Erstellt am: 9. 2. 2011 - 17:01 Uhr
Neues von The Strokes
Rock 'n Roll und Zeitenwende
Ja klar sind die fünf New Yorker schuld. Aber sich schuldig machen ist nun mal eine Tugend im Rock 'n Roll. Als The Strokes an der Schwelle zur neuen Zeit, also zu Beginn des Jahrtausends, ausgerechnet Lederjacken entstaubten und mit ihrem Gitarrensound knarrende Garagen Rock-Tore öffneten, waren street smarte Digi-Beat-Apostel, Hip Hop Futuristen und Clubphilosophen ebenso erstaunt bis empört, wie meist erfahrenere Schmärbäuche der Rock-Kritik, die es sich außerhalb der Konvention von Rolling Stone und Co. im Feuilleton gemütlich gemacht hatten. Die einen sahen sich um die Zukunft des Pop betrogen, die anderen um seine Vergangenheit.
RCA
Wie sich schnell herausstellen sollte, lagen beide falsch und The Strokes genau richtig. Popmusik wurde mit der Akzeptanz von Retro endgültig der Zeitzeugenschaft und des Progressionsschmähs entledigt und dreht sich seither in der Hauptsache um sich selbst (und erzählt uns dann genau deshalb auch wieder viel über das kulturelle Gebaren unserer Zeit).
Wenn die Kriegsveteranen des Punk und seiner Afterparty sich anlässlich der scheinbar lustlos agierenden Rich Kids da oben auf der Bühne beschwerten, dann reklamierten sie etwas, das ohnehin längst der Richtigstellung durch die "Post"-Jahre überführt war. Das Aufbegehren ist relativ, vielgestaltig und kann auch ganz schön hohl sein oder als reine Pose narren. Es ist aber vor allem von jeder nachrückenden Generation selbst zu bestimmen. The Strokes taten das - im Gegensatz zu den ungleich wilderen White Stripes - mit dem Enui der Priviligierten des Prä-9/11-Amerika. Sie setzten in Komplizenschaft mit anderen jungen New Yorker Artists wie etwa Sofia Coppola ästhetische Zeichen der Tagesfluchten und des Begehrens wo andere stets blanken Zorn, Resignation oder - bitte schön - mindestens ein politisch motiviertes, antiautoritäres Konzept sehen wollen.
RCA
Diesen Befindlichkeiten eine leicht genervte aber stets sexy croonende Stimme zu geben, war mehr, als man sich vom US-Rock nach Grunge erwarten durfte. Die Langweile durch Überfluss und die fetten Jahre, sie würden ohnehin nicht (mehr) lange dauern.
Die Sehnsucht, nicht die Wut, bestimmt auch 10 Jahre später noch immer die Stoßrichtung des avancierteren Pop. Allerdings speist sich diese nun nostalgisch motivierte Projekton aus dem Mangel und einer nicht ganz so rosigen Zukunftsaussicht. The times they are a changing. Schon lugen böse Hexen und Geister um die Ecke.
Und jetzt sind die Striker zurück. Heute Mittwoch um 20 Uhr 35 (MEZ) erscheint auf der Bandsite die erste Single "Under Cover Of Darkness" als auf 48 Stunden begrenzter Gratis-Download. Am 22. März folgt das vierte Album "Angles". Es ist das erste seit gut fünf Jahren. Aber das ist auch gar nicht so wichtig. Alles was jetzt kommt, ist ohnehin nur noch für die Galerie.