Erstellt am: 26. 1. 2011 - 01:22 Uhr
Der Party Philosoph
Ein Blick auf die Songtitel genügt und man ahnt, womit der Gesprächspartner keine Zeit verschwendet: "Party Hard", "It’s Time To Party" und "Party Till You Puke" lautet der dionysische Imperativ an das geneigte Freshman-Publikum des Landes. Und dabei stammen all diese Titel von bloß einem Album, dem Debüt "I Get Wet" aus dem Jahr 2001.
Damals war Andrew W.K. so ein richtiger Star des Augenblicks. Weißes T-Shirt, weiße Jeans. Langes Haar. Ein hübscher Kerl mit kalifornischem Lächeln und einer blutigen Nase. Eindeutige Botschaft: mit Vollgas in den Sonnenauf UND -untergang!
The Face
war begeistert, das "Party Hard" Video lief auf MTV, als die noch was mit Musik zu tun hatten und die ersten Filmangebote flatterten in die Junggesellenbude des von Michigan nach Brooklyn übersiedelten Party Animals.
Die Kunstfigur Andrew W.K., übrigens ein echtes Soccer-Mom-Produkt der um Profis erweiterten Familie, stand für einen kurzen Moment mit seinen Schweinerockhymnen auf der King Kong geprüften Spitze des Emipre State, von wo ihn etwas später die anfliegende Indie Armada mit reichlich Garagen Schrot und Postpunk runterschießen sollte.
Die nächsten Alben waren vor allem in Japan erfolgreich. Doch Andrew W.K machte weiter mit dem Feiern aus Prinzip. Etwas anderes ließ die Blutgruppe P auch gar nicht zu. Andrew spielte in einschlägigen Kinofilmen und Fernsehserien mit, wurde von Ivy League Universitäten als Motivational Speaker verpflichtet, machte sich als Improvisateur von Partysituationen einen Künstlernamen und duellierte sich im September 2009 publikumswirksam mit einem gewissen Chilly Gonzales am Klavier (laut W.K. gewann Gonzales rein und allein durch den irritierenden Wurf eines Goldkettchens).
Andrew W.K.
gibt aber nicht nur Theoretisches von sich sondern nimmt das mit der P-raxis ernst und hat 2008 mit dem Santos Party House in Chinatown einen der mittlerweile erfolgreichsten Dance Clubs von New York eröffnet. Darüber hinaus ist er ein äußerst beliebter Big Apple Twitterant in Sachen Party und Party. Und wenn das Leben gemein ist, dann muss er wieder einmal einen Prozess um seinen Markennamen und damit verbundenen Geschäftsinteressen über sich ergehen lassen. Noch für dieses Jahr ist ein neues Album der Geschmacksrichtung "Langes Haar in den Wind geschüttelt" angekündigt.
Christian Lehner
Ich habe Andrew Fetterly Wilkes-Krier, wie Herr W.K. mit vollem Namen heißt, Anfang Dezember in den Büroräumen seines Managements in Midtown, Manhattan getroffen. In dieser Gegend wohnt er auch. Das ist für einen Downtown Party Regenten dann doch etwas ungewöhnlich, treiben sich dort doch für gewöhnlich eher "Mad Men" in ihren Cubicals und Touristen am Times Square herum.
Und nun sitzt mir zunächst ein lauter Klischee-Amerikaner gegenüber. Die künstlichen, makellosen Zahnreihen bilden einen seltsam Kontrast zur Easy Rider Kluft. Das Eröffnungsstatement über den aktuellen "New York State Of Mind", um das ich Andrew bitte, fällt übertrieben glorreich aus, so wie man sich das von einem Rollendarsteller erwarten kann. Doch je tiefer wir in die Materie vorstoßen, desto gehaltvoller und hochprozentiger wird diese Sitzveranstaltung. "Party ist eine Haltung keine Tätigkeit", erklärt der Sendungsbewusste. Was er damit genau meint, ist heute ab 21 Uhr in der Homebase zu hören.
artist | song | |
---|---|---|
Andrew W.K. | Party Hard | |
Fear | I Love Living In The City | |
Beastie Boys | No Sleep Till Brooklyn | |
Ace Frehley | New York Groove | |
Andrew W.K. | I Love NYC | |
Fleetwood Mac | Empire State | |
Judas Priest | Sinner |