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Christiane Rösinger Berlin

Ist Musikerin (Lassie Singers, Britta) und Autorin. Sie schreibt aus dem Leben der Lo-Fi Boheme.

13. 2. 2011 - 11:59

Valentinstag

Erst am Montag ist der 14. Februar, der Valentinstag, aber schon seit zwei Wochen wird man hier in Berlin damit gequält.

Valentinspartys mit "Love Songs" , Valentins-Specials in Restaurants und Autohäusern, rote Herzen und Bänder in jedem Schaufenster. Selbst in der Kosmetikabteilung des Biomarktes wird man damit belästigt: Sinnliche Düfte und verwöhnende Pflege zum Valentinstag! Wie tief will der Mensch noch sinken?

Letztes Jahr hatte sich am Brandenburger Tor wenigstens noch ein Flashmob getroffen, um mit einem "Kiss-In" gegen die Kommerzialisierung des Valentinstags zu protestieren. Aber dieses Jahr regt sich kein Widerstand gegen die aus den USA und England importierte Unsitte. Der Irrglaube an die romantische Zweierbeziehung (RZB) ist eben weltweit fest verankert und die (bei allen Schrecken auch bequeme) Paar-Ideologie zeigt am Valentinstag ihre schrecklichste Fratze.

Lila, rosarote und rote Herzchen

flickr.com/daveparker

Den Valentinstagsallergiker hat jedes Jahr am 14. Februar mit einer starken körperlichen Reaktion beim Anblick von Rosen, Herzen, Bändern, der Farbe rot und Worten die mit L beginnen zu kämpfen.

Die Tradition des Valentinstages wird heute zumeist auf die Legende von Valentin von Terni zurückgeführt, der um 300 nach Christus als Bischof der italienischen Stadt Terni einige Verliebte christlich getraut hatte, darunter Soldaten, die nach damaligem kaiserlichen Befehl unverheiratet bleiben mussten. Angeblich hat er den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt, was sich günstig auf die Ehen auswirkte. Aber ihm selbst brachten die Blumengeschenke kein Glück, auf Befehl des Kaisers Claudius II. wurde er am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens enthauptet - wegen der heutigen verlogenen Valentinstagsbräuche kann ihm also kein Vorwurf gemacht werden. Denn allgemein bekannt wurde der Valentinstag erst etwas später, durch die verstärkte Werbung der Floristen- und Süßwarenindustrie.

So schlimm wie es auch in Berlin ist , in Paris ist es noch ärger, das war dieser Tage einem "People-Magazin" zu entnehmen. Der Pariser Bürgermeister hat nämlich im Zuge des Stadtmarketings zum Valentinstag städtische Leuchttafeln für privat-intime Bekenntnisse der Pariser Bürger frei gegeben. Die konnten bis zu 160 Zeichen einsenden, die schönsten Sprüche erstrahlen dann am Valentinstag in gelben Buchstaben auf schwarzem Grund. Auf der Internetseite des Rathauses wirbt man für die Aktion: "Sie sehen ihn jeden Morgen in der Metro. Er stellt sein Rad neben ihrem ab. Sie gehen in dieselbe Bäckerei - aber Sie haben nie gewagt, ihn anzusprechen."

Da kann man nur froh sein, wenn man nicht in Paris, der Stadt der Liebe, sondern in Berlin, der Stadt der Ruppigkeit und schlechten Laune wohnt.

Noch zivilisierter geht es in Finnland zu. Dort wird der Valentinstag als "Freundschaftstag" gefeiert, an dem man - meist anonym - denen, die man sympathisch findet, Karten schickt oder kleine Geschenke übermittelt. Dieser "Freundschaftstag" ist gegenüber dem angelsächsischen oder kontinentaleuropäischen "Valentinstag" deutlich enterotisiert. Ein bisschen übertrieben haben es mal wieder die Russen. Presseberichten zu Folge sagten die Behörden der Stadt Belgorod aus Sorge um die "spirituelle Sicherheit" alle Veranstaltungen zum Valentinstag ab.