Erstellt am: 5. 1. 2011 - 10:35 Uhr
FM4 Jahrbuch
Das FM4 Jahrbuch:
Stefan Hiess und Hennes Weiss im Gespräch: am 05.01.2011, von 13 bis 14 Uhr auf FM4
Die Zeit, in der draußen Schnee liegt und die Menschen ihre Freizeit hauptsächlich vorm Fernsehgerät verbringen, das ist die beste Zeit für rot-weiß-rote Jubelmeldungen.
Zeitungsschreiberinnen und Fernsehkommentatoren überschlagen sich in Euphorie, wenn Österreicher mal wieder im Schispringen oder Schifahren oder Schilanglauf Erfolge feiern. Jetzt gibts auch einen Erfolg aus einer unerwarteten Richtung.
De:Bug, das deutsche Magazin für elektronische Musik hat zur alljährlichen Umfrage aufgerufen: welcher Club ist der beste?>
Von den Partys in der Pratersauna war in meinen wochenendlichen Kolumnen 2010 eine Menge zu lesen:
unter anderem zu Gast im Prater: Simian Mobile Disco, Pantha Du Prince, Kelis, Die Antwoord, Hudson Mohawke, Carl Craig, Nicolas Jar, New Young Pony Club, und und und und und...
Und auf Platz 2 taucht da die Pratersauna auf. In der Begründung heißt es dann sogar: „Mit dem Überflieger Pratersauna würden wir sogar die sanfte These wagen, dass Wien im nächsten Jahrtausend das neue Berlin wird."
Mit dem Konnex Berlin/Pratersauna dürfte De:Bug gar nicht einmal weit daneben liegen. Berlin - das ist die Hauptstadt des Easyjetsets. Und woran, wenn nicht an der Nummer eins, sollte sich ein ambitioniertes Projekt wie die Pratersauna orientieren? Noch dazu hat Hennes Weiss, einer der beiden Checker der Pratersauna, in Berlin gelebt und gearbeitet.
Gemeinsam mit Stefan Hiess betreibt er seit dem Spätsommer 2009 die Pratersauna als social life and art space. Kennen gelernt haben die beiden einander beim Studium. Auf dem Papier sind beide Unternehmensberater. Hennes Weiss ist der PR-Auskenner und Business-Mann in der Sauna. Stefan Hiess ist als Friedrich Locke Resident-DJ bei den gefürchteten Wurstsalon-Partys und bringt die Musikexpertise mit.
Dritter Mann im Bunde ist Markus Plech, der sich aus dem Tagesgeschäft allerdings heraushält. Er hat den Kontakt zur Immobilienfirma seines Vaters hergestellt, der das Gebäude der Pratersauna gehört.
Die Location ist der große Trumpf des Projekts: am Rand des Praters weit weg von Anwohnerbeschwerden, mit der U-Bahn trotzdem gut erreichbar; Ein großes Gelände mit dem Charme einer Sauna aus den 1960ern, inklusive Outdoorpool und Saunaräumen, in denen früher (so erzählt man sich das an der Bar) zunächst Spione im kalten Krieg und dann die Russenmafia einen geheimen Treffpunkt hatten.
2010 war das Jahr, in dem die Pratersauna einen bemerkenswerten Weg zurück gelegt hat: von der Underground-Location über Modetrend, Mainstream-Gesprächsthema und Polit-Spekulationen bis hin zu dem, was die Pratersauna jetzt ist: ein guter Platz, um seine freie Zeit zu verbringen.
Genug Fragen, die sich mir da fürs Gespräch mit den beiden bemerkenswerten Gründern der Pratersauna so aufdrängen:
Wie kommt man mit Ende 20 auf die durchaus größenwahnsinnige Idee, so einen Clubtempel zu betreiben? Wie haben sie auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Walter Meischberger und Immobilieneigentümer Ernst Karl Plech reagiert? Mit welcher Strategie lassen sich Marken und Zielgruppen zueinander führen? Und ist das Benehmen der Securitys Teil der Inszenierung?