Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Der große Lauf zum Jahresausklang"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

29. 12. 2010 - 17:20

Der große Lauf zum Jahresausklang

Zum vierten Mal findet in Wien das Street Game "Journey to the End of the Night" statt. Eine gute Durchblutung in der Silvesternacht ist damit garantiert.

Das letzte Mal ist es vergangenes Frühjahr passiert und jetzt, zum Jahresende, ist es wieder soweit. Eine Stadt wird zum Spielplatz, zur Arena zwischen Jägern und Gejagten. Das Street Game "Journey to the End of the Night" ist zurück und lässt einen bekannte und unbekannte Umgebungen neu erleben. Eine Mischung aus Schnitzeljagd und "Räuber und Gendarm" nennen es die Veranstalter, die für den kommenden Silvesterabend eine neue Route durch Wien und fünf neue Checkpoints zusammengestellt haben.

Frau einen Stadtplan studierend

Richard Pyrker

Bereits zum vierten Mal wird Österreichs Hauptstadt damit Schauplatz einer alternativen Realität. Das Spielbrett ist überall: es sind die Straßen, Gassen und Plätze von Wien, Gebäude, Busstationen und Parks. Nur wer aufmerksam, schnell und schlau ist, kommt von einem Checkpoint zum nächsten, ohne von den Jägern erwischt zu werden. Wer von einem berührt wird, wird selbst zum Jäger. Nur in den Checkpoints sind die Läufer geschützt, doch einen Stempel bekommt man nur, wenn man eine bestimmte Aufgabe erledigt ...

Herausforderndes Erlebnis

Angst, Lust, Schmerz, Geschwindigkeit, Fremdheit, Begehren - das sind einige der Gefühlszustände, die bei jeder "Journey" bei der Teilnehmern laut dem offiziellen Manifest hervorgerufen werden sollen. Eine durchaus ambivalente und erwachsene Angelegenheit also. Und doch ist natürlich alles nur ein Spiel und soll vor allem den Blick auf das Gewöhnliche und Bekannte verschieben.

mann im weißen anzug, atomförmige drähte hochhaltend

Markus Mue

Die "Journey to the End of the Night" ist derzeit eines der am öftesten gespielten Street Games weltweit. Das Konzept kommt ursprünglich aus San Francisco und der Bay Area und findet seit 2006 in unterschiedlichen US-amerikanischen und europäischen Großstädten statt. Obwohl dabei oft bis zu 500 Menschen in Gruppen aufgeteilt quer durch die Stadt laufen, gibt es nur selten Probleme mit nichteingeweihten Menschen und Ordnungshütern. Ein diesbezügliches Erlebnis bei der letzten Wiener "Journey" war eher amüsant als unangenehm. Lukas Fittl, einer der beiden Organisatoren der Silvester-"Journey" in Wien, erzählt von freundlichen Wachebeamten, die sich einen Checkpoint nahe einer Polizeistation mal näher angesehen haben. Im Spiel war das die "Nuclear Emergency Unit" - das weißbekittelte "Fachpersonal" neben den Daten aufnehmenden Polizisten hätte ein durchaus amüsantes Bild abgegeben.

polizist schreib einen spialteilnehmer mit "nuclear emergency unit"-jacke auf.

Markus Mue

Bewährtes Rezept

Alle Infos und Links zur silvesterlichen "Journey to the End of the Night" gibt es auf journeyvienna.at.

Auch in Berlin wird zur exakt selben Zeit eine "Journey" stattfinden!

Weil das Konzept mittlerweile weitgehend bekannt ist, ist eine neu ausgerufene "Journey" meist ein Selbstläufer und verbreitet sich über die Kern-Community via Facebook und Twitter in Windeseile. Los geht's heute, am 31. Dezember, bei der Wiener Hauptbibliothek um 19 Uhr, wo zunächst das Briefing stattfinden wird. Mitbringen sollte man möglichst viele Freunde und Bekannte, gutes Schuhwerk, feste Kleidung und den einen oder anderen Snack. Immerhin geht und läuft man in drei Stunden bis zu zehn Kilometer quer durch die Stadt. Eine gute Durchblutung in der darauf folgenden Silvesternacht ist damit garantiert. Wer zu gemütlich drauf ist, darf ab 23 Uhr natürlich auch ohne "Journey"-Teilnahme zur Afterparty kommen.