Erstellt am: 29. 1. 2011 - 12:48 Uhr
We put it in a Boombox
Eigentlich
"Eigentlich" hätte man ja monatelang Pause machen wollen. Stattdessen bekam man Kinder und schrieb an die 40 Songs. "Eigentlich" waren 13 - 14 Tracks fürs neue Album geplant, geworden sind es 11. "Eigentlich" sollte die Boombox wunderschön und der Soundtrack fürs Schaumbad mit Milch und Honig sein. Das notiere ich als Berliner Scherzchen am Rande, denn entspannt Baden ist ungefähr das Letzte, was man tun möchte bei diesem Album.
beatsteaks
"Eigentlich" wird im Leben nämlich vieles besser, gerade wenn die Planung über den Haufen geschmissen wird. "Eigentlich" sind die Beatsteaks 2011 unprätentiöser, charmanter als sonst eh schon und unsere Ohren nun wie Schmalz in ihren Verstärkern: Voilá, das beste Beatsteaks-Album der Welt.
We know this is magic – we put it on a Boombox
Um es gleich voraus zu schicken: auf diesem Album gibt es alles, nur kein artiges Stillsitzen im Sinne des öden Gleichklanges: Der Balanceakt zwischen ihrem eigenen Beatsteaksstyle, Referenzen zu anderen Bands, Zeiten, Stilen wird mit einem Lächeln bravourös gemeistert.
beatsteaks
Hommagen an QOTSA, die Chemical Brothers, oder The Clash werden gemacht und schütteln sich lächelnd die Hände. Auch befreundete Musiker der Stadt an der Spree hat man sich in die Boombox geholt: Beim Track "Automatic" wurden Musiker von Seeed herangezogen. Für das Mastering verantwortlich zeigt sich ein Mann mit goldenen Händen, Nick Launay. Verantwortlich für unter anderem das berühmt/berüchtigte Schlagzeugintro von "In the Air tonite", war/ist er bei Künstlern wie den Talking Heads, The Jam, oder auch Nick Cave tätig.
I´m not gonna wear your shirt
Glaubwürdigkeit ist auch beim neuen Album die Unterschrift der Berliner Charmeoffensiven. Keiner anderen Band dieser Welt würde man massentaugliche Songs, wie die erste Single "Milk and Honey", neben straightem Punkrock abkaufen. Bei "Behaviour" wird die Punkrotzpiepenattitude "I´m not gonna wear your shirt" durch strampelnde Gitarren unterstrichen.
beatsteaks
Im Booklet ist Gitarrist Bernd in einer Art Vampirkostüm zu sehen, das ihm übrigens vorzüglich steht, mit einem eher, nun ja, strangen Gesichtsausdruck und einer Tschick bewaffnet. Den Beatsteaks fehlt jegliches Pathos und Posterboyattitude. Schön. Davon hat die Welt sowieso mehr als sie braucht.
Access adrenalin macht glänzende Augen
Das Album wird einige Feelgoodsongs hervorbringen. Ich bitte darum selbige, nebst den Klassikern, auch noch in 40 Jahren live zu präsentieren, damit meine bis dahin tanzenderweise hart erarbeiteten künstlichen Hüften auch glücklich werden.
mainstage.de
Akustisch tief in die elektronische Requisitenkiste des vergangenen Jahrhunderts gegriffen, wird Boombox mit dem Auflegen eines Telefonhörers beendet.Geplant ist, dass die nächste Platte mit diesem Geräusch anfängt. Aber das mit dem Planen und Ausführen ist ja, eigentlich, nicht so ganz Beatsteakssache. Ein neues Bühnenkonzept soll angeblich auch her. Das halten sie aber noch geheim, was wahrscheinlich soviel heißt wie: sie diskutieren noch. Das kann dauern, wird aber rechtzeitig fertig und sollte dann schlussendlich eigentlich etwas ganz anderes werden. Näher am Leben, das ja nie so wird, wie es eigentlich sein sollte, aber dann doch besser als man erwartet, kann´s gar nicht mehr gehen.
Anspieltipps (favorisierte Reihung ändert sich stündlich):
Fix it, Cheap comments, Access Adrenalin