Erstellt am: 18. 1. 2011 - 14:54 Uhr
Fotos
Okay, kurze Schnarchnasenklarstellung: Fotos ist eine Band.
Der Name ist irgendwie verwirrend, vor allem weil bei uns im Redaktionshühnerstall die Vorbereitungen für unser Geburtstagsfest auf Hochtouren laufen.
"Ich mach die Fotos", sag ich unserer Geburtstagsfestchefin, woraufhin die auszuckt und sagt, ojeoje, ich hab gedacht, du machst uns Radioberichte.
Ja. Fotos.
Martin d'Costa
Weitere Konzerttermine der Fotos
20.1. PPC in Graz
21.1. RöDA Club in Steyr
Eine super Band. Ich find nämlich, dass Singen auf deutsch was Besonderes ist. Und wenn ich mal Künstler gefunden hab, die das können, dann komm ich so schnell nicht mehr los davon. So richtig endgültig gekriegt haben mich die Fotos allerdings erst mit ihrem aktuellen Album Porzellan. Da ist einerseits der Radiohit Mauer drauf, andererseits erfinden sich dabei die Fotos neu und bevölkern eine Nische, die es vorher noch nicht gegeben hat.
Atmosphärisches Shoe-Gaze-Zeug mit viel Hall und ein wenig Retro-Sound, dazu wird aber nicht wie bei der Jesus And Mary Chain auf englisch geraunzt, sondern auf deutsch. Sänger Thomas Hessler erzählt dabei nicht nur kleine Geschichten, sondern er setzt die deutsche Sprache als Musikinstrument ein.
Nicht genug, dass die Texte für sich gut sind, da passt auch der Klang der Worte immer zu dem, wie sich der Song anfühlt. Und das ist auf deutsch nun wirklich wohl das schwierigste.
Martin d'Costa
Deutsch funktioniert zum Beispiel bei Rammstein super als Instrument, ist womöglich auch der Grund, warum Laibach sich die Sprache ausgesucht haben. Kraftwerk-Songs verbreiten auf deutsch eine andere, bürokratischere Atmosphäre als auf englisch. Auch in den schwereren Fanta 4 Songs, bei den Zitronen oder den Fehlfarben: schönes, hartes Deutschstakkato, ohne das die Songs nur halb so gut funktionieren würden.
radio fm4
Die Fotos spielen am FM4 Geburtstagsfest am 22. Jänner 2011 in der Arena Wien:
Infos, Timetable und Ticketgewinnspiel gibt´s hier.
Dafür muss ich bei Tocotronic (Spätphase) oder Blumfeld (eigentlich immer) an Schubertlieder denken, obwohl ich wahrscheinlich was anderes denken sollte. Will Melodie haben und lyrisch sein, bleibt aber immer irgendwo im Kopf hängen, obwohls ja eigentlich ins Herz will. Kriegt also meine höchstpersönliche Popkurve irgendwie nicht.
Die Übersetzung haben mir erst Ja, Panik geliefert, und die Fotos jetzt mit Porzellan bestätigt. Die Stimme als Instrument, allerdings nicht als Zerstörungsinstrument, sondern als Verbindung. Der Uhu zwischen den sphärischen Gitarren-, Bass- und Beatnebeln.
Jede Wette, dass Mauer auch in Italien, in Frankreich oder Spanien als Pophit verstanden wird. Oder dass Ungarn, Polinnen oder Russen die raue Romantik der Texte von Ritt spüren, wenn die Stimme über den Radiohead-Teppich rumpelt.
Dass gerade die Fotos dieses Kunststück zu Wege bringen, hat mich dann doch ein wenig überrascht. Aber aus dem diffus an der gängigen Schulbuben-Indie-Druckvorlage der Londoner Nullerjahre orientierten Vehikel ist eine fantastische Band geworden. Ich freu mich aufs Livekonzert.