Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Song Zum Sonntag: Element of Crime"

Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

2. 1. 2011 - 15:52

Song Zum Sonntag: Element of Crime

Statt eines Neujahrsvorsatzes: Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens

Über die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.

Alles eitel, alles keinen Sinn. Der Atheist und Realist Bert Brecht hat mit dem "Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens" ein kleines Pendant zum besten alten, pessimistischen Text, dem "Kohelet/ Prediger Salomo" geschaffen. Alles hier ist Pessimismus und Schicksalsergebenheit. Wirst schon sehen, wenn du Pläne machst, wirst schon sehen, wenn du nach dem Glück strebst, wirst schon sehen wenn du gut sein willst - du hast keine Chance, denn der Mensch ist einfach nicht gut oder schlecht oder schlau genug, als dass er selbst irgend etwas in diesem Leben bewirken könnte.

Cover des Albums "Fremde Federn" von Element of Crime

kingfm.net

Element of Crime haben dieses außergewöhnliche Lied auf eine CD gepflanzt, die man - mit ein paar Ausnahme wie dieses eindringlichen Flüsterwerk - nur bedingt empfehlen kann: Auf "Fremde Federn" schmückt sich die Band mit Coverversionen aus ihrer Geschichte und neben Dylan, Degenhardt, Brecht und Lydia Lunch ist da noch "Leise Rieselt der Schnee", "Last Christmas", "Heimweh" von Freddy Quinn und eine grausam unelegante Version der Can- Weltnummer "She brings the Rain" drauf - das ist nur was für harte Fans der Berliner.

Jedenfalls nehmen sich angesichts dieses zynischen Fanals aus den 30-er Jahren Vorsätze wie "mehr Lesen", "auf Diesel umsteigen" oder das berühmte "Rauchen aufhören" wie lächerliche Momentaufnahmen aus - also fangt gar nicht erst an.

"Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens" aus der Dreigroschenoper gesungen von Bert Brecht

"Die Flüsse fließen ins Meer, doch das Meer wird nicht voll": Das Buch Kohelet oder "der Prediger Salomo"