Erstellt am: 3. 2. 2011 - 10:51 Uhr
Hula Loops
Bevor wir hüpfen und Effi groovt, muss die Sache mit dem Namen geklärt werden. Effi, das klingt niedlich, doch wer steckt dahinter?
Zu Beginn ist Effi siebzehn. Ihre lachenden, braunen Augen verraten eine "große, natürliche Klugheit und viel Lebenslust und Herzensgüte". Eine unglückliche Verehelichung, eine Geburt und eine Affäre. Später sieht Effis Welt anders aus. Noch ein tödliches Duell und 114 Jahre später begegnet Theodor Fontanes Hauptfigur aus seinem bekanntesten Roman Thomas Petritsch im Germanistikstudium. Effi Briest empfindet er nicht als Pflichtlektüre, vielmehr gefällt ihm der Name. Effi ist ein starker Charakter, der aber sehr zerbrechliche Züge hat. Das trifft auch perfekt auf Thomas Petritschs Musik zu. Effi, das ist fortan auch der junge Grazer und seine Musik.
Beglückt die Welt umarmend, so klingt Effi, zugleich unterwandern die Lyrics aber jede Anspielung von Happy-Pop. "You say you want to make me happy - but with all your happiness you do me harm". Das sitzt, und wie bei Vampire Weekend reicht ein Halbsatz („A vegetarian since the invasion“), und ich habe den Szenenausschnitt einer Geschichte vor meinem inneren Auge. Neben "Contra" und Little Joys selbstbetiteltes Album passt Effis Debütalbum auf den Musikstapel neben jeder Anlage obenauf, wenn es - endlich! - erschienen sein wird. Wenn der "Astronaut" gelandet ist, den Effi als Artwork für das Cover gezeichnet hat.
Thomas Petritsch
Innen: englischer Sprechgesang, Indie-Elektro und immer wieder dazwischen wunderbare Brisen Tropic-like-it's-hot. Oder wie möchte man diese herrlich fröhlichen Ukuleletöne und elektronischen Beats, manchmal wie aus einem Computerspiel den Aufstieg ins nächste Level begleitend, festmachen?
18.000 Kilometer Luftlinie von hier, auf einem Inselstaat im südlichen Pazifik und Jahre zurück, liegt ein Geheimnis von Effis melodienreicher Musik. Anfang der 2000er reiste der damalige Manu Chao-Fan nach Neuseeland, lernt Franzosen kennen und von ihnen Chansons und spanische Klassiker. Seine Ukulele kauft sich Effi aber später hierzulande, das Instrument hat seinen Ursprung zudem ja auf Hawaii und nicht im Land der Hobbits. Jahre bevor Amanda Palmer die vier Seiten des kleinen Instruments nach Radioheads Hits zupfte, verliebte sich Effi in den Klang der Ukulele. Und tauschte das erste, unstimmbare Kinder-Modell gegen eine richtige.
Clemens Schneider
Minimalismus als Maxime
Ein Maximum aus minimalen Elementen zu schaffen ist seins. Thomas Petritsch nimmt die Dinge gern selbst in die Hand. Mit dem Laptop seitlich vor sich, der Ukulele griffbereit und diversen Pedalen zu seinen Füßen loopt sich Effi seit drei Jahren ins Gehör. Wie er alleine die akustischen Instrumente und die elektronischen Devices bedient, ist von Anfang an schön anzuschauen. Attentione, Einsatz Stimme, Loops, durch die kleine Sample-Sensationen springen. Die Stücke habe ich von den ersten Auftritten in Graz melancholischer in Erinnerung, als sie heute klingen. Doch es sind dieselben, versichert Petritsch.
Inzwischen kann Effi aus seinem Fundus schöpfen, ständig überarbeitet er die Stücke. Tun, tun und neue Lieder komponieren, da noch etwas einspielen und dort noch eine Basslinie hinzu. Das nimmt alles kein Ende, sagt er, der bei Konzerten Anderer in der Menge zu finden ist und nicht in den Tratschecken. Wenn er wie die aufgetretene Band unmittelbar nach der Zugabe nicht mehr zu sehen ist, fährt er wahrscheinlich bereits zu Hause seinen Rechner und das Studio in seinen vier Wänden hoch. Um selbst weiter Musik zu machen. Bei Konzerten und elektronischen Festivals könne man sehr viel lernen.
Am Bass oder auf der Ukulele komponiert, kommt danach der Computer ins Spiel, und mit Samples und E-Drums entstehen die Lieder. Dreizehn werden auf "Astronaut" am 21. Jänner erscheinen, und gleich tags darauf wird Effi damit beim FM4 Geburtstagsfest debütieren.
Clemens Schneider
Effi im FM4 Soundpark
So wird Effi dieses Jahr die nächsten Lieder von seiner Studiorampe starten lassen. Prophezeiung ist das keine mehr. Jedes Mal, wenn "Happy" im Radio läuft, sehe ich Andreas Kiendls verzweifeltes Gesicht, wie es in "Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott" noch zerdrückter wird. Ob von seiner Slackerfrisur oder Michael Ostrowskis Ansagen ist schwer zu sagen. Andreas Prochaska hat mit der Komödie den erfolgreichsten österreichischen Film des letzten Jahres gemacht, Kiendl durfte einmal nicht den TV-Polizistenschönling mimen, und Effi war mit seinen ersten zwei, wir wollen sie Hits nennen im Soundtrack prominent vertreten. Für Three Feets Smaller hat Effi das Publikum vor wenigen Wochen auf der Wintertour aufgewärmt und mit Mika Vember geht es im Februar auf Deutschlandtour. Ein bisschen Grammatik-Beihilfe gibt's dann bestimmt wieder nebenbei frei Haus. Kaum einer macht FreundInnen seiner Musik charmanter auf Dativ-Fehler aufmerksam als Effi. "Es ist ihn ein Volksfest!"
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