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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

5. 2. 2011 - 19:00

Die FM4 Charts vom 5. Februar 2011

Moving Forward

  • Die FM4 Charts vom 5. Februar 2011
  • Brand New - Die FM4 Neuvorstellungen der Woche: Foster The People - "Helena Beat", Telekinesis - "Please Ask For Help", Cold War Kids - "Mine Is Yours", Beth Ditto & SMD - "Do You Need Someone"

Zur Rezeption des dritten Teiles der Zeitgeist-Reihe "Moving Forward" von Peter Joseph hat Martin Blumenau in seinem Journal bereits ein paar wichtige Dinge angemerkt. Wiewohl es allerdings nicht möglich ist die monetäre Steuerung der Ökonomie von "außen zu attackieren", da Geld per se als Novum der Vergesellschaftung funktioniert, ist der Analyse dieses vom Mainstream ignorierten Web-Films sonst wenig hinzuzufügen, weniger reißerisch und verschwörerisch als seine Vorgänger widmet man sich weit über zwei Stunden einer möglichen Ablöse einer "money sequence" durch eine "life sequence" (of value).

Dabei werden in der Tat beinahe religiös unterstellte Prämissen der Marktwirtschaft (der Markt als Modell, Menschen schaffen auf diesen Märkten durch Egoismus und Eigennutz die beste aller möglichen Welten, der Mensch als nutzenmaximierender pawlowscher Hund) in ihrer Unwissenschaftlichkeit auf den Altar der Disposition gelegt und andere, sinnvollere Anreize menschlicher Interaktion skizziert.

Dass diese Zugänge sowohl von den Mainstream Medien als auch vom wirtschafts-"wissenschaftlichen" Mainstream nicht mal diskutiert werden, unterstreicht die Kritik der herrschenden Doktrinen als "Theologie des Geldes". Der wirtschaftlich vielleicht spannendste Teil, durchaus fundiert untermauert, äußert sich in einer vergleichsweise nüchternen Darstellung unseres Warengeld-Systems und der auf Irrtum und Nichtwissen ruhenden Lehre vom Geld, das "arbeitet".

Vor allem das Problem der exponentiellen Wachstumskurve der (Schuld-)Geldmenge erpresst sowohl Unternehmen wie auch Staaten und zwingt sie einerseits in einen vernichtenden Konkurrenzkampf und Kostenreduktionen und andererseits zu immer höheren Steuern und Neuverschuldungen bei gleichzeitig stattfindender Senkung der Sozialleistungen.

Die Menschen werden sich entscheiden müssen, ob sie für eine private Geldschöpfung der Banken im Zinseszinssystem oder zur tatsächlichen Befriedigung ihrer Bedürfnisse und Wünsche Leistung erbringen wollen, insofern ist auch das Konzept des Finanzeigentums an Unternehmen und des gesamten Geldbegriffes zu hinterfragen, schließlich soll, so der Film, künftig Leistung und nicht mehr Eigentum (am besten) entlohnt werden.

Wenn man etwa zur Zeit Christi Geburt einen Cent mit 6% jährlicher Verzinsung angelegt hätte, würde der "Wert" heute ein Vielfaches des Erdballes in reinem Gold ausmachen, da die Realwirtschaft aber nie in diesem Ausmaß wachsen kann, sind Kollapse, Enteignungen, Gewalt und Umstürze an der Tagesordnung aller monetär gesteuerten kapitalistischen Systeme. Bei aller Beliebigkeit und von mir aus auch Verschwörung der Zeitgeist-Bewegung – diese Zusammenhänge, die so nicht mal (oder nur sehr selten) an den Unis gelehrt werden, einem Zwei-Millionen-Publikum plastisch nahezulegen, kann so verkehrt nicht sein, selbst wenn ich auch nicht in einer von "weißen Technokraten" entworfenen "Stadt der Zukunft", wie im Film gegen Ende entworfen, leben möchte.

Menschen, die derlei besser und pointierter als ich diskutieren können, haben sich im Anschluss an die Premiere von "Zeitgeist: Moving Forward" im Votivkino am Podium getroffen und eben diese Debatte geführt, eine Quelle, die ich niemand vorenthalten möchte!

Und zum Durchatmen jetzt noch die heutigen Charts:
Auf Platz 3 landen die Vaccines mit "Post Break-Up Sex".

Rang 2 geht an Chikinki und "Bitte Bitte".
Und die Nummer 1 von FM4 kommt wie schon in der Vorwoche von der besten Band der Welt, den Bright Eyes mit "Shell Games".

Ein feines Wochenende!

Lost on this road
are there any real Sundays to find?

(The Smashing Pumpkins - "Zeitgeist")