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Alex Wagner

Zwischen Pflicht und Kür

26. 12. 2010 - 18:35

FM4 Jahrbuch - Menschen 2010

ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer lässt das Jahr 2010 Revue passieren und spricht über die aktuelle Bildungspolitik und die #unibrennt-Bewegung.

Diese Sendung ist 7 Tage als Stream on demand abrufbar.

"Ich mag keine aalglatten Menschen", sagt Sigrid Maurer im Interview mit FM4 Politikredakteur Michael Fiedler im Mai 2009. Die ÖH-Wahlen stehen an und sie will Samir Al-Mobayyed von der AktionsGemeinschaft, damals ÖH-Vorsitzender, vom Thron stoßen. Immer wieder greift sie Samir an, wirft ihm Inkompetenz vor. Selten wurde ein ÖH-Wahlkampf so intensiv geführt. Am 29.6.2009 konnte sich Sigrid Maurer im vierten Wahlgang als neue ÖH-Vorsitzende durchsetzen. Gemeinsam mit Maurers GRAS, dem VSSTÖ und der FEST, der Fraktion engagierter StudentInnen, führt sie fortan die ÖH-Exekutive.

Sigrid Maurer

Daniel Novotny

Sigrid Maurer

Sigrid Maurer ist 1985 in Telfes im Stubaital geboren. Ihre Eltern sind Lehrer und waren am Anfang wenig von ihrer ÖH-Aktivität begeistert. So strichen sie ihr zum Beispiel finanzielle Hilfen. Mittlerweile freuen sie sich aber, wenn ihre Tochter im Fernsehen beim Club2 auftritt. Zur GRAS ist Maurer gekommen, nachdem sie eine Unterschriftenliste gegen die Abschaffung der Musikwissenschaft an ihrer Uni in Innsbruck organisiert hatte und in der ÖH von der GRAS unterstützt wurde. Musik ist Maurer sehr wichtig. Früher sang sie als "Jazzsigi" in der UniBigBand und wollte Berufsmusikerin werden. Heute hat sie dafür keine Zeit mehr.

Sigrid Maurer hat als ÖH-Vorsitzende für zwei Jahre ihr Privatleben an den Nagel gehängt. "Wenn, dann richtig" ist das Motto der 25-Jährigen. Oftmals arbeitet sie mehr als 60 Stunden in der Woche für die ÖH, wie eine "Managerin, auch wenn sie nicht wie eine Managerin bezahlt wird", wie ihre Sekretärin verrät. Rund 400 Euro Aufwandsentschädigung erhält Sigrid Maurer als ÖH-Vorsitzende monatlich, von der sie neben einer kleinen Unterstützung aus dem Sozialtopf ihrer Fraktion ihr Leben finanzieren muss. Kein Wunder, dass man als ÖH-Vorsitzende viel Leidenschaft und Idealismus mitbringen muss. Ihr Studium der Politikwissenschaft und Volkswirtschaft bleibt dabei auf der Strecke.

Obwohl sie zumindest anfänglich nie Gesicht der #unibrennt-Bewegung war, unterstützte sie sie immer aktiv. Gegen Johannes Hahns E-voting-System wehrte sie sich genauso wie gegen die Wiedereinführung von Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen. Als Johannes Hahn als Wissenschaftsminister abdankte und sich als EU-Kommissar aus der Schusslinie zog, standen die Zeichen zunächst positiv. Mit Beatrix Karl als neue Wissenschaftsministerin wurde das Gesprächsklima deutlich besser. Sogar einige Kooperationen zwischen ÖH und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung konnte Sigrid Maurer öffentlich verkünden, wie zum Beispiel die Einführung der Studienberatung.

Doch die Bedingungen für Studierende verschlechtern sich zunehmend. Beatrix Karl hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie die Studiengebühren wieder einführen möchte. Vor wenigen Tagen haben sich führende SPÖ-PolitikerInnen öffentlich gegen ihr Nein zu Studiengebühren ausgesprochen. Mit einem Machtwort konnte Bundeskanzler Werner Faymann die Diskussion über die Studiengebühren in seiner SPÖ fürs erste beenden.

Mit der Kürzung des Anspruchs auf Familienbeihilfe auf 24 Jahre im neuen Haushaltsbudget und der geplanten Universitätsgesetznovelle, die die Möglichkeit der flächendeckenden Einführung von Zugangsbeschränkungen für alle Studienfächer ermöglicht, musste Sigrid Maurer kurz vor Weihnachten einige herbe Dämpfer einstecken. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, besetzte die SPÖ-Parteizentrale, um die SPÖ davon zu überzeugen, der UG-Novelle nicht zuzustimmen, und kämpft für den Erhalt des freien Hochschulzugangs. Das alles zehrt an ihren Kräften. Im Sommer stehen neue ÖH-Wahlen an. Sigrid Maurer will nicht mehr antreten.