Erstellt am: 22. 1. 2011 - 12:02 Uhr
Häcksler!
Ist Österreich für seine Comics bekannt? Es gibt IllustratorInnen, KarikaturenzeichnerInnen, ja, aber Comics haben in Österreichs Kultur einen recht geringen Stellenwert. Ganz im Gegenteil dazu die Kulturgeschichte Belgiens (André Franquin), Frankreichs (René Goscinny) und der USA (von Charles Schulz bis Dan Clowes). Sogar Deutschland hat seinen Werner Beinhart...
Nein, ich werde jetzt nicht schreiben "Und das soll sich nun ändern". Denn so einfach ist das nicht, das ist auch gar nicht das Ziel. Aber sehr wohl werde ich schreiben, dass es mit Michael Hacker einen in Wien lebenden Vorarlberger gibt, der, neben Nicolas Mahler, seiner Leidenschaft für Strich und Tinte nachgeht und hochwertige, witzige Comics produziert.
Comics seit der Schulzeit - inklusive Nachsitzen
Michael Hacker / Bachelor Records
Michael Hacker ist Illustrator, studierte Grafik und Werbung an der Angewandten und ist vor allem für seine Arbeit bei der von ihm 2005 mitgegründeten Atzgerei bekannt. Ich wurde auf ihn durch seine Covers für Batman & Robin aufmerksam - kleine Kunstwerke im 7-Zoll-Format, angefertigt für das kleine Salzburger Punk und Rock'n'Roll-Label Bachelor Records. Die Illustrationen zeigen mit einem Schlag, wie Hacker arbeitet, denkt, womit er sozialisiert wurde und wie sein Witz - unter anderem - funktioniert: Die Superhelden sind im Privaten zu sehen, mit schmutziger Unterhose, Einkaufslisten schreibend, ihre schmuddeligen Bärte kratzend. Eigentlich sind das ziemliche Losertypen. Großartige Anti-Helden!
Daniel Eberharter
Gezeichnet hat er, seit er die Schulbank beschmiert. Und musste, wie kann es anders kommen, dafür nachsitzen, um die Kritzeleien wieder wegzuwischen. Seitdem wußte er, dass er zeichnen mag. Die Matura hatte er hauptsächlich deshalb gemacht, um in Wien die Angewandte besuchen zu können.
Dort lernte er die Technik, mit der man als klassischer Illustrator arbeitet. Am Anfang jeder Arbeit steht die Skizze. Die wird am Lichttisch auf stärkeres Papier gepaust, mit Tuschepinsel und Stift vervollständigt. Die Zeichnung wird dann gescannt, am Computer koloriert; aber nicht ausschließlich. Vieles wird nach wie vor von Hand mit Aquarellfarbe eingefärbt.
Von der Metamorphose zum Häcksler
Nun hat Michael Hacker innerhalb eines halben Jahres gleich zwei kleine Comic-Hefte produziert. Das erste war eine abgeschlossene Story ("Metamorphose"), die im Kabinett-Verlag erschien und in der Kabinett-Passage im Museumsquartier aus dessen eigenen (immer sehr empfehlenswert befüllten) Automaten gezogen werden konnte. Das war im Herbst 2010.
Im Dezember des vergangenen Jahres kam dann der "Häcksler" ans Tageslicht. Ein eigenständiges Comic, nicht unähnlich der Hate-Serie von Peter Bagge. Ein Heft mit mehreren kleinen Stories und wiederkehrenden Charakteren.
Da gibt es zum Beispiel Mikes. Sprich Mike & Mike. Das sind ein Gockelhahn (sic) namens Mike, dessen Kopf abgeschlagen wurde, und der so zu zwei Mikes wurde(n), die nun gemeinsam Abenteuer erleben. Und sich, ja, verlieben.
Häcksler # 1
Eigenverlag, erschienen im Dezember 2010.
Erhältlich ua. in der Bilderbox und auf michaelhacker.at
Michael Hacker
Klingt absurd, ist es auch - ist dabei aber überaus herzerwärmend und verdammt lustig. Die Ideen sind so erfrischend "anders", auch wenn diese Beschreibung kategorisch hinkt. Aber Michael Hacker denkt, wie die Briten sagen, outside of the box. Sein Stil verleiht den Figuren eine stets sympathische Note, lieblich und naiv, und das nimmt der Absurdität ihre Hässlichkeit. In der Kombination ist das unschlagbar. Was bleibt, ist ein detailverliebtes, cleveres und einfach geiles, lustiges Comic.
Hacker selbst meint, es sei "Hau-Drauf-Humor". Eine weitere wiederkehrende Story ist nämlich Doggy Style. Und Life After Death. Und wer wissen will, welchen Beruf der Superheld El Herpez ausübt, der möge spätestens jetzt schleunigst selber nachsehen.