Erstellt am: 20. 1. 2011 - 15:02 Uhr
Sneakerfreaker
Sneakerfreaker ist ein Franchise-Unternehmen. Das Magazin gibt es seit acht Jahren und es wird in 42 Ländern auf der Welt in Lokalversionen angeboten. Der Inhalt ist purer Schuhporno.

Radio FM4 / Sneaker Freaker
"Sneakerheads" in der FM4 Redaktion (außer mir, hoho): DJ Beware; DJ Phekt. Niemals Turnschuhe: Christian Fuchs (spitze Stiefel von wegen dem Rock'n'Roll).
Ein Bild nach dem anderen von allen möglichen Sneakers, dazwischen Interviews mit Streetartists, die auf Schuhdesigner umgesattelt haben, mit dem Erfinder des Airmax-Luftpolsters, oder mit Herrn Pomo, der vor fünfzehn Jahren einen Sneakerladen gründete und jetzt vom Krieg erzählt, „damals gab es nur ein Fachgeschäft in Frankfurt und eins in Berlin..." Naja, sehr in deep und monothematisch.
Gegründet hat Sneakerfreaker Herr Simon Wood, den man zur Begrüßung auch gleich auf Seite neun sieht, wie er in einem Büro voller Sneakers und Schuhschachteln sitzt und von einem Teller winzige Turnschuhe mit der Gabel aufspießt. Zitat Simon Wood:
When I started the magazine in 2002, I only had one aim - I wanted as many free shoes as possible.

Radio FM4 / Sneaker Freaker
Gemein, die können sich ja nicht wehren? Keine Angst, ich befolge das journalistische Reinheitsgebot: Hopfen, Wasser und Cross-Check. Bloß, dass Sneakerfreaker nie zurückgerufen hat.

Radio FM4 / Sneaker Freaker
Und da bahnt sich schon das Problem bei Sneakerfreaker an. Es ist ein bisschen undistanziert, um nicht zu sagen unreflektiert. Natürlich interessiert mich brennend, zu erfahren, dass es in Berlin bald einen Schuh in orange und grau, mit Zunge zum Aufpumpen und kleinen Blinklichtern geben wird. Aber die Artikel sehen genauso aus wie die Werbungen. Und auch in den Texten geht es eins zu eins zur Sache.
Auch Asics ist ein alter Hase unter den Tech-Runnern und sorgt mit dem Gel Noosa für knackende Synapsen. Der Gel Speedstar hat sich dieses Jahr eher ruhig verhalten - mit dem fantastischen Bienenstock-Upper aus einem Stück verdient er jedoch größere Beachtung.
Und überhaupt: Die Brand. Geile Brand. Die Brand über alles.
Ein feuchter Marketingtraum. Marketing, das wissen wir, ist jenes Teufelszeug, das uncool mit cool assoziiert und Nikes zehnmal so teuer macht wie meine Schuhe von New Yorker, die ich heute trage. Obwohl sie wahrscheinlich irgendwo in China vom selben Fließband gepurzelt sind.
Dieses unreflektierte Geilfinden nervt!
Wenn man 10 Jahre alte Modemagazine durchblättert, haben da witzigerweise eher die Werbekampagnen als die redaktionellen Strecken Bestand. Werbekampagnen werden nun mal von den besten und teuersten FotografInnen geschossen.
Eigentlich dachte ich, ich sei durch bisherige Lektüre geeicht: Modemagazine mit 100 Seiten Werbung und 30 Seiten Advertorials auf je 200 Seiten Inhalt, oder es werden in der de: bug die gleichen Platten besprochen, für die eine Seite weiter eine Anzeige steht. Aber da kann man Werbung und redaktionellen Inhalt gut unterscheiden.

Radio FM4
Im Sneakerfreaker hingegen kann man das kaum auseinanderhalten.
Sneakerfreaker produziert Limited Editions mit Turnschuhherstellern, Sneakerfreaker schreibt auch Werbesprüche für Turnschuhfirmen, geile Schuhfotos verschwimmen mit geilen Werbungen, und zwangsläufig endet das alles mit einem Clusterfuck der Unglaubwürdigkeit. Um im Bild zu bleiben: Das wäre so, als würde in der de:bug zu jeder Platte einfach stehen: Geil, Techno! (wir haben das rechts mal für euch bildlich dargestellt)
Und das ist schade, schließlich erscheint Sneakerfreaker in Köln beim selben Verlag wie die gute Musikzeitschrift Intro, bei der man das mit den gebrochenen und nicht ganz ernsten Betrachtungsweisen ja sehr gut beherrscht.
Sneakerfreaker soll 4x im Jahr erscheinen, hat ein praktisches
A5-Format und kostet 5,90€.