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Chris Riebenbauer Graz

Protestkultur, Musik, Mode - punk routine in blog form.

5. 1. 2011 - 15:24

Sharks und UK Punk 2011

Sharks sind sicherlich eine der jüngsten und aktuell erfrischendsten britischen Punk-Bands. Ein Interview mit den Jungspunden von der Insel und einen kurzen musikalischen Lokalaugenschein gibt es in der FM4 Basement Show.

Genug der Bestenlisten und Jahresrückblicke. Wir schauen ab sofort wieder nach vorne, wie es sich gehört. 2011 wird ein großartiges Punkrock-Jahr. Viele neue und wirklich gute Bands sind bereits wieder unterwegs und wollen unters Volk gebracht werden. Eine davon sind sicherlich die aus Leamington Spa stammenden Sharks. Die jungen Briten verstehen es mit ihren gerade mal 20 Lenzen, jeden 50-jährigen Clash-Fan zu begeistern und sie überzeugen darüber hinaus auch live. So erlebt vor etwa zwei Monaten in der Wiener Arena im Vorprogramm der großartigen Gaslight Anthem.

Britische Punk Band Sharks

Raw Power Management // Sharks

"Giving the contemporary music scene a good old slap in the face, to wake it out of its current torpor" schreibt The Guardian im Oktober 2010. Das beschreibt die Musik der rotzfrechen Engländer eigentlich ganz gut. Die Band rund um den charismatischen Frontman James Mattock erfindet das Rad zwar nicht neu, überzeugt auf der im Oktober erschienenen EP " Show of Hands" (Best Before Records) aber auf allen Ebenen. Sehr Clash-lastiger Punk-Rock, der auch Vergleiche mit Joy Division, Husker Dü oder den Buzzcocks zulässt. Das Songwriting stimmt, ebenso Stil und Attitüde. Man mag zeitweise nicht glauben, dass es sich hier um eine so junge Band handelt. Alter und Qualität lassen somit auf eine glorreiche Zukunft des Vierers hoffen. Auch das professionelle Team rund um die Band zeigt in diese Richtung. Mit derselben Agentur wie ihre Landsmänner Gallows oder Bring me the Horizon im Rücken, sind sie für den nächsten Schritt in der Karriereleiter sicherlich gewappnet.

Anspieltipp auf der aktuellen EP ist die Single-Auskoppelung "It All Relates", die in punkto Mitsingfaktor am meisten überzeugt. Aber auch Songs wie "Trains" machen gleich zu Beginn Lust auf mehr. Im Gespräch mit der Basement Show gaben sich die Jungs sehr zurückhaltend und eher überrascht über die Möglichkeit, mit so bekannten Bands wie Gaslight Anthem allabendlich die Bühne teilen zu können. Mittlerweile wurden sie übrigens vom amerikanischen Label Rise Records gesignt, was sicherlich die eine oder andere US Tour mit sich bringen wird. Man darf gespannt sein, was von dieser talentierten Band in Zukunft noch alles zu erwarten ist. Wir bleiben auf jeden Fall dran.

UK Punk 2011

Einzig über ihre eigene Punk-Szene wussten Sharks im Interview nicht unbedingt Positives zu berichten. Ein Anlass, der mich dazu bewegte die aktuelle Punk und Hardcore Szene auf der Insel mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Bedeutung der englischen Punk- / Post-Punk-Szene in den 70igern und 80igern brauchen wir an dieser Stelle nicht erwähnen, denn die ist unumstritten als "ALLIMPORTANT" einzustufen. In den 90igern war innerhalb der britischen Punk-Szene aber ein interessantes Phänomen zu beobachten, das mir Duncan von Snuff persönlich in einem Gespräch bestätigte. Durch die Kommerzialisierung des Punk-Rock wanderte ein Teil der aktiven Punker in die Crust/Grindcore oder sogar Techno Szene ab, wo Veranstaltungen noch illegal und szeneintern funktionierten. Die jungen Punk-Rocker orientierten sich somit mehr an dem in den 90igern abermals explodierenden amerikanischen Punk und Hardcore. Klar gab´s auch in den 80igern und 90igern noch wichtige britische Punk Bands wie Crass, Subhumans, Exploited, The Business, Discharge, Conflict oder UK-Subs. Die jüngere Generation wurde jedoch mehr von der Skate-Punk Welle aus den Staaten beeinflusst. Bands wie Goober Patrol, Snuff, Mouthwash oder Consumed gehörten Ende der 90er zu den wichtigen britischen Punk-Bands, die auf Fat Wreck oder Hellcat releasten und die englische Punk-Fahne auch in Übersee hoch hielten. Vor allem Householdname Records aus London nützen diesen Boom und wurden mit Acts wie Capdown oder Lightyear Ende der 90iger zum größten und wichtigsten Punk-Label der englischen Szene. Auch der vom Death Metal beeinflusste New-School-Stil beeinflusste in einem nicht zu unterschätzendem Masse die britische Hardcore Szene. Bands wie Knuckledust oder Stampin' Ground wurden zur Speerspitze des britischen Hardcore.

Aktuell präsentiert sich die britische Punk und Hardcore Szene wieder lebendig und unterschiedlich in Stil und Erscheinung. Generell dominiert eher der Trend zu düsteren Tönen, der oft am amerikanischen old-school Hardcore-Punk angelehnten ist. Aber auch Emo- bzw. Screamo-Einflüsse sind bei vielen aktuellen Bands zu beobachten. Galionsfigur der aktuellen britischen Szene sind sicherlich die aus Watford stammenden Gallows, die nicht nur in England einen großen kommerziellen Erfolg einfuhren, sondern vor allem mit ihrem Debüt "Orchestra of Wolves" auch in den Staaten sehr erfolgreich waren.

Eine weitere wirklich interessante und derzeit aufstrebende Band sind die aus Brighton stammenden "Ghost of a Thousand". Mit ihrer Mischung aus solidem Punk Rock und refusedesken Hardcore begeisterten sie nicht nur das britische Publikum, sondern auch das amerikanische Punk Label Epitaph, das die Jungs 2009 mit dem Album "New Hopes, New Demonstrations " unter Vertrag nahm.

Eine weitere sehr interessante und junge Band sind die aus Exeter stammenden "The Computers", die punkto Stil und Auftreten eine Mischung aus The Hives und The Bronx zum Besten geben.

Oben genannte Bands sind nur als Beispiele der vielseitigen Szene in England zu betrachten. Unbedingt zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang aber noch "The King Blues" oder auch "pulled apart by horses", die mittlerweile in ganz Europa Clubs füllen.

Wer nun Lust auf mehr bekommen hat, der sollte unbedingt der heutigen FM4 Basement Show beiwohnen. Mittwoch Nacht ab 22 Uhr im House of Pain.