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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

31. 12. 2010 - 15:35

Games 2010: Viele, kleine Spiele für überall

Die Innovationen der Videospielwelt des vergangenen Jahres tummeln sich im Browser und am Smartphone.

"Mehr Leute spielen, und sie spielen dementsprechend auch unterschiedliche Dinge", sagt Harald Riegler, Geschäftsführer des Wiener Spieleentwicklers sproing, der nächstes Jahr 10-jähriges Jubiläum feiert. Riegler muss es wissen, seine Firma entwickelt Games in unterschiedlichen Gattungen sowohl für Konsolen, Handhelds als auch für PC.

Das Videospieljahr 2010 war geprägt von Abwechslung und Vielfalt. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen. Das immer breitere Auffächern von digitaler Spielkultur ist der beste Beweis für ihr Reifen und Erwachsenwerden. Diese positive Entwicklung bringt aber auch Verunsicherung bei den Geldgebern und Spieleverlagen. Zusätzlich dazu hat Wirtschaftskrise in der Games-Branche ein Jahr später eingeschlagen und die Frage nach dem next big thing war umso größer.

Der Aufstieg der Kleinen

Im Bereich der sogenannten casual und social games, also Videospiele für zwischendurch und die ganze Familie, bringt die inhaltliche Verästelung durchaus auch wirtschaftliche Vorteile. Das beste Beispiel aus dem vergangenen Jahr sind die erschienenen Bewegungstechnologien "PlayStation Move" und "Xbox Kinect", wo man die Games mit dem Körper steuert. Es ist ein neuer Markt, der sowohl im alten "Hardcore"-Bereich funktioniert als auch die neu erschlossenen Zielgruppe der Gelegenheitsspieler/innen anspricht.

Screenshot aus dem Videospiel "Kung Fu Rider" für PlayStation 3: Ein Mann rast mit seinem Bürosessel eine Straße hinunter.

Sony PlayStation

"Kung Fu Rider" für "PlayStation Move": Erfreulich kurios, spielerisch gehaltlos.

Flash- und Facebook-Spiele als Promotion-Werkzeuge

Dass Facebook-Games der feuchte Traum aller vorwärtsdenkenden Marketer sind, kann man auf insidefacebook.com nachlesen.

Die Schwesternseite insidesocialgames.com bringt einen guten Überblick über die erfolgreichsten Facebook-Spiele 2010.

2010 war im Bereich Games auch der Siegeszug der sogenannten Free-To-Play-Games. Ob auf Facebook, im Browser oder zum Download: Simple, aber unterhaltsame Spiele können oft lukrativer sein als klassische, "große" Computerspiele, die man im Handel kauft. Verdient wird dabei wahlweise mit Werbung, Microtransactions oder auf anderen Plattformen, auf denen das jeweilige Spiel dann kostenpflichtig angeboten wird. Das Zauberwort lautet: Crossmarketing. Games auf Facebook haben auch nach dem "FarmVille"-Fieber aus 2009 weiterhin Aufwind und manchmal immer noch bis weit über 50 Millionen User pro Monat.

Auch Flash-Games halten sich in ihrer hohen Popularität, werden aber zunehmend nur noch als erster Schritt im Businessplan kalkuliert, was mitunter eine unangenehme Kluft zwischen Hobbyentwickler ohne Budget und professionellen Spieleentwicklern und Medienkonzernen reißt. Die Profis wechseln von Flash meist schnell weiter zu Facebook, auf Smartphones und vielleicht sogar auf Konsolen. Philipp Seifried von der Wiener Flash-Games-Firma Bobblebrook kennt die Herausforderungen der richtigen strategischen Entscheidung im Bereich Free-To-Play-Games aus der Sicht eines kleinen Entwicklers gut. Wirklich geschmiert läuft es fast nur bei Spielen von etablierten Medienhäusern.

"Adult Swim" ist ein 18-Plus-Sender.

"Robot Unicorn Attack" spielt man hier

"Was bemerkenswert ist, ist so etwas wie 'Robot Unicorn Attack' des US-amerkanischen Kabelfernsehsenders 'Adult Swim'. Du hast einen markanten Soundtrack von Erasure, den Song 'Always', und ein Einhorn, das durch eine bunte Zauberwelt springt. Du hast nur zwei Tasten, es ist ein unglaublich einfaches Spielprinzip. Es ist aber mit einem schönen Marketingbudget released worden und hat sich unglaublich weit verbreitet. In der ersten Woche waren es über eine Million Spieler und dann gab's schnell eine Portierung fürs iPhone."

Die pferdartige-Figur zum Computerspiel "Robert Unicorn Attack".

Matt Willard / Adult Swim

Einfache Idee, perfekte Umsetzung

Persönliche Highlights:

Weil die Blockbuster und Konsolen-Goodies in diesem Artikel weitgehend fehlen, hier meine persönlichen Top-5-Games aus 2010, die hauptsächlich in diese Kategorie fallen.

1. StarCraft II
2. Pac-Man Championship Edition DX
3. Heavy Rain
4. Super Meat Boy
5. VVVVVV

Auch im Bereich der Spiele für Smartphones haben 2010 vor allem jene Titel herausgestochen, bei denen ein simples Spielkonzept perfektioniert und vor allem gut vermarktet worden ist. Die Mobile-Games-Erfolgsgeschichte aus 2010 kommt vom finnischen Spielestudio Rovio, der "Angry Birds" entwickelt hat. Der Wiener Spieleentwickler und Handy-Games-Experte Martin Pichlmair sieht den Erfolg von "Angry Birds" in zwei Faktoren begründet. Einerseits hat man mit einem verhältnismäßig großen Team von 12 Leuten daran gearbeitet, andererseits wurde nicht nur auf die Kraft des Linkweiterschickens und andere viralen Effekten vertraut.

"Was am besten funktioniert hat, ist relativ klassisches Marketing, weil die meistverkauften Smartphone-Spiele dieses Jahres kamen fast alle von großen Firmen bzw. von Chillingo, einem der größten Mobile-Games-Publisher. Und die machen eigentlich sehr herkömmliche Marktingarbeit als Schwerpunkt."

Hardwareseitig hat 2010 weiterhin kein Weg am iPhone vorbeigeführt, auch wenn das Konkurrenz-Betriebssystem Android tapfer versucht, aufzuholen.

Talking 'bout "Minecraft"

"Minecraft"-Songs gibt es in einer melancholisch-besinnlichen und einer fröhlich-poppigen Version.

Erfolgsgeschichten gibt es auch aus dem Bereich Indie-Games. Das prominenteste Beispiel stammt eigentlich schon aus dem Jahr 2009 und begeistert bis heute täglich mehrere Tausend neue Käufer. Das von einer Einzelperson entworfene Spiel "Minecraft" ist eine Mischung aus "Second Life" und Lego-Baukasten. Was ist hier der Schlüssel zum Erfolg? - Für Felix Bohatsch vom Wiener Indie-Games-Studio Broken Rules (of "And Yet It Moves"-Fame) ist es die Mischung aus zugänglichem Gameplay, gestalterischen Freiheiten und einer guten Community: "Es ist noch immer ziemlich überraschend, wieviel tausend Units 'Minecraft' pro Tag verkauft."

Minecraft

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Ein einzelner Entwickler, der schon mit der Alpha-Version seines Computerspiels Millionen von US-Dollar verdient, ist allerdings eine Art Lotto-Sechser im Triple-Jackpot. Der Konkurrenzdruck ist im Indie-Games-Bereich zwar nicht so heftig wie in den hart umkämpften Facebook- und Browser-Märtken, dennoch können die anderen Indies auch hier nicht von der Hand in den Mund leben. 2010 war deshalb auch das Jahr, in dem die Indies ihre eigenen Geschäftsmodelle entwickelt haben. Das erfolgreichste davon ist zweifellos das Prinzip des "Indie Bundles", einem kostengünstigen Paket von Games unterschiedlicher unabhängiger Spieleentwickler. Das letzte Bundle aus dem Dezember hat über 1,8 Millionen Dollar eingebracht.