Erstellt am: 12. 2. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 12. Februar 2011
- Die FM4 Charts vom 12. Februar 2011
- Brand New - Die FM4 Neuvorstellungen der Woche:
Es gibt ja eine Theorie, dass sich Zeitenwenden nicht an fade Jahreszahlen und Silvesterfeiern halten, sondern immer mit einem Initialereignis einhergehen, so wie die 80er etwa mit der neokonservativen Wirtschaftspolitik von Thatcher und Reagan begannen, die 90er mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, die 00er mit 9/11 und nun, so könnte man meinen, haben seit gestern also offiziell die Zehnerjahre begonnen. Mit dem Fall des Systems von Hosni Mubarak (und der vorangehenden tunesischen Jasmin-Revolution) hat erstmals eine demokratische und junge Opposition auch mit der Kraft der digitalen Vernetzung ein autoritäres arabisches Regime von der Macht vertrieben.
Und auch wenn es noch Beispiele dafür gibt, dass man auch diese neue Kraft der Schwarmintelligenz in Schach halten kann, gewinnt dieses neue Massenkorrektiv doch so sehr an Macht, dass es für die autoritären Staatskapitalisten, nicht nur im arabischen Raum, immer enger wird.
Auch in Griechenland und anderen westlichen Staaten zeigt sich, dass sich die Menschen nicht endlos von den Sachzwängen der Finanzmärkte und dem Druck des Geldadels erpressen lassen werden, und am Horizont ein "turning point" auftaucht, der die Renditengeier dieser Erde ängstlich werden lässt. Dennnoch werden unter der Schuldenlast, auch in der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA und ihrer Zinsenbewirtschaftung immer neue Schulden gemacht, um die alten zu bezahlen, während auf der anderen Seite Steuern erhöht werden und Sozialabbau betrieben wird.
Da politische Vertreter aber am Ende des Tages weder von Vorständen noch Bankern oder Großaktionären gewählt werden, wird der Punkt kommen, an dem sich die Regierenden entscheiden werden müssen, wessen Interessen Vorrang gegeben wird und wie das autodestruktive Zinseszins-System der privaten Geldschöpfung im Mindestreservesystem einer breiten Bevölkerung noch zu erklären ist, da dafür auch jede wissenschaftliche Grundlage fehlt.
Die Ägypterinnen haben mit ihrem Beharren auf Friedlichkeit schon sehr viel richtig gemacht, nun könnten sie die Unterstützung anderer brauchen - um etwa Mubaraks kolportierte 40 Milliarden Vermögen zu enteignen und damit einen großen Teil der ägyptischen Staatsschuld zu begleichen, um mehr Kraft und Mittel für wirkliche demokratische und soziale Reformen zu lukrieren.
Gibt man nämlich, wie fast alle afrikanischen Staaten, ein Vielfaches der Ausgaben für Soziales/Bildung/Gesundheit zur Schuldenbedienung für Finanzheuschrecken aus, wird es relativ schwierig den fühlbaren Wohlstand der Bevölkerung zu heben. Denn das Ziel der globalen Umwälzung am Beginn dieser 10er Jahre ist noch immer ein Wirtschaftssystem, das Leistung und nicht Kapitaleigentum am besten belohnt.
Und das die Zahlengläubigkeit auf ein vernünftiges Maß reduziert, insofern ist mir die liebste Bilanz noch immer die halbernste Angelegenheit unserer FM4 Charts:
Da landen die großen Bright Eyes mit der ersten Auskopplung des nun erscheinenden neuen Albums auf Platz 3, nach 2 Wochen ganz oben gibt’s für "Shell Games" heute nur Bronze.
Auf der 2 bleiben, wie schon in der Vorwoche, Chikinki mit "Bitte Bitte".
Und die neue Nummer 1 von FM4 kommt von den Vaccines und heißt "Post Break Up Sex".
Ein schönes Wochenende!