Erstellt am: 10. 2. 2011 - 20:03 Uhr
Small Screen Stories: Dilla
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Unfassbar, dass das schon wieder fünf Jahre her ist. Seitdem hat der gute James Dewitt Yancey die Musikproduktionswelt posthum ordentlich mitbegleitet. Letztlich beziehen sich zum Beispiel fast alle Protagonisten der Beats/Wonky-Abteilung mehr oder weniger direkt auf J Dillas Einfluss. Und selbst in der Musik von weniger offensichtlichen 'disciples' wie Toro Y Moi lässt sich eine gewisse Inspiration ablesen. Weil der Mann also auch 2011 noch sehr relevant ist, hier ein kleines Tribut in Form von persönlichen Lieblingsvideos.
Die ersten Dilla (damals noch Jay Dee) Produktionen, die sich mit ihren schwer ver-wahwah-ten Samples und funky synkopierten Rhythmen sofort in meinem Kopf festsetzten, waren Songs wie Get A Hold oder 1nce Again vom A Tribe Called Quest Album Beats, Rhymes & Life. Auf der Nachfolgeplatte The Love Movement war sein futuristischer Einfluss noch stärker ausgeprägt, aber irgendwie merkte man da schon, dass Tribe als Band kaum mehr funktionierte. Die Vorabsingle mit dem 90er Jahre Sample hat trotzdem bis heute einen fixen Platz in meiner Plattenkiste...
Erst danach (und nachdem mir klargeworden war, dass auch viele Lieblingssongs von The Pharcyde aus seiner MPC gekommen waren) entdeckte ich Dilla's Detroiter Band Slum Village für mich. Viele der Songs ihres Debüts Fantastic Volume 1 waren damals nur als Bootleg oder unter anderen Bandnamen erhältlich, Volume 2 kam dann aber ganz offiziell. Schön an diesem Video ist, wie es (vor allem am Schluss) die Sexfantasie-Raps konterkariert.
Von Slum Village wandte sich der talentierte Producer/Rapper kurz darauf ab, um die eigene Karriere voranzutreiben (ein in der Zeit entstandenes Solo-Rapalbum ist leider bis heute nicht offiziell erschienen). Immer wieder erfand J Dilla dabei seine Soundästhetik komplett neu, um den Plagiatoren einen Schritt voraus zu sein. Aus einer experimentelleren elektronischen Phase stammt die obskure 2003er EP Ruff Draft, die posthum wiederveröffentlicht wurde. Zu diesem Anlass wurde einem fast schon new wave-igen Song ein animiertes Video geschenkt.
Zwischenzeitlich hatte Dilla seinen Lebensmittelpunkt von Detroit ins sonnigere LA verlegt und arbeitete seit dem Jaylib-Projekt auch immer intensiver mit dem Label Stones Throw zusammen. Aus dieser Zeit stammt auch ein von ihm produziertes und mitberapptes MED-Brett namens "Push", aus dessen Video übrigens auch das Coverfoto zu Donuts, der drei Tage vor Dilla's Tod erschienenen Sammlung brillianter Beatskizzen, stammt.
Wie das in der Musikgeschichte schon öfters passiert ist, sollte J Dilla den größten Hype um seine Person und seine Musik leider nicht mehr erleben. Sein Einfluss lebt aber in zahlreichen Formen weiter, und vielleicht kommt seine Soloplatte Pay Jay ja doch noch irgendwann heraus. Das letzte noch zu seinen Lebzeiten entstandene (und dann von Langzeit-Kollaborateur Karriem Riggins fertiggestellte) Album war das wunderschöne The Shining. Für das Video musste Dillas kleiner Bruder Illa J erstmals in die großen Fußstapfen treten.