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Susi Ondrušová

Preview / Review

26. 12. 2010 - 06:00

Best of Acoustic Sessions (2)

The good, the better, the best: Eine Stunde akustisches Livematerial u.a. mit The Hidden Cameras, Tiger Lillies, Jochen Distelmeyer, Ja Panik.

Teil Zwei der besten Acoustic Sessions aus dem Jahr 2010 - heute, 26. Dezember 2010, von 16 bis 17 Uhr auf FM4.

Im zweiten Teil holen wir endlich ein paar längst fällige Highlights nach. Im Falle der Akustik Session haben wir uns bei der Band, mit der der zweite Teil der Best Of Acoustic Sessions beginnt, unnötig viel Zeit gelassen. Irgendwie wollte das bei den Hidden Cameras nie so klappen. Nicht bei ihrem Auftritt auf der Donauinselfest-Bühne annodazumal, nicht bei ihrem WUK-Konzert im Frühling diesen Jahres. Wir haben überlegt sie im Landesstudio Salzburg beim On The Rocks Auftritt aufzunehmen, auf den Auftritt beim Bluebird Festival 2010 zu warten, schien aber logistisch leichter für alle Beteiligten.

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Tausche Livesession gegen WLan Passwort

Weil Joel Gibb mittlerweile in Berlin wohnt und seine Konzerte in Europa stets mit wechselnder Besetzung spielt (u.a. Rudi Hebenstreit, 50% von A Thousand Fuegos, die in dieser Sendung auch noch einmal vorgestellt werden) und mit seinem perfektionistischen Ansatz keine halben Sachen macht, hat er sich vor seinem Konzert Soundcheck mit seinen MusikerInnen-Kollegen bei uns im Studio 2 einquartiert.

Wir haben kurzfristig auch noch die gewünschte Fender Reverb Amp besorgen können (Danke, Flo / Danke, Andi) und haben bis zur Aufnahme der Session von Zeit zu Zeit reingespäht. Der Titeltrack von "Origin:Orphan" hat noch nie so haunting geklungen wie im ehrwürdigen Studio 2 Saal. Nach ein paar Stunden Proben hat auch jedes dirigierte "Let's try again" Sinn gemacht: die eingeforderten Nuancen mehr "Power" waren hör- und spürbar. Selbst für mich, die gerne sagt "Scheiß dich nicht an, Gasometer Sound ist doch nicht so schlecht!"

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The Hidden Cameras "Boys Of Melody" aus dem Album "The Smell of your own" aufgenommen am 26.11..2010 im Studio 2, Funkhaus

Sound: Rudi Ortner
Kamera: Christian Pausch, Katharina Seidler
Schnitt: Katharina Seidler

Tiger Lillies

Auch mit der Einladung für die Tiger Lillies wollte es beim ersten Mal nicht ganz klappen. Ein Kommunikationsfehler hat die Band letztes Jahr früh morgens aus den Federn gerissen und während sie erwartet haben in unser Studio gefahren zu werden, musste ich ihnen die frohe Botschaft vom überbuchten Studio mitteilen.

ondrusova

Martyn Jacques' nicht mehr der britischen Höflichkeit zugewandte Stimme hatte ich jedenfalls noch sehr gut im Ohr, als wir für sie ein Jahr später den roten Teppich im AR8 Studio vorbereitet haben. Das ewig tourende Cabaret Pop Trio, nie um einen Witz verlegen, hat uns diese Episode schon längst verziehen und für uns unter anderem ein "explicit" Set über Prostituierte und Karnevals gespielt. "Can you play these songs on the radio?" Aber natürlich!

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Tiger Lillies. Das freut.

Jochen Distelmeyer

Auf der Anthology-Box von Blumfeld, dem vier Alben umfassenden Abschiedsgeschenk namens "Ein Lied Mehr" findet sich die Konzert-Aufnahme der Blumfeld-Radiosession aus dem Jahr 2006. Ein akustisch aufgenommenes "Wir Sind Frei" oder "Apfelmann" hätte unseren Audio Archiven nicht geschadet, aber die Studioeinladung sollte bis zur Veröffentlichung von Jochen Distelmeyers erstem Soloalbum "Heavy" dauern und dann auch erst beim dritten Wien-Konzert im Oktober dieses Jahres klappen. Hurra. File under: Best Vocals / Best Lyricist 2010.

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Aus der Abteilung: Singer / Songwriter alleine auf der Gitarre gibt es im zweiten Teil dieser Best-Of-Serie auch die irische Musikerin Wallis Bird zu hören (Foto hier als Beweis, dass ich mir das mit dem spiegelverkehrten guitar picking nicht selber ausgedacht habe).

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Wallis Bird

Und dann noch: Josh Ritter aus Moscow. Liegt nicht exklusiv in Russland, sondern auch in Idaho, wo Josh Ritter geboren wurde. Für den Karrierestart und seine treuen Anhänger besonders in Irland ist niemand anderer als langjähriger Freund Glen Hansard verantwortlich, der ihn bei einer Open Mic Session spielen gehört hat und ihn auf unzähligen Frames Konzerten performen ließ. Da haben sich zwei troubadours gefunden. Im Februar dieses Jahres hat Josh Ritter auch Glen Hansards Seitenprojekt The Swell Season supportet und sich für die Acoustic Session bei FM4 Zeit genommen. Meinen Wunschsong, den neunminütigen Roman in Folkformat "Thin Blue Flame" hat er zwar nicht ganz zu Ende gespielt zwecks der Strophendetailvergessenheit ab Strophe vier. Dafür aber Songs aus seinem damals noch unveröffentlichten, aber mittlerweile für die Allgemeinheit erhältlichem Album "So Runs The World Away".

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Josh Ritter

Warum sich Ja Panik mit ihren Instrumentenkoffern noch nie in unser Akustik Studio verirrt haben, lässt sich nur mit der geographischen Nähe Berlin-Wien entschuldigen, wohin die Band mittlerweile ausgewandert ist. Im Rahmen ihres Heimkonzertes im Oktober im Flex, gab es kein Entkommen mehr und das Piano musste anrollen. Wäre ich zur selben Zeit nicht mit Fieberwahn im Bett gelegen, hätte ich ihnen eine Setlist vor die Mikros geklebt mit meinen Top3 Ja Panik Songs.

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Vor der Session ist entweder nach der Session oder vor dem Interview.

Stattdessen hat die Band zwei neue Songs aufgenommen, die nächstes Jahr im April auf dem neuen Ja Panik Album erscheinen werden. Den Albumtitel hat mir Andreas Spechtl schon erzählt, aber es war 5 Uhr früh im Flex und ich hab ihn vergessen. Der eine neue Track heißt "This Ship Is Ought To Sink" und (bestes!) "Run From The Ones That Say I Love You". Ich empfehle, auf den Text zu achten, damit ihr euch eure eigenen lyrischen Interpretationen zurechtlegen könnt, bevor das das Album begleitende Manifest auf diesen Seiten hier erscheinen wird. Man kann mit dem Nachdenken nämlich nicht früh genug beginnen!

When Saints Go Machine

Das war jetzt aber genug Gitarre, Klavier und Cello. Manchmal, aber doch bitten wir eine Band in unser Studio, die eher mit flackernder Discobeleuchtung auftritt und die Bedienungsanleitung eines Synths und Drumcomputers studiert als die traditionellen Moll-Akkorde eines akustischen unverstärkten Instrumentes. When Saints Go Machine aus Dänemark haben dank der Verkabelungskunst vom Kollegen Motorpitch aka Florian Blauensteiner ein Set gespielt, bei dem die Songgerüste vom "Ten Makes A Face" Album in neuem, reduziertem, aber nicht minder mitreißendem Audioglanz erstrahlen. Wie das klingt, könnt ihr heute im Teil 2 der Best Of Acoustic Session Sendung nachhören. Ab 16 Uhr. Yes.

ondrusova

When Saints Go Machine. Tür war eine Sekunde nach dem Foto wieder zu. Ich schwöre.