Erstellt am: 3. 1. 2011 - 14:58 Uhr
So Hot Right Now
Ist noch Platz im Leben für eine Band aus Brooklyn, New York? Dass Keepaway immer und immer wieder - und zu Recht - mit den Übertypen der avancierten, exzentrisch blitzelnden Popmusik des vergangenen Jahrzehnts, nämlich dem Animal Collective, verglichen werden, stört die Band nur kaum. Das sei in etwa so, erzählen die drei jungen Herren in Interviews, wie wenn einem hübschen High School Girl gesagt würde, sie sähe aus wie Cindy Crawford.

Keepaway
"Animal Collective Changed the Game", sagen Keepaway auch. Den nicht zu überhörenden Einfluss und die Bewunderung für Avey, Panda und Geologist (optional: Deakin) gestehen sie also gerne ein, jetzt wollen sie freilich aber verstärkt an einem Sound schrauben, der sich weiter in noch weniger erschlossene Atmosphären vorwagt. Bislang haben Keepaway zwei sehr gute EPs veröffenlicht, namentlich "Baby Style" und "Kompetitor" (letztere featuret etwas überraschend die smarten HipHopper von Das Racist), auf denen aus dem Zusammenspiel von Indie-Gitarrenband-Instrumentarium, Synths und Samples genau jene wunderlich schwirrende Kaleidoskop-Musik entsteht, die auch auf, sagen wir, "Merriweather Post Pavilion", "Strawberry Jam" oder "Feels" nicht fehl am Platz gewesen wäre. Ein brodelnder Eintopf aus spinnertem Folk, Psychedelik und vibrierender Elektronik. Inklusive Percussion-Alarm, Gerassel, Geklopfe und vielstimmig hallenden Harmonie-Gesängen. Mantrahaft.
Man höre die wunderbaren Stücke "Evil Lady" oder "Yellow Wings": "I Think I Finally Know What I Want/ I Wanna Be Two Places At Once." Da haben sie wohl recht. Und wenn dann dieses Jahr das Debüt-Album von Keepaway erscheinen wird und nur einen kleinen Funken mehr Eigenaroma der Band mitbringt, so soll man bitte ganz genau hinhören und kann auch wieder locker das Batik-T-Shirt aus der Schublade ziehen.

Trophy Wife
Zum Konzert von Trophy Wife trägt man lieber Pullunder. Auch sie drei jungen Herren, in diesem Falle aus Oxford stammend, Städtchen of Universitätsfame, Radiohead, Supergrass und Pitoreskness. Man kann sich Trophy Wife durchaus als Band mit gutem Benehmen vorstellen, ihr Hauptbetätigungsfeld haben sie in melancholisch-schwelgerischem Indie Pop gefunden, in manchen Momenten könnte man auch "Twee" sagen.
Hier ist eine Begeisterung für Belle And Sebastian nachzuhören, aber auch für Gitarren-Wave der 80er wie beispielsweise die schottischen Orange Juice. Ein subtiles Interesse an Afropop und Highlife gilt es auch zu verspüren, weshalb Trophy Wife schon des Öfteren unvermeidlich der Vergleich mit Vampire Weekend nahegelegt worden ist. Nachvollziehbar in Nuancen.
Der Buzz kocht schon ganz gut: Trophy Wife haben mit Toro Y Moi, den Crystal Castles und den Foals (Oxford) getourt und bei der wenig fehlbaren Geschmacksinstanz Moshi Moshi eine Single veröffentlicht, die sowohl von Seite A wie auch von Seite B jeweils einen komplett wunderbaren wie im schmerzlich-schönsten Sinne anrührenden Song direkt ins Herz der Welt spült: Einmal - sehr verzaubernd - "Microlite" (merkwürdiges Video), einmal - sehr großartig - "Take This Night". Wenn denn alles nach Plan und Vorsehung verläuft, wird demnächst das Debüt-Album von Trophy Wife erscheinen und mit subtiler Geste und magischem Sternenstaub endlich wieder den stilvollen Sensibel-Boy minus nerviger Selbstmitleids-Attitude als den sympathischeren unter den Rock-Star-Typen etablieren. Nicht, dass es dann wieder heißt, wir haben von all dem noch gar nichts gewusst.