Erstellt am: 30. 12. 2010 - 16:22 Uhr
Best of Musikvideos 2010
Das Jahr geht zu Ende, im nächsten wird alles besser und sowieso und überhaupt. Aber was bleiben eigentlich für bewegte, bunte Bilder aus diesem Jahr im Kopf hängen? Hier also die besten Musikvideos aus 2010.
Schwerst subjektiv, ohne Reihenfolge und Rücksicht auf Verluste:
- Rewind 2010 - FM4 Jahresrückblick
Best Coast: "When I am With You"
Also bitte, wer den Titel für den besten Bandnamen und den besten Albumnamen des Jahres - "Crazy for You" - gepachtet hat, von dem erwarten wir uns auch nichts anderes als die besten Videos. Hier unten wird also mit unserer kindlichen Sehnsucht nach dem gelben Boten des Teufels und heißen Pommes Frittes gespielt.
Was haben wir früher gebettelt und geheult, den Kindergeburtstag in den fetttriefenden Fertigteil-Styroporhallen des hiesigen Fast Food-Nahversorgers feiern zu dürfen, der unseren Mamas und Papas mittels geschickter Maskottchen-Strategie auch noch die letzten Kröten aus den Taschen ziehen wollte. Obwohl wir Clowns eigentlich prinzipiell grauslich finden, ist das Best Coast-Video natürlich sehr super und wir wollen jetzt auch sofort an den Santa Monica Beach fahren, mit Bethany Cosentino händchenhalten und mit ihr im Garten Fleischlaberln grillen:
Male Bonding: "Weird Feelings"
Das folgende Video zählt zu den besten aus 2010 weil Male Bonding:
...ein Guns'n'Roses Transparent im Jugendzimmer hängen haben.
...geschätzte 150 000 Liter Wackelpudding in der WG Küche für ihr schmieriges Video zusammengekocht und aufgetürmt haben.
...viele rosa Putz-Gummihandschuhe vom Discounter in ein salonfähiges, hübsches Fingermonster verwandelt haben.
...so schön auffällig das allerbeste Beatles-Riff geklaut haben.
Katie Stelmanis: "Natural Woman"
Findige, oberschlaue Querulanten werden jetzt bemängeln, dass sich hier ein Video aus 2009 eingeschlichen hat. Aber das zählt heute ausnahmsweise nicht, weil das hübsch inszenierte Aretha Franklin-Cover hier unten erst knapp 9000 Klicks eingeheimst hat und wir uns deswegen noch lange nicht daran sattgesehen haben. Außerdem ist Katie Stelmanis, die im queer-ligen Toronter Nachtleben zuhause ist, hierzulande noch ein heißer Geheimtipp. Bewundern darf man Katie Stelmanis & Band unter dem Pseudonym "Austra" aber am 5.1.2011 am Wiener Badeschiff und am 8.1.2011 beim Queerbeats-Festival in München:
Summer Camp: "Round The Moon"
Einfach nur wunderbar. Erstens das so schön dahinwabernde, verspulte Lied und dann die passende visuelle Umsetzung, bei deren Anblick man unweigerlich an die Schulsportwoche vor 100 Jahren in St. Wolfgang zurückdenken muss. Für das Video zum Summer Camp-Song wurde einfach die schwedische Filmversion von "La Boum" gehamstert und in passende Happen zerstückelt. Da will man doch glatt wieder 13 sein. Vorausgesetzt man würde diesmal auch so fesch wie ein schwedischer Teenager ausschauen:
Cardiochaos: "Discosleep"
Zeit für filmisches aus heimischen Gefilden: Der junge Herr namens Cardiochaos studiert in Wien an der Filmakademie. Und weil ihn ein Herzfehler nie zu Ruhe kommen lässt, tobt er sich des Nächtens auch an Instrumenten und an elektronischen Objekten aus, jagt in seinem Proberaum Silvesterkracher in die Luft um Lieder aufzufetten und crasht für seine Musikvideos auch schon einmal den Lifeball. Da tun sich performative Momente der schönsten und überraschendesten Sorte auf:
Warpaint: "Elephants"
Mit dem altbackenen Slow-Motion Effekt kann man viele lustige Sachen machen. Meistens schauen solche Videos aber auch sehr gleich aus. Was ist denn nun an diesem hier von Warpaint anders? Die Damen sind halt nicht irgendwer, sondern "THE Hottest Thing" aus 2010. Und wenn man das betörende Video einmal gesehen hat, ist man ganz wuckelig und kann nicht mehr schlafen. Wir würden auch gerne unser Haupthaar so ergreifend schwingen können, wie die Bassistin von Warpaint. Leider sieht's bei uns höchstens so aus, als ob wir uns nur die Schuppen ausbeuteln wollen. Naja.
Pilots: "Masquerade"
Ein homemade DIY-Gustostückerl gibt's auch von den Pilots. Und die brauchen für ein gutes Video nur weiße, selbstgebastelte Paperflieger und schwarze Fingerfarbe. Damit dürfen sie sich gegenseitig beschießen, einschmieren und am Boden wälzen. Fertig ist ein schmuckes, selbstgemachtes Video:
The Thermals: "I Don't Believe You"
Die Pop-Punk-Lauser The Thermals zählten sowieso schon immer zu denjenigen, die es wissen wie man g'scheite Videos macht. Und weil die Thermals auch sehr sparsame Gesellen sind, sind sie auch große Fans des "One Room"-Konzepts:
Man nehme eine Band, sperre sie in einen beengten, hübsch dekorierten Raum ein, lasse die Musik laufen und die Band zum Playback tanzen und springen. Das schaut gut aus und ist kostengünstig. Im aktuellen Video unten wird die Sache aber schon ein wenig more advanced.
Achtung, jetzt mit Handlung und Carrie Brownstein!
LCD Soundsystem: "Drunk Girls"
Pandabären sind sehr herzig. LCD Soundsystem finden wir auch sehr gut. Pandabären + LCD Soundsystem zusammen finden wir also umso besser. Und wenn dann auch noch Spike Jonze ein Video dirigiert, dann sind wir schwerst entzückt. Im Video da unten sind die Bären aber gar nicht so nett zu Herrn Murphy, nix da mit kuscheln, hier wird am Watschnbaum gerüttelt. Andererseits gebührt das dem Maestro, nachdem er ja heuer verkündet hat, dass das aktuelle Album von LCD Soundsystem auch das angeblich letzte sein soll:
Auch sehr, sehr gut:
M.I.A.: "Born Free"
Lady Gaga & Beyonce: "Telephone"
OK Go: "This Too Shall Pass"
She & Him: "In The Sun"
Glee ist ja der wahrscheinlich absolut schlimmste Serien-Hype, der 2010 seinen entgültigen Höhepunkt erreicht hat und uns nun - und ab 2011 noch mehr, dank sei dem deutschen Fernsehen - um die Augen flimmert und flimmern wird. Eine abgestandene, aufgekochte Musicalsuppe, singende, tanzende, schwitzende Pickelkinder und C-Promis, die R.E.M-,
Salt'n'Pepa- und Madonnalieder verschandeln. Die nicht ganz so unüble Gwyneth Paltrow konnte aber immerhin dank Glee der Welt beweisen, dass sie letzten Endes endlich auf die richtigen Antidepressiva eingestellt worden ist.
Wir wollen also bis 2017 wirklich keine High School Yards mehr sehen, auf denen sich laszive Minderjährige - die im wahren Leben schon auf die 42 zu gehen - verrenken und schlimme Lieder durchnudeln. Außer das bezaubernde Wunderwutzi Zooey Deschanel, die darf das ausnahmsweise für ihre Videoclips immer tun: