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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

20. 2. 2011 - 18:34

Das Geschäft mit den Altkleidern

Was passiert mit deinen Sachen, nachdem du sie im Altkleider-Container entsorgst hast? Der Großteil wird nach Afrika verkauft!

GesprächspartnerInnen:

Christine Leopold, Präsidentin von Kolping Österreich

Kurt Willheim, Geschäftsführer von Öpula

Andreas Zenker, Pressesprecher des Roten Kreuz Wien

Die Kleiderspende endet für die Meisten am Sammelcontainer. Von dort aus nimmt dein T-Shirt nach einem Zwischenstopp im Kleiderschrank seine Reise rund um den Globus wieder auf.

Altkleiderspenden sind prinzipiell eine super Sache. Die Wiederverwertung der Klamotten vermeidet Müll, und der Verkauf der Second Hand Ware unterstützt karitative Organisationen in Österreich.

Humana

Doch in letzter Zeit wurde Kritik an der Praxis eines Altkleidersammlers laut und diese wirft ein schlechtes Licht auf die Branche. Das Monatsmagazin DATUM berichtete bereits im September 2010 über die undurchsichtige Geschäftsstruktur der Organisation "Humana – People to People". Nur ein Bruchteil der Einnahmen aus dem Second-Hand-Geschäft fließen laut DATUM in die von Humana beworbene Entwicklungshilfe. Auch in der aktuellen Ausgabe ist Humana wieder Thema. Dieses Mal geht es um die Förderung des Vereins durch das Land Niederösterreich.
Friedrich Griess, Vorstandsmitglied der österreichischen Gesellschaft gegen Sekten- und Kulturgefahren bezeichnet im DATUM Humana als „kommerzielle Sekte“. Der Chef von Humana Österreich, Henning Mörch war für FM4 zu keiner Stellungnahme bereit.

Rotes Kreuz, Kolping & Caritas

Doch nicht nur Humana sondern auch das Rote Kreuz, Kolping und die Caritas sind am Altkleidersektor tätig. Alle drei Organisationen haben die Entleerung ihrer Sammelcontainer und die Weiterverarbeitung der Textilien der Firma Öpula überlassen. Der Rohstoff-Recycling Betrieb existiert seit 20 Jahren und hat sich auf das Altkleidergeschäft spezialisiert. Dieser Markt ist komplett segmentiert, und Öpula fungiert als Zwischenhändler, der die Kleiderspenden zum Sortieren nach Italien transportiert. Die Sortierarbeit in Österreich ist einfach zu teuer, erklärt Öpula Geschäftsführer Kurt Willheim, deshalb wurde sie nach Italien ausgelagert. Dort werden die Kleider je nach Beschaffenheit entweder nach Afrika verkauft oder zu Putzlappen verarbeitet. Nicht recycelbare Materialien landen auf der Deponie. Ein geringer Prozentsatz der brauchbaren Kleidung wird wieder nach Österreich importiert und kommt kostenlos karitativen Einrichtungen wie z.B. Flüchtlingsheimen, Frauenhäusern oder dem Katastrophenschutz zu Gute.

Die Annahme, dass Kleiderspenden im Rahmen der Entwicklungshilfe vom Roten Kreuz, Caritas oder Kolping kostenlos in der dritten Welt verteilt werden, ist naiv. Sie sind neben den Förderungen des Landes eine weitere Einnahmequelle und laut Kolping-Präsidentin Christine Leopold fließen die Gewinne zweckgebunden in die Sozialprojekte in Österreich.

Der Export nach Afrika finanziert den globalen Altkleiderkreislauf und deckt die Fixkosten der Kleidersammler, die Transportkosten sowie die Sortierarbeit in Italien, erzählt Kurt Willheim im Interview. Der Gewinn der verkauften Ware wird zwischen Öpula und den sozialen Vereinen aufgeteilt.

Doch nicht nur Österreich, die ganze Welt verkauft Second Hand Kleidung nach Afrika. Willheims Angaben zufolge ist es ein weitverzweigtes Handelsnetz, von dem vor allem viele afrikanische Frauen leben. Sie sind die letzten Glieder in dieser Kette und verkaufen in ihren Dörfern "Mitumba", die gebrauchte Kleidung der westlichen Welt.

Die Dokumentation "Mitumba" von Raffaele Brunetti aus dem Jahr 2005 erzählt die Geschichte eines gebrauchten T-Shirts auf dem Weg von Europa nach Afrika. Dabei werden die schwer überschaubaren Vertriebskanäle global operierender Händler deutlich.