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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

8. 2. 2011 - 17:30

20.000 Frauen

Am 19. März 1911 gingen in Österreich erstmals zwanzigtausend Frauen und Männer auf die Straße, um für die Rechte von Frauen zu kämpfen. Anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums des Frauentags ist auch für heuer eine große Demo geplant.

Mittlerweile hat sich der 8. März auf der ganzen Welt als Internationaler Frauentag durchgesetzt.

Der Internationale Frauentag feiert heuer sein hundertjähriges Jubiläum. Clara Zetkin hatte die Idee eines Frauenkampftages 1910 auf der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen vorgebracht, ein Jahr später wurde diese in Österreich-Ungarn, Dänemark, Deutschland und der Schweiz erstmals mit Frauenkundgebungen umgesetzt - damals eben am 19 März. Dieses Datum sollte den revolutionären Charakter des Frauentags hervorheben, weil man am Vortag den Gefallenen der Märzrevolution von 1848 gedacht hat.

Demo 20000 Frauen. Banner für gleiche Löhne. Im Vordergrund: Chellistin

Bettina Frenzel

Mini-Aktionismus schon heute vor der Pressekonferenz im Kosmos Frauenraum.

Vorrangige Forderung der ersten Demonstration 1911 war die Einführung eines allgemeinen und geheimen Wahlrechts. Aber auch für Mutterschutz, den 8-Stunden-Tag, gleicher Lohn für gleiche Arbeit oder Straffreiheit für Abtreibungen wurde damals demonstriert.

Wieder auf die Beine stellen

Vereine, Initiative aber auch Einzelfrauen sind immer noch aufgerufen, drei frauenpolitische Forderungen auf der Webplattform 20000frauen.at einzureichen!

Heute, hundert Jahre später, wird deutlich, dass viele dieser Forderungen noch immer nicht eingelöst wurden bzw. wieder in Frage gestellt werden. Grund für viele Frauen, heuer eine große und breite Demonstration für Frauenrechte zu initiieren, erzählt Petra Unger, feministische Kulturvermittlerin und Sprecherin der Plattform 20.000 Frauen: "1911 war der historische Anlass, viele Frauen wussten davon und haben beschlossen, dass es hundert Jahre später mit vielen unerfüllten Forderungen wieder an der Zeit wäre, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen."

Petra Unger auf der Pressekonferenz zu 20000 Frauen

Bettina Frenzel

Petra Unger, Sprecherin der Plattform 20.000 Frauen

Aus diesem Grund hat sich nach dem letzten Frauentag die Plattform gegründet. Die Struktur wurde dabei bewusst sehr offen gehalten, um verschiedensten Standpunkten der Frauenbewegung Platz zu bieten: "Kindergartenaufstand haben andere Forderungen als die queer-feministischen Szene oder die katholische Frauenbewegung" erklärt Petra Unger. "Das heißt es gibt viele große Forderungen, die oben drüber stehen und andere, die speziell auf eine bestimmte Gruppe von Frauen 'zugeschnitten' sind."

Unterstützerinnen

20.000 Frauen

Die Demo für Frauenrechte anlässlich 100 Jahre Frauentag.

19. März, Treffpunkt 14 Uhr Schwarzenbergplatz, Schlusskundgebung 16 Uhr Parlament

Wieviele Initiativen, Vereine und Einzelfrauen es schlussendlich sein werden, das weiß Petra Unger noch gar nicht: "Nachgezählt habe ich nicht" sagt sie. "Es sind aber alle Bundesländer vertreten, die Bandbreite reicht von autonomen Frauen bis zu großen Organisationen wie dem ÖGB und sogar bis zur Frauenministerin." Letztere hat nämlich gestern zugesagt, den Frauenorganisationen auch auf ihrer Homepage eine Plattform zu bieten und sie wird bei der Abschlusskundgebung vor dem Parlament sprechen. Derzeit wird außerdem mit den ÖBB verhandelt, ob es ein ermäßigtes Event-Ticket geben wird, um Frauen, die nicht aus Wien kommen, die Anreise zur Demo zu erleichtern.

Denn dort, am 19 März soll dann alles zusammenlaufen, sagt Petra Unger: "Wir erwarten uns sehr viele Frauen auf der Straße, viel Druck auf die Politik, damit endlich im Sinne einer Demokratisierung der Gesellschaft wieder etwas in Bewegung gesetzt wird."