Erstellt am: 16. 1. 2011 - 11:04 Uhr
Das Grande Finale
Sie kommen aus Japan, Finnland oder Neuseeland – rund 400 Snowboarder aus der ganzen Welt reisen jedes Jahr in den kleinen Schweizer Ort Laax, um an den Burton European Open teilzunehmen. Kinder, Damen und Herren zeigen bei Europas größtem Snowboardcontest, der im Rahmen der TTR stattfindet, woran sie in den letzten Monaten gearbeitet haben. "Wer heute keinen double cork kann, hat im Grunde keine Chance ganz vorne mit dabei zu sein", sagt Martin Haslwanter, der sich um die Fahrer des Burton Teams kümmert.
Die TTR (Ticket to Ride World Snowboard Tour) wurde 2002 als Nachfolger der ISF (International Snowboarding Federation) gegründet. Sie veranstaltet jeden Winter einen Wettbewerbskalender, kürt eine/n Weltranglisten-Sieger/in und wird unabhängig von der FIS (Fédération Internationale de Ski) geführt. Gemeinsam mit der WSF (World Snowboarding Federation) sollen junge Talente gefördert und Newcomer unterstützt werden. Ab der Saison 2011/2012 soll es eine eigene TTR-Weltmeisterschaft geben.
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Was ein double cork ist, nämlich das Rotieren und Drehen in nur einem Sprung, weiß mittlerweile jedes Snowboardkind - auch in Österreich. Trotzdem ist der 31-jährige Tiroler Sani Alibabic am letzten Contesttag der einzige Österreicher, der sich noch in Laax herumtreibt. Vor zwölf Jahren hat er die allerersten European Open gewonnen. Heute fährt er nur mehr als Hobby und betreut die Newcomer im Snowboard-Business. "In den letzten Jahren waren wirklich sehr wenige von uns dabei", sagt er und schiebt gleich eine mögliche Begründung nach: "Wir haben halt nicht so viele gute Parks zum Trainieren, wie etwa die Finnen und Amerikaner."
Das mag vielleicht ein Grund dafür sein, dass kein Einziger der acht österreichischen Teilnehmer in einem der Semi-Finali und Finali in Laax mitgefahren ist. Einen weiteren möglichen Grund nennt die Schweizer Profi-Boarderin Sina Candrian. "Im Snowboardsport sind ja generell sehr viele verschiedene Schienen offen - filmen, fotografieren und unterschiedliche Wettkämpfe. Aber beim O'Neill Evolution habe ich Clemens Schattschneider gesehen, und der ist wirklich gut."
Der 19-jährige Boarder aus Baden bei Wien landete zu Jahresbeginn beim 6Star TTR-Contest in Davos auf dem 13. Platz. Bei den European Open erreichte er in der Halfpipe-Quali aber nur den 23. Platz. Zeit zum Trübsalblasen blieb ihm jedoch keine. Denn Clemens Schattschneider ist von der Schweiz direkt nach Barcelona geflogen, um bei der dortigen FIS-Snowboard Weltmeisterschaft im Big Air teilzunehmen, wo er auf dem 11. Platz landete.
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Das Highlight jeder European Open ist unumstritten das Halfpipe-Finale am Samstag, dem letzten Contesttag. Mit einer Länge von 140 Meter und einer Wallhöhe von 6 Meter ist die Superpipe am Crap Sogn Gion die größte Pipe Europas und wirklich ein furchteinflößendes Monster. Clowns, bunte Luftballons und kleine Flugzeuge zierten in den Vorjahren das Contestgelände. Heuer haben die Veranstalter auf jeglichen Schnickschnack oder ein Motto verzichtet. Stattdessen standen ausschließlich die Fahrer im Mittelpunkt. Die norwegische Snowboarderin Kjersti Buaas konnte trotzdem eine Art Motto ausmachen: "I think this year the environment is really important. The judging booth for example is sustainable and they also gave us information on how we can support the nature."
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- Zur richtigen Zeit am richtigen Örtchen - Hier drehen Snowboarder nicht nur ihre Körper in der Luft, sondern auch ihre Hände an den Plattentellern.
Während die Frauen noch durch den Nebel fahren mussten, verdrängte die Sonne zu Beginn des Halfpipe-Finales der Herren wie von Zauberhand das schlechte Wetter. Zehn der weltbesten Snowboarder rotierten und drehten so viel und hoch sie nur konnten und veranstalteten eine wahre Trickorgie. Der Schweizer Iouri Podladtchikov stellte sogar zwei double corks in die Halfpipe und landete damit nach seinem zweiten Run auf Platz 1. Doch jeder hatte insgesamt drei Durchgänge und nur der Beste wurde gewertet. European Open Vorjahressieger Peetu Piiroinen verpatzte wie schon 2010 seine ersten beiden Runs. Doch der stille Finne, der offenbar Druck braucht, um richtig gut zu sein, sicherte sich mit seinem letzten Lauf - einer Abfolge aus Frontside 720 Indy Grab, Cab Double Cork 1080 Mute Grab, Frontside Air, Backside 900 Mute Grab und Backside Alley Oop Rodeo Nose Grab - erneut das Siegertreppchen.
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