigs unter zweieinhalb Stunden, und die Snowboarder springen da durch. Ich mag die Energie gern, wenn sie abgehen und darauf sind unsere Shows auch ausgerichtet."
Zum letzten Mal vor der beieindruckenden Bergkulisse stehend erzählt er, dass die Berge bei ihm schlummernde Ideen für's Komponieren wecken würden und ein spitzenmäßiger kreativer Einfluss für ihn seien. In den Bergen könne er Abstand vom stressigen Alltag gewinnen. Man merkt, man ist nicht der Größte auf der Welt. Hier heroben zähle genau wie bei Auftritten nur die Ehrlichkeit. "Die Leute checken das, wenn man ehrlich ist und auf der Bühne steht und man macht das mit 100%. Das ist das Um und Auf, alles was fake ist, ist im Endeffekt kurzlebig." Von der Ehrlichkeit des SK Invitational Sounds kann man sich heuer auch verstärkt bei Snowboard-Events überzeugen. Am 18. März etwa spielen SK Invitational gemeinsam mit Texta beim Wängl Tängl in Mayrhofen im Zillertal.

Simon Welebil