Erstellt am: 29. 1. 2011 - 11:14 Uhr
Zehn Protestanten
Protestsongcontest 2011
Das Finale des Protestsongcontest 2011 findet am 12. Februar ab 20 Uhr im Wiener Rabenhoftheater statt.
Wir übertragen live on air und als Videostream!
Eines muss schon auch einmal gesagt werden: Manchmal hat die breite Masse auch einfach recht. Bei Maria Stern zum Beispiel. Laut Applausometer hätten sie die BesucherInnen des Halbfinales im Haus der Begegnung in Rudolfsheim für ihr irrsinnig eindrückliches Lied "Frauen" absolut klar in die nächste Runde gewählt. Die Jury hat sich hingegen fast einstimmig gegen das Lied entschieden, Daniel Wisser vom Ersten Wiener Heimorgelorchester hat Sterns Beitrag gar als "reaktionär" bezeichnet. Dabei ist es alles andere als das. Ich sehe es ja als Antwort auf letztes Jahr. Die Anwesenden und ich verleihen Maria Stern hiermit den Publikumspreis für unverstandene Leistungen um die Genesung der Menschheit.
Daniela Derntl Radio FM4
Es hat mich aber doch getäuscht. Wie mir das statistische Gewissen des Protestsongcontests, Gerald Stocker mitgeteilt hat, waren auch 2004 keine Frauenstimmen im Finale.
Mit diesem unpopulären Rausschmiß geht aber ein weiterer Minuspunkt einher: Wenn mich nicht alles täuscht, singt zum ersten Mal in den acht Jahren Protestsongcontest keine einzige Frau die erste Stimme in einer der zehn Finalbands. Die Nicht-Schülerband hirschl hat zwei Musikerinnen an Bord, bei Rotzpipn spielt eine mit dunkler Samtkutte Bekleidete die "schwarze Maria", aber das Wort haben Männer. Da komme ich natürlich erst drauf, als alles schon vorbei ist, sonst hätte es in der Kellerklause gleich einen Aufstand gegeben.
Daniela Derntl Radio FM4
Und um die Dreierserie komplett zu machen, hat das Halbfinale zum Protestsongcontest wie letztes Jahr schon gleichzeitig mit der Anti-WKR-Ball-Demo stattgefunden, die polizeilich verboten war und deshalb nach Guerilla-Manier kleinteilig an mehreren Orten stattfan. Dabei ist es irrelevant, ob die Demo oder Ball relevant sind - dort findet Protest statt. Blöd gelaufen, ich war ja von Anfang an dagegen. Übrigens auch gegen den für den erkrankten Mathias Zsutty eingesprungenen Moderator.
Das große Lob geht an die Bands, die teils weite Wege auf sich genommen, Kostüme gebastelt und Musikinstrumente für ein einziges kurzes Lied hergeschleppt haben - nur um zu 60 Prozent gleich wieder verabschiedet zu werden. "Jonpono Ponojono" etwa, mit ihrem verrückten Stripkrumper; oder "Wir", die einen verkleideten Backgroundchor auf der Bühne hatten; oder "Dame" mit den falschen grauen Bärten, dem Zylinder und dem Gehstock. Danke.
Daniela Derntl Radio FM4
Die Top 10, ungeordnet im Ausschnitt:
Chris Crossemaker - Geh hobt´s mi gern
Betty´s Apartment - Die Ballade vom Zündler
Rotzpipn & das Simmeringer Faustwatschenorchester - Die Moritat von der schwarzen Maria
hirschl - Gegenwärter
Blonder Engel - Nespresso (What else?)
keine Angst! - Laand däär Bäärgää
Andi & Alex - Schmeckt ma ned feat. Wenzel Washington
Er ist tot, Jim - Gartenbau
Gebrüder Marx - Hättma, kenntma (mochma oba net)
FS2 - geht mi nix o!
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Das große Finale Finale gibt es dann am 12. Februar im Wiener Rabenhof Theater zu sehen. Da müssen die JurorInnen ihre Entscheidungen auch vor dem widerständigen Publikum rechtfertigen und noch mehr Buhrufe für unqualifizierte, ungerechtfertigte und überhaupt Kritik hinnehmen. Radio FM4 überträgt live ab 19 Uhr und auch digital immigrants können ganz unkompliziert per Videostream dabei sein. Die Frage, wie Stermann heuer mit Maria Stern umgeht, wird wohl leider unbeantwortet bleiben.